Nun ist das Korn geschnitten
Nun ist das Korn geschnitten,
die Felder leuchten fahl [1],
ringsum ein tiefes Schweigen
im heißen Sonnenstrahl.
Verblüht ist und verklungen,
was duftete und sang,
nur sanft tönt von den Triften [2]
der Herdenglockenklang.
Das ist, o Menschenseele,
des Sommers heilger Ernst,
daß du, noch eh er scheidet,
dich still besinnen lernst.
Ferdinand von Saar
(1833-1906; österr. Dichter)
[1] fahl: so, dass es keine große Helligkeit ausstrahlt und dadurch kalt und nicht angenehm wirkt
[2] die Trift: Weide