Das Jahr 2003 und seine Folgen ****

Auch das Jahr 2003 wollen wir an dieser Stelle Revue passieren lassen. Dabei sollen uns vor allem einige der von der GfdS[1] zusammengestellten „Wörter des Jahres“ helfen.

Politisch war das Jahr 2003 wohl vom Krieg im Irak bestimmt. Während die Amerikaner, Briten und einige andere Nationen diesen Krieg befürworteten, waren andere Staaten dem Krieg gegenüber eher kritisch eingestellt. Allen voran waren dies Deutschland und Frankreich. Der amerikanische Außenminister Rumsfeld nannte diese Staaten deshalb „das alte Europa“. Ein Begriff, der natürlich von den „alten Europäern“ nicht gerne gehört wurde und letztendlich zum „Wort des Jahres“ wurde. Aber auch SARS[2], diese heimtückische Krankheit aus Asien, der viele Menschen zum Opfer fielen, machte viele Schlagzeilen.

Innenpolitisch war 2003 ein schwieriges Jahr für die Regierung. Gleich an verschiedenen Stellen wurden die Probleme des Sozialstaats deutlich: Rente, Gesundheit, Arbeit und Steuern. Die Zahl der Rentner steigt stetig, während es immer weniger arbeitende Menschen gibt. So wird es immer schwieriger werden, die Renten zu bezahlen. Auch im Gesundheitswesen stiegen die Kosten und damit die Beiträge der Versicherten. 4,2 Millionen Arbeitslose wurden registriert, und mit der Konjunktur ging es nicht bergauf. Über die dafür notwendigen Lösungsvorschläge für diese Probleme kam es zwischen den Parteien und auch innerhalb derselben zu einem „Reformstreit”. Der Kanzler legte seine „Agenda[3] 2010” vor, die bis zum Jahr 2010 größere Einschnitte und Veränderungen im sozialen System in Deutschland vorsieht. Bei den deutschen Wählern hat dies bisher wenig Zustimmung gefunden. Bei Meinungsumfragen steckt die SPD im Dauertief. Nur wenige würden zurzeit diese Partei wählen.

Ein interessantes Wortmonstrum[4] haben die Reformvorschläge auch hervorgebracht: das so genannte „Steuerbegünstigungsabbaugesetz„. Dies zeigt wieder einmal die Fähigkeit der deutschen Sprache, ganze Prozesse in ein mehrfach zusammengesetztes Wort zu fassen. Ob das jedoch noch einer versteht?

Nicht nur Politik und Wirtschaft haben 2003 für das große Stöhnen gesorgt, auch das Wetter machte von sich reden. Nach der Jahrhundertflut 2002 war 2003 das Jahr der „Jahrhundertglut„. An manchen Orten stiegen die Temperaturen in Deutschland auf tropische 40 Grad. Die Feriengebiete an Nord- und Ostsee waren restlos ausgebucht. Biergärten und Eisdielen machten Rekordumsätze. Aber in der Landwirtschaft gab es wegen der lang anhaltenden Dürre in einigen Gebieten Deutschlands große Ernteausfälle. Was des einen Freud, ist des anderen Leid!

Freude machte im letzten Jahr auch der deutsche Film. Der Film „Good Bye Lenin“ wurde im In- und Ausland ein Megahit. Mehr als 6,5 Millionen Deutsche lockte er im vergangenen Jahr in die Kinos. Er erzählt die Wendezeit in der ehemaligen DDR aus der Sicht einer Frau, die kurz vor der Wende ins Koma fällt und erst einige Wochen später wieder aufwacht, ohne etwas davon mitbekommen zu haben. Ihr Sohn will sie nicht beunruhigen und versucht, für seine Mutter die DDR weiterleben zu lassen. Ein lustiger aber auch sehr nachdenklich machender Film. [5]

Zu einem „Wort des Jahres“ wurde auch das Neudeutsche „googeln„, als Bezeichnung für eine Recherche per Computer im Internetsuchdienst „Google“. Genauso die „Alkopops„, harmlos schmeckende, aber gefährliche alkoholische Mixgetränke aus Wodka, Whisky oder Rum und Limonade, die immer beliebter werden. Und dann suchte Deutschland noch den talentiertesten Nachwuchssänger. Die Serie „Deutschland sucht den Superstar“ begeisterte – und begeistert wieder- viele Jugendliche.

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 2/2004

Einen weiteren Artikel zum Jahr 2003 finden Sie hier.

[1] Gesellschaft für deutsche Sprache
[2] Abkürzung für englisch Severe Acute Respiratory Syndrome] (schweres akutes respiratorisches Syndrom, schweres akutes Atemwegsyndrom): eine hochansteckende Viruserkrankung der Lunge
[3] die Agenda: [lateinisch »was zu tun ist«] hier: Programm; Liste von Vorschlägen
[4] das Monstrum: (hier) etwas, das viel zu groß und meist auch hässlich ist
[5] Aber auch Filme, wie „Das Wunder von Bern”, über den Gewinn der Fußball- Weltmeisterschaft von 1954 in der Schweiz, oder die deutsche Co-Produktion „Luther“ wurden zum Kassenschlagern,. Außerdem Kinderfilme wie „Die Wilden Kerle“ oder „Till Eulenspiegel“.