- Deutsche Geschichte (I) bis 1500
- Deutsche Geschichte (II) 1517-1815
- Deutsche Geschichte (III) 1815-1918
- Deutsche Geschichte (IV) 1919-1991
Die Weimarer Republik 1919-1933
Durch die Novemberrevolution 1918 wurde Deutschland eine Republik, der die Weimarer Nationalversammlung 1919 eine demokratisch-parlamentarische Verfassung gab. Der Friedensvertrag von Versailles brachte dem Land große Gebietsverluste. Deutschland durfte nur noch ein keines Berufsheer halten und mußte riesige Reparationsleistungen auf sich nehmen. In den ersten fünf Jahren war die Weimarer Republik durch innere Wirren, einen wirtschaftlichen Niedergang (Inflation) und die französische Besetzung des Ruhrgebiets schwer bedroht. Erst 1924 gab es eine Beruhigung und bald sogar einen wirtschaftlichen Aufschwung. Außenminister Stresemann bahnte ein besseres Verhältnis vor allem zu Frankreich an, und Deutschland wurde Mitglied des Völkerbundes (1926).
Die Weltwirtschaftskrise seit 1929 zog das deutsche Volk sehr in Mitleidenschaft; überall herrschte Massenarbeitslosigkeit. Die radikalen Parteien schwollen an, die demokratischen Parteien konnten sich nicht mehr auf ein gemeinsames Regierungsprogramm einigen. Die Regierungen mußten mit Hilfe von Notverordnungen regieren. Schließlich berief Reichspräsident Hindenburg 1933 Adolf Hitler, den Führer der Nationalsozialisten, zum Reichskanzler.
Das dritte Reich 1933-1945
Hitler erhielt vom Reichstag ein befristetes Ermächtigungsgesetz, aber er beseitigte Schritt für Schritt alle Einrichtungen, die ihm die Alleinherrschaft hätten streitig machen können. Öffentliche Arbeitsvorhaben und die beginnende Rüstung beseitigten die Arbeitslosigkeit und brachten eine wirtschaftliche Besserung. Die Fesseln des Versailler Vertrags wurden durch verschiedene Maßnahmen und Entwicklungen gesprengt, z.B.: 1935, allgemeine Wehrpflicht und Aufrüstung; 1936, Besetzung der Rheinlande und Bündnisse mit Italien und Japan; 1938, Anschluß Österreichs und des Sudetenlandes ans Reich. Diese Erfolge sicherten Hitler die begeisterte Stimmung des größten Teils des Volkes und ließen viele Menschen über Gesetzlosigkeit und Brutalitäten seines Regimes hinwegsehen, als deren furchtbarste die Judenvernichtung in die Geschichte eingegangen ist.
Unmittelbar nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933 sahen sich die deutschen Juden einer zunehmenden Feindseligkeit und Diskriminierung ausgesetzt. Die Nürnberger Gesetze von 1935 gaben dem Judenhass der Nationalsozialisten eine juristische Form. In der Reichspogromnacht 1938 zerstörte ein nationalsozialistischer Mob zahlreiche Synagogen und Geschäfte der Juden. Die Wannseekonferenz 1942 gab schließlich das Startsignal für den Massenmord an allen Juden im nationalsozialistisch beherrschten Europa, der Namen wie Auschwitz, Majdanek und Treblinka zu Synonymen für unfassbare Grausamkeit und Barbarei gemacht hat.
Als Hitler Nachbarvölker zu unterjochen begann – im März 1939 besetzte er die Tschechoslowakei -, stellten sich ihm England und Frankreich mit größerer Entschlossenheit entgegen. Aber der Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion im August 1939 erlaubte Hitler den Angriff auf Polen, der den Zweiten Weltkrieg auslöste.
In etwas mehr als zwei Jahren eroberte Hitler-Deutschland fast ganz Europa. Sein Vorstoß nach Rußland bis vor Moskau brachte jedoch keine Entscheidung. Der Kriegsausbruch zwischen Japan und den USA im Dezember 1941 führte auch die USA in den Krieg gegen Deutschland. Im Winter 1942/43 erlitten die deutschen Truppen bei Stalingrad eine entscheidende Niederlage. 1943 brach Italien zusammen. Bombenangriffe zerstörten die deutschen Städte. Der anfänglich erfolgreiche Seekrieg (vor allem durch U-Boote) verlor seit 1943 an Wirkung. 1944 mißlang der Versuch eines Widerstandskreises, die Hitlerherrschaft zu beseitigen (Attentat des Grafen Stauffenberg). Die deutschen Heere wurden im Osten, Süden und Westen immer weiter zurückgedrängt. 1945 wurde Deutschland erobert und mußte am 9. Mai kapitulieren. Hitler hatte zuvor Selbstmord begangen.
Die Teilung Deutschlands seit 1945
Nach der Kapitulation übernahmen die vier Siegermächte USA, England, Frankreich und die Sowjetunion die Regierungsgewalt in Deutschland und teilten es in vier Besatzungszonen auf. Berlin wurde ausgenommen, aber ebenfalls viergeteilt.
Die deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie wurden polnischer und sowjetischer Verwaltung unterstellt. Ein Friedensvertrag sollte hier die endgültigen Grenzen festlegen, aber schon jetzt wurde die deutsche Bevölkerung dieser Gebiete vertrieben: 11 Millionen Deutsche mußten ihre angestammte Heimat verlassen, um als Flüchtlinge und Heimatvertriebene im restlichen Deutschland unterzukommen und neue Heimat zu finden.
Die Regierung Deutschlands durch den „Alliierten Kontrollrat“ endete 1948, und die Sowjetunion führte in ihrer Besatzungszone eine kommunistische Zwangsordnung ein. Als 1948 in den inzwischen vereinigten Westzonen eine Währungsreform erfolgte, sperrte die Sowjetunion die Grenzen ihrer Zone. Ihr Versuch, Westberlin durch eine Blockade in die Hand zu bekommen, scheiterte jedoch an der Versorgung der Stadt über eine Luftbrücke.
1949 wurde in Westdeutschland die Bundesrepublik Deutschland mit einer demokratisch-parlamentarischen Verfassung und Bonn als Hauptstadt gegründet. Unter Bundeskanzler Konrad Adenauer (bis 1963) trat sie 1954 westlichen Verteidigungsbündnissen bei und bildete mit Frankreich, Italien und den Benelux-Staaten die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Die „soziale Marktwirtschaft“ wurde nun zur Schöpferin des wachsenden Wohlstandes („Wirtschaftswunder“).
1949 wurde in der russisch besetzten Zone, der sogenannten Ostzone, die Deutsche Demokratische Republik (DDR) mit Ostberlin als Hauptstadt gegründet. Da die Regierung der DDR nicht auf freien Wahlen des Volkes beruhte, wurde sie fast nur von den Ostblockstaaten diplomatisch anerkannt. Auch die DDR erreichte einen wirtschaftlichen Aufschwung, wenn auch später als die Bundesrepublik und in geringerem Ausmaß. Wegen der erheblichen Einschränkungen in allen Lebensbereichen durch durch Staat und Regierung flüchteten bis 1961 etwa drei Millionen Bewohner der DDR in den Westen. Um dies zu verhindern, wurde seit 1952 zunächst die Grenze nach Westdeutschland so ausgebaut, daß sie kaum zu überwinden war. 1961 wurde dann auch die Sektorengrenze in Berlin durch den Bau einer hohen Mauer zu einer Sperre ausgebaut.
Auf dem Weg zu einem wiedervereinigten Deutschland
Die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten waren anfänglich sehr gespannt. Besonders von westdeutscher Seite hielt man an der Behauptung des Alleinvertretungsanspruchs für Deutschland und am Ziel der Wiedervereinigung fest, während man in der DDR um politische Anerkennung als unabhängiger deutscher Staat bemüht war.
Erst die Ostpolitik der Regierung Brandt/Scheel ermöglichte 1969 die staatsrechtliche Anerkennung der DDR und ein Angebot, auf Gewalt zwischen den beiden deutschen Staaten zu verzichten. Weitere offizielle Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR führten 1973 zum Abschluß des Grundvertrages. Dies war ein wichtiger Schritt zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten. Er legte den Grundstein für die Gleichberechtigung der beiden deutschen Staaten und führte im Herbst 1973 zur Aufnahme beider Staaten in die UNO.
Nach Einsetzen der sowjetischen Reformpolitik (seit 1985) verlor die DDR durch Festhalten am dogmatischen Kurs den Anschluß. Der wachsende Druck im Innern entlud sich 1989 zuerst in einer wachsenden Fluchtwelle. Anläßlich der 40-Jahr-Feiern entstanden dann Massendemonstrationen. Diese „friedliche Revolution“ führte zu inneren Kämpfen in der Parteiführung der DDR, und trotz Versuchen, das Blatt noch zu wenden, mußte die SED-Herrschaft schließlich abtreten. Die neue Regierung konnte aber den Weg zur Wiedervereinigung auch nicht mehr aufhalten. Am 1. Juli 1990 trat die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion in Kraft. Dies kostete der Bundesrepublik hohe Summen an Geld. Nachdem auch die Widerstände anderer Staaten, besonders der Sowjetunion, aus dem Weg geräumt werden konnten, wurde am 3. Oktober 1991 endgültig die Wiedervereinigung vollzogen. Damit hat in der langen und vielfältigen Geschichte Deutschlands ein neuer Abschnitt begonnen. Nun muß die äußere Vereinigung Deutschlands auch zu einer inneren Vereinigung führen, und die vielen Probleme der Gegenwart müssen gemeinsam gemeistert werden.
Die Texte für diese Serie (mit Ausnahme des fünften und fünfzehnten Abschnitts von Teil 4) wurden dem Buch „Wissen“ (Zweibrückenverlag, Weinheim) entnommen.