- Deutsche Geschichte (I) bis 1500
- Deutsche Geschichte (II) 1517-1815
- Deutsche Geschichte (III) 1815-1918
- Deutsche Geschichte (IV) 1919-1991
Für die Abgrenzung der Neuzeit zum Mittelalter sind besonders die Entdeckung Amerikas (1492) und die Reformation (1517) maßgeblich geworden. Beide Ereignisse haben auch für die deutsche Geschichte eine grundlegende Bedeutung. Die Entdeckungen in Übersee und der ihnen folgende Überseehandel machten Deutschland zu einem Hinterland und ließen es im Vergleich zu Westeuropa wirtschaftlich rückständig werden. Die Reformation spaltete die deutschen Länder in katholische und protestantische und befestigte damit die Zersplitterung des Reiches vollends. Wirtschaftliche und politische Schwäche machten Deutschland anfällig für ausländische Beeinflussung oder gar Bevormundung.
Ein Kennzeichen dieser Epoche ist der fürstliche Absolutismus. Er setzte an die Stelle des mittelalterlichen Lehnswesens, dessen verwickelte Ordnung viele Freiheiten gewährt hatte, den einheitlichen Beamtenstaat des landesfürstlichen Regiments. »Fürstenwillkür« züchtete einen »Untertanengeist«, der oft seltsam mit »Liebe und Treue zum angestammten Herrscherhaus« verbunden war.
Reformation und Gegenreformation – 1517-1648
Luthers Kritik an der auf das Äußere bedachten Religion der damaligen Kirche wurde zur Glaubensreform. Sie fand rasch in ganz Deutschland Anhänger und wurde von zahlreichen Reichsständen (Fürsten und Reichsstädten) übernommen. Sie legten 1530 ihr neues Bekenntnis in der Augsburger Konfession fest.
Obwohl Kaiser Karl V. (1519-56) ein Reich besaß, in dem „die Sonne nicht unterging“, gelang es ihm nicht, die neue Bewegung zu unterdrücken. Er war zu sehr mit den Kriegen gegen Frankreich oder die Türken beschäftigt, und schließlich wurde auch der Widerstand deutscher Fürsten gegen seine Übermacht zu groß. Auf dem Reichstag zu Augsburg (1555) wurde schließlich das Augsburger Bekenntnis als gleichberechtigt mit dem katholischen anerkannt.
Auf dem Konzil zu Trient (1545-63) setzte die katholische Kirche dem Protestantismus ihre Glaubenslehre entgegen und festigte ihre Organisation. Im Jesuitenorden gewann das Papsttum seit 1540 einen geschickten und unermüdlichen Vorkämpfer. Die Gegenreformation hielt nun den Protestantismus auf oder drängte ihn gar zurück. Als sich 1618 in Böhmen die protestantischen Stände gegen den späteren Kaiser Ferdinand II. erhoben und ein Jahr darauf den Protestanten Friedrich V. von der Pfalz zum König wählten, führten die religiösen und politischen Gegensätze zum Krieg.
In diesem Dreißigjährigen Krieg (1618-48), der weite Landstriche verwüstete und entvölkerte, verlor Deutschland durch das Eingreifen Schwedens und Frankreichs bedeutende Gebiete im Norden und Westen.
Der Westfälische Friede (1648) entschied nun endgültig über die Verteilung der Konfessionen in Deutschland: Katholizismus im Süden, Protestantismus im Norden, im Westen eine Mischung. Kaiser und Reich mußten fast alle Souveränität an die Reichsstände abtreten. Die meisten von ihnen besaßen ihrer geringen Größe wegen überhaupt kein Gewicht, aber auch die größeren unterlagen ausländischem Einfluß. Französische Politik, Kultur, ja Sprache herrschten an den Höfen; die Fürsten ahmten den „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. nach, sowohl in der absolutistischen Regierungsform wie im Bau prunkvoller Barockschlösser. Dem Volk sowie dem deutschen Geistesleben waren nur enge, bescheidene Verhältnisse vergönnt.
Aufstieg Österreichs und Preußens – 1648-1786
Frankreich nutzte sein Übergewicht dazu, sich im Elsaß und in Lothringen weiter auszudehnen. Das Elsaß blieb ihm auch. Rußland trat durch Peter den Großen (1682-1725) und seinen Sieg über Schweden mitbestimmend in den Kreis der europäischen Mächte ein. Sein Druck auf Schweden und Polen ermöglichte Brandenburg die Ausdehnung an die Ostsee.
Brandenburg-Preußen hatte sich schon unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1640-88) erheblich vergrößert und sich in Preußen von polnischer Lehnshoheit befreit. 1701 wurde Friedrich III. König in Preußen. Der „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. (1713-40) machte aus dem Land einen kraftvollen Militär- und Beamtenstaat. Sein Sohn Friedrich der Große (1740-86) nahm Österreich 1740 Schlesien ab und behauptete es im Siebenjährigen Krieg (1756-63) gegen die übermächtige Koalition Österreichs, Frankreichs und Rußlands. Preußen war eine Großmacht geworden. Darüber hinaus hatte die Gestalt Friedrichs deutschen Nationalstolz geweckt und seine Art eines „aufgeklärten Absolutismus“ Bewunderung und Nachahmung bewirkt.
Österreich war schon vor Preußen zur Großmacht aufgestiegen in zahllosen Kämpfen gegen die Türken, die ihr Reich schon zur Zeit Karls V. bis über Ungarn ausgedehnt hatten. 1683 belagerten sie sogar Wien, allerdings vergeblich. Seit dem ging Österreich zum Gegenangriff über, indem Prinz Eugen den Türken Ungarn mit Siebenbürgen abnahm (Friede zu Karlowitz, 1699). Maria Theresia (1740-80) mußte dann allerdings Schlesien an Preußen abtreten und dieses als gleichrangige Macht anerkennen.
Im 18. Jahrhundert gewann das deutsche Bürgertum an Bedeutung. Aus ihm wuchs das Geistesleben, ausgehend von der gesamteuropäischen Aufklärung, zu der Höhe der deutschen Klassik und Romantik. In der Goethezeit (1749-1832) erlangten deutsche Dichtung, Musik und Philosophie Weltgeltung.
Revolutionszeit – 1789-1815
Die Französische Revolution (1789) brachte für Frankreich eine gesellschaftliche, für Deutschland eine politische Umwälzung hervor. Begünstigt durch den Umstand, daß Preußen und Osterreich zusammen mit Rußland mit der fortschreitenden Teilung Polens (1772, 1793 und 1795) beschäftigt waren, eroberte die Französische Republik 1792-97 die deutschen Gebiete bis zum Rhein. Die dadurch beeinträchtigten deutschen Fürsten sollten im übrigen Deutschland Entschädigungen erhalten. Ein Beschluß (1803) lieferte an sie alle geistlichen Herrschaften aus (Säkularisierung, d. h. Verweltlichung), dazu die meisten Reichsstädte und kleinen weltlichen Herrschaften. Die Länder Bayern, Baden, Württemberg, Hessen-Kassel und Nassau wurden gewaltig vergrößert; aber dies reichte nur dazu aus, sie im „Rheinbund“ (1806) zu leistungsfähigeren Vasallen Napoleons zu machen.
Die „Rheinbundfürsten“ traten förmlich aus dem Reich aus. Kaiser Franz II. legte die deutsche Kaiserkrone nieder. Vorsorglich hatte er schon 1804 als Franz I. den Titel eines Kaisers von Österreich angenommen. 1806-07 warf Napoleon Preußen nieder und dehnte sein Herrschaftsgebiet bis zur Elbe aus. Aber Preußen ging den Weg einer inneren Erneuerung, und das französische Übergewicht stachelte den deutschen Patriotismus auf. Als Napoleon 1812 in Rußland geschlagen wurde, erhob sich 1813 zuerst Preußen, bald auch Österreich gegen ihn, und schließlich nahmen auch noch die Rheinbundstaaten an den deutschen Befreiungskriegen teil. Im Bund mit Rußland und England wurde das napoleonische Kaiserreich 1813-15 gestürzt. Der Wiener Kongreß (1814-15) gab Deutschland eine neue Verfassung.