Gott ist treu ***

Im Januar 2001 bin ich aus der Hitze von Sao Paulo ins kalte Deutschland gekommen. Als ich aus dem Flugzeug ausstieg, wunderte ich mich, dass man hier in Deutschland die Flughäfen mit so viel Schaum reinigt. Das war meine erste Begegnung mit Schnee. Kurze Zeit später in meinem allerersten Spiel für den VfB Stuttgart [1] stand ich einem Riesen namens Lokvenc gegenüber. Ich glaube, er hatte Schuhgröße 50, und ich fühlte mich wie David gegen Goliath. Doch trotzdem schoss ich bei Eiseskälte gleich 3 Tore und gab mein Lebensmotto unter dem VfB-Trikot zu erkennen. Aber was soll „Gott ist treu“ eigentlich bedeuten, mögen sich manche fragen?

Drogen und Alkohol

Bei dem Leben, das ich jahrelang geführt habe, kann ich es eigentlich gar nicht anders ausdrücken als mit dem Wort „Treue“. Wenn Gott nicht so geduldig gewesen wäre, würde ich heute vielleicht gar nicht mehr leben oder zumindest schwer krank sein. Ich war während meiner wilden Jugendzeit schwer drogenabhängig. Jeden Tag Drogen und ein Kasten Bier, das war mein „Normalzustand“. Von meiner Außenwelt habe ich oft nicht mehr viel mitbekommen, da ich fast immer müde war. Selbst während meines Kunststudiums bin ich oft eingeschlafen und konnte nie die erwünschten Leistungen bringen.

Ein Freund namens Ita hat mir oft davon erzählt, dass Jesus viele Menschen geheilt hätte und dass er mich, obwohl ich drogenabhängig war, trotzdem lieben würde. Ich habe mit Ita 1993 für „Estrella“ in der 5.Liga gekickt[2]. Doch selbst bei seinen interessanten Erzählungen über Jesus und die Bibel und auch, wenn er mich in seiner Kirche mitnahm, bin ich oft eingeschlafen. Durch den extremen Drogenkonsum war ich häufig völlig erschöpft. Mir war klar, dass dieses ausgeflippte[3] Leben mit ständig wechselnden Frauen und vor allem dem Ausprobieren von immer neueren Drogen mich eines Tages umbringen würde. Aber ich wusste nicht, wie ich da rauskommen sollte.

In der Bibel steht in Johannes 8, 36: „Wenn dich Jesus von etwas frei macht, dann bist du wirklich frei.“ Doch davon war ich noch weit entfernt. So bin ich sehr froh, dass Ita damals nicht aufgehört hat, mir Hoffnung zu machen, und das, obwohl ich ihn sehr oft verspottet habe und ihm sagte, dass meine Pornos viel besser wären als seine Bibel.

Durch den Regen

Irgendwann an einem Abend, als draußen ein totales Unwetter herrschte und sogar der Strom in der ganzen Gegend ausfiel, saß ich zu Hause und dachte über mein Leben nach. Ich lag in meinem dunklen Zimmer und erinnerte mich an all die Gespräche, die wir über Jesus gehabt hatten. An diesem Abend wurde mir klar, dass ich Gott wirklich brauchte, und er der einzige war, der mir helfen konnte. Ich machte mich auf durch den Regen, um den Bibelkreis einer Kirche im Ort zu besuchen. Ich wusste plötzlich tief in meinem Herzen, dass ich endlich nach Hause kommen musste zu Gott. So wie in der Geschichte vom verlorenen Sohn (Lukas 15, 11-32). In dieser Nacht habe ich zu Jesus gebetet, dass Er für immer die Nummer eins in meinem Leben sein sollte. Seit diesem Tag und dieser Entscheidung weiß ich, dass Gott mich wirklich liebt und immer bei mir ist.

Das wichtigste Tor

Apropos Entscheidung: Im wichtigen Entscheidungsspiel um den Aufstieg meines Vereins Sao Caetano mussten wir als Zweitligist vor 80.000 Zuschauern im Maracana Stadion gegen Fluminense antreten. Wir waren absoluter Außenseiter, doch mein Tor aus 40 Metern bescherte uns einen überraschenden 1:0 Sieg. Als mich die Reporter danach fragten, ob es das wichtigste Tor meiner Karriere sei, verneinte ich und sagte, dass die Entscheidung, mit Jesus zu leben das absolut „wichtigste Tor“ meiner Karriere gewesen ist.

Ich kann immer zu Ihm kommen, egal was ich für Fehler gemacht habe, denn Jesus ist ja am Kreuz genau dafür gestorben – für meine Schuld. Gott war also treu, selbst in Zeiten, in denen ich meilenweit von Ihm entfernt war. Er ist wie ein treuer Freund stets an meiner Seite geblieben und hat all die Jahre Geduld gehabt zu warten, bis mir eines Tages klar werden würde, dass ich nicht Drogen, viele Frauen und ein wildes Leben brauchte, sondern einzig und allein Seine Liebe und Geborgenheit. Viele Menschen vertrauen Gott nicht, und deswegen erleben sie auch nicht, dass Gott treu ist. Sie denken, dass Gott ein strenger alter Mann ist, der uns immer nur bestrafen will. Aber in der Bibel heißt es, dass Gott die Menschen liebt und sich wünscht, dass sie zu Ihm sprechen und Ihm vertrauen: „Die auf den Herrn schauen, werden strahlen vor Freude“, Psalm 34, 6.

Ich wünsche mir so sehr, dass auch Du diese Freude erlebst und die Liebe Gottes findest. Es wird Zeit, nach Hause zu kommen zum Vater, denn Gott ist treu!

Dein Adhemar

Stiftung Marburger Medien

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 1/2009

 

[1] Adhemar spielte von 2000 –2003 beim VfB Stuttgart, ging dann zurück nach Brasilien und beendete 2005 seine aktive Karriere.
[2] Fußball gespielt
[3] so, dass er sich bes. durch sein Verhalten oder durch seine Kleidung außerhalb der gesellschaftlichen Konventionen stellt