59 Jahre bin ich heute, und den größten Teil dieser Zeit war ich unterwegs. Ob geschäftlich oder privat, auf dem alten und dem neuen Kontinent, als Opportunist und Schatzjäger, beseelt von der Vorstellung, daß alles möglich und alles machbar sei.
Seit 33 Jahren bin ich verheiratet. Wir haben zusammen drei Sonntagskinder, die uns alle viel Freude bereiten. Sonntagskinder sind sie für uns deshalb, weil ich meiner Frau erklärte, daß der Sonntag der einzige Tag wäre, an dem ich bei der Geburt dabei sein könnte.
Ein Sklave des eigenen Erfolgs
Mein Vater betrieb eine Bauspenglerei und meine Mutter ein Textilgeschäft. Mit 25 Jahren bestand ich die Meisterprüfung und übernahm von meinem Vater zusammen mit meiner Frau die Abteilung Sanitäranlagen auf eigene Rechnung. Ich wurde selbständiger Unternehmer.
Im Laufe der Zeit kaufte ich verschiedene Firmen dazu. Mit meiner Tätigkeit in Europa, USA, Afrika und dem mittleren Osten waren die Unternehmungen nahezu weltweit erfolgreich tätig. Die Bilanzsumme unseres Gesamtunternehmens betrug in den besten Jahren einige hundert Millionen Sfr. Dabei wurde ich zum Sklaven des eigenen Erfolges und der falsch gesetzten Ziele.
Meine ruhelose Jagd nach noch nicht eroberten Gipfeln und menschlich Erstrebenswertem ist eigentlich unverständlich, wenn man bedenkt, daß ich in jungen Jahren aus dem Elternhaus und dem schulischen Unterricht die Bibel kannte und daß ich einmal in einer direkten Beziehung zu Gott lebte. Durch den Aufbau des Geschäftes und einer immer größer werdenden Aktivität blieb allerdings immer weniger Zeit, meine Gottesbeziehung auszuleben. Sie wurde dadurch in dem Maße ärmer, in dem meine anderen Verpflichtungen zunahmen.
So kann es nicht weitergehen
In welchem Wahn und in welcher Einbildung ich den größten Teil meines Lebens verbracht hatte, kam mir erst zum Bewußtsein, als ich nach 25 Jahren ohne Todesfälle in der Verwandtschaft innerhalb von gut zwei Jahren meine Schwiegereltern, meine Eltern und zwei weitere nahe Verwandte verlor. Nüchtern mußte ich auf einmal feststellen, daß nicht ich gearbeitet und gehandelt hatte, sondern daß ich durch Motive wie Ehrgeiz, Selbstsucht und Streben nach Anerkennung getrieben wurde. Und ich dachte: „Du hattest doch einmal eine Beziehung zu diesem Gott, der über Leben und Tod steht. Doch wie vielen kleinen Götzen ist es gelungen, dich von der Wahrheit, die du einmal verstanden hattest, abzuwenden. So kann es nicht weitergehen!“
Wie in früheren Jahren, verbrachte ich im Dezember 1991 eine Skiwoche in St. Moritz. Was sich dort am zweiten Abend ereignete, hat mein ganzes Leben mehr beeinflußt als alles, was ich in den vergangenen 30 turbulenten und ereignisreichen Jahren erlebt hatte: Ich begegnete meinem Schöpfer und Gott tatsächlich und real neu.
Weil mein unruhiges Gewissen mich sehr gedrängt hatte, hatte ich mir eine Woche zuvor eine Bibel gekauft. Vor dem Zubettgehen begann ich nunmehr, darin zu lesen. Beim Lesen eines Textes wurde ich plötzlich von seiner Aussage so direkt getroffen, daß mir schlagartig und mit aller Schrecklichkeit bewußt wurde, daß mein so gut organisiertes und gesichertes Leben sinnlos und ich verloren war. Ich erkannte meine Schuld vor Gott und den Irrtum der falsch gesetzten Ziele mit ihrer schrecklichen Konsequenz.
Eine nie gekannte Freude
Bevor jedoch die lähmende Angst mein Herz zuschnürte, durfte ich verspüren, wie eine bis dahin nie gekannte Freude, Hoffnung und Glückseligkeit sich in mir ausbreitete. Ich wußte nicht, wie mir geschah. Ich fiel auf die Knie und dankte Gott unter Tränen für die Befreiung, die ich soeben erfahren durfte. Ganz plötzlich erlebte ich persönlich die Zusage Gottes, daß er in Jesus Christus seinen Frieden gibt. Frieden, den die Welt nicht geben kann, den sie aber auch nicht nehmen kann. Frieden über allen Gedanken und Vorhaben. Frieden mit meiner Familie, mit den Mitmenschen, über meiner Arbeit mit all ihren scheinbar unüberwindlichen Hindernissen und ganz besonders Frieden mit meinem Schöpfer und Erlöser. Ich lernte: Den Sinn meines Daseins schaffe ich nicht selbst, ich empfange ihn von Gott.
Wie aber sieht die Bilanz nach dem Fest aus, wenn der Alltag wieder einkehrt? Wenn ich mich im Geschäft, in der Familie, in der Gesellschaft und unter Kollegen im alten Umfeld bewegen muß? Wie verhalte ich mich als Christ wenn Dinge passieren, die ich mit der Bibel im Herzen nicht mehr akzeptieren und mit denen ich nicht mehr leben kann? Im Geschäft, wo es sich um materielle Werte handelte, ging es um gerechte Entscheidungen, zu denen mir Gott immer wieder half. Schritt um Schritt, ohne mich zu überfordern, gab er mir auch die notwendige Einsicht und die Kraft, diese Entscheidungen auszuführen.
Geheilte Verletzungen
Auch unsere Ehe, die während 25 Jahren immer mehr auseinander gelaufen und verödet war, konnte nicht einfach durch ein „Verzeih“ an den Anfang zurückgedreht werden. Zuviel Persönliches war verletzt, zu viele Gefühle waren zurückgewiesen oder im Keim erstickt worden, zu häufig war der Partner absichtlich oder unabsichtlich in seinem Innersten verwundet worden. Hier half uns das tägliche – wenn möglich – gemeinsame Gebet. Wir konnten einander wieder vergeben, und durch aufrichtiges Bitten um Liebe, Verständnis und gegenseitige Achtung schenkte uns Jesus Christus, daß wir einander wieder neu annehmen konnten und wieder zueinander fanden.
Welch eine Veränderung meines Lebens nach Gottes Eingreifen. Welch eine Veränderung durch seine Zusage: Ich bin dein Schöpfer, dein Gott und deine Lebensmitte. Du bist jetzt mein Kind und ich dein Vater. Ich lernte bald, daß ich Gottes Nähe, Seine Hilfe und Seinen Beistand erleben und erfahren kann. Und dies nicht nur im problemlosen Alltag, sondern besonders dann, wenn ich mit meinen Möglichkeiten am Ende bin und wenn ich ihm erlaube in meinem Leben zu wirken.
Ein Helfer in Nöten
Besonders deutlich wurde dies als es meinem Unternehmen wirtschaftlich immer schlechter ging. Die anbrechende wirtschaftliche Rezession forderte die ersten Opfer. Im Zuge der Rationalisierung von Betrieben sowie durch die Aufgabe und den Verkauf einzelner Fabrikationszweige mußten Mitarbeiter entlassen werden. Der Immobilienbereich brach zusammen, und die einstigen Anlageperlen verwandelten sich in wertlose Kieselsteine.
Hier wollten Angst und Zweifel immer größer werden, aber ich durfte meinen Gott und Vater hautnah, lebendig und als Sieger über alle Bedrängnis, als Tröster, Helfer und Retter kennenlernen.
Was sich für die betroffene Gesellschaft als Katastrophe anbahnte, war für Gott eine ideale Gelegenheit, mir zu zeigen, daß Er nie und in keiner Situation überfordert ist. Er bietet Lösungen an, die ich anfänglich kaum als solche erkannte, und Er bestätigte mir so seine absolute Souveränität. Ich lernte aber auch sehr bald: Gott erfüllt nicht alle meine Wünsche, aber alle seine Zusagen.
Sich Gottes Führung überlasssen
Je mehr mein Vertrauen zunahm, desto mehr flüchtete ich bei anstehenden Schwierigkeiten aus dem Büro in mein Privatzimmer, kniete nieder und brachte meine Anliegen und Sorgen im Gebet vor Gott. Ich möchte keinen Tag der vergangenen Zeit mit meinem Herrn und Gott missen. Da, wo die Situation ausweglos war und wo ich mit meinen Möglichkeiten am Ende war, durfte ich erleben, was Gott unter Geschäftsführung versteht. Ich durfte erfahren, was Unternehmensstrategie sein kann, wenn der Planer über der Zeit steht und die Zukunft bei ihm auch Gegenwart ist. Ich wünsche mir nichts mehr, als daß mein ganzes Sinnen und Trachten von Gottes Führung geprägt ist.
Glauben, so lernte ich, ist nicht Logik, Philosophie oder Wissenschaft, sondern völliges Vertrauen auf Gottes Gegenwart und die Gewißheit, daß Er an meinem Leben und an meinem Wohlergehen mehr interessiert ist als an allen Schätzen der Welt. Wer Gott vertraut verändert nicht sein altes Leben. Er wird zu einem durch und durch neuen Menschen. Wer sich gegen Gott entscheidet, gleicht dem Mann, der in den falschen Zug steigt: Für ihn sind alle kommenden Stationen falsch. Ich lade Sie ein: Entscheiden Sie sich heute für den einzig richtigen, für alle Ewigkeit gültigen Weg, den Weg mit Jesus Christus.
Markus, Schweiz