Wer kennt nicht das „große Halleluja“[1] aus dem „Messias“? In Amerika und in vielen asiatischen Ländern ist es genau so bekannt wie in Europa. Es stammt von Georg Friedrich Händel (1685 – 1759), einem der größten Komponisten.
Händel war eine Kraftnatur, eine Kämpferpersönlichkeit. Er war groß gewachsen, aß und trank Unmengen, konnte 20 Stunden lang ununterbrochen komponieren und hatte eine fast unerschöpfliche Schaffenskraft. Bekannt war er für seine Wutanfälle. Einmal drohte er einer Sängerin, die seinen Anweisungen nicht folgen wollte, sie aus dem Fenster zu werfen.
Entsprechend kraftvoll ist seine Musik. Sie ist breit ausladend, einfach, von majestätischer Wucht[2] (besonders in den Chören), voll der herrlichsten Melodien.
Händel wurde in Halle in Sachsen geboren. 1710 ging er erstmals nach England, das ihm zur zweiten Heimat wurde.
In London schrieb Händel vor allem Opern. Teils hatte er damit Erfolg, teils musste er Misserfolge akzeptieren. Neben anderen Opernkomponisten waren auch zahlreiche Adlige seine Gegner. Zu einem von ihnen sagte Händel einmal: „Ich würde es bedauern, wenn ich meine Zuschauer nur unterhalten hätte“ (wie die Adligen es wollten), „ich wünschte, sie besser zu machen.“
Schließlich war Händel geschäftlich ruiniert. Er hatte hohe Schulden. 1737 traf ihn ein schwerer Schlaganfall. Er war halbseitig gelähmt und konnte nur noch einzelne unverständliche Worte lallen[3]. Die Ärzte meinten, er werde nie wieder arbeiten können. Aber das Wunder geschah. Durch stundenlanges Baden in den heißen Quellen von Aachen wurde seine Gesundheit völlig wiederhergestellt.
Händel war durch die Not, die er erlebt hatte, demütig und offen für Gott geworden. Er wendete sich jetzt von der Oper mit ihrer meist oberflächlichen, auf italienisch gesungenen Handlung ab und komponiert englische Oratorien[4] überwiegend biblischen Inhalts. (Aus „Judas Makkabäus“ z. B. stammt die Melodie des bekannten Weihnachtsliedes „Tochter Zion, freue dich“.) Jetzt blieb ihm der Erfolg treu.
1741 komponierte er in nur gut drei Wochen sein berühmtestes Werk, den „Messias“. Darin wird der Weg unseres Erlösers Jesus Christus beschrieben: von seiner Ankündigung, seiner Geburt, seinem Sterben und Auferstehen bis hin zu seiner Wiederkunft und unserer eigenen Auferstehung. Den Erlös des „Messias“ spendete Händel stets für Waisenkinder und Arme.
Händel schrieb auch großartige Instrumentalwerke[5], etwa die „Wassermusik“, die „Feuerwerksmusik“, Concerti grossi und andere.
1751 erblindete Händel. Auf seinem Sterbebett ließ er sich Psalmen und Trostworte aus der Bibel vorlesen. Seine letzten Worte waren das von ihm im „Messias“ vertonte Bibelwort „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“. In der Westminster Abbey[6] ist er unter den Großen Englands begraben.
Hans Misdorf
Der Artikel erschien in „Der Weg“ 1/2012
[1] Musikstück als „Flashmob“: http://www.youtube.com/watch?v=SXh7JR9oKVE
[2] Kraft
[3] undeutlich sprechen
[4] von lateinisch oratorium = Bethaus; Vertonung einer geistlichen Handlung für Chor, Einzelstimmen und Orchester
[5] Musikstücke für Orchester/Einzelinstrumente ohne Chor/Gesang
[6] deutsch: Abtei, Kloster. Hier: eine bekannte große Kirche in London