Weihnachtsgedichte 2
Beliebte Gedichte zu Weihnachten und Advent (2)
Weihnachts- und Neujahrsgruß
Stern und Engel, Hirten und die Weisen
künden uns das Große, das geschah.
Und wir loben, danken und wir preisen,
Gott ist nah!
Weg von Trauer, Jammer und Beschwerde
wenden wir das schmerzliche Gesicht,
Brüder, über aller Nacht der Erde
ist es licht!
Unserer Sünden nimmer zu gedenken,
gab Gott seinen Sohn in Leid und Tod.
Sollte er mit ihm nicht alles schenken,
was uns not?
Keiner ist verlassen und verloren,
der da glaubt, weil seine Hand ihn hält.
Der Erretter ist für uns geboren;
Trost der Welt.
Otto Bruder (1889 – 1971)
Weihnachtslied
Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen,
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.
Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selbst ist erschienen,
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll‘ nicht mehr sein Haupt,
er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.
Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
Von Anfang von verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah!
Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr.
Von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.
Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt!
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt!
Der sich den Erdkreis baute,
der läßt den Sünder nicht-.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht!
Jochen Klepper (1903 – 1942)
Das Lied vom verlorenen Jesuskind
„Jesuskind, wo bist du? Du bist nicht mehr zu sehn.
Leer ist deine Krippe, wo Ochs und Esel stehn …
Ich seh Maria, die Mutter, und Joseph Hand in Hand,
ich seh die schönen Fürsten vom fernen Morgenland.
Doch dich kann ich nicht finden:
Wo bist du, Jesuskind?“
„Ich bin im Herzen der Armen, die ganz vergessen sind.“
„Maria, voller Sorgen, die sucht dich überall,
draußen bei den Wirten, in jeder Eck im Stall.
Im Hof ruft Vater Joseph und schaut ins Regenfaß.
Sogar der Mohrenkönig, er wird vor Schrecken blaß.
Alles sucht und ruft dich:
Wo bist du, Jesuskind?“
„Ich bin im Herzen der Kranken, die arm und einsam sind.“
„Die Könige sind gegangen, sie sind schon klein und fern;
die Hirten auf dem Felde, sie sehn nicht mehr den Stern.
Die Nacht wird kalt und finster – erloschen ist das Licht.
Die armen Menschen seufzen: Nein, nein, das war Er nicht!
Doch rufen sie noch immer:
Wo bist du, Jesuskind?“
„Ich bin im Herzen der Heiden, die ohne Hoffnung sind.“
Jean Anouilh (1910 – 1987)
Ein Lobgesang von der Geburt Christi
Gelobet seist du, Jesu Christ,
daß du Mensch geboren bist
von einer Jungfrau, das ist wahr;
des freuet sich der Engel Schar.
Kyrieleis.
Des ewgen Vaters einig Kind
jetzt man in der Krippe findt.
In unser armes Fleisch und Blut
verkleidet sich das ewig Gut.
Kyrieleis.
Den aller Welt Kreis nie umschloß,
der liegt in Marien Schoß.
Er ist ein Kindlein worden klein,
der alle Ding erhält allein.
Kyrieleis.
Das ewig Licht geht da herein,
gibt der Welt ein neuen Schein.
Es leucht wohl mitten in der Nacht
und uns des Lichtes Kinder macht.
Kyrieleis.
Der Sohn des Vaters, Gott von Art,
ein Gast in der Welte war
und führt uns aus dem Jammerthal;
er macht uns Erben in sein’m Saal.
Kyrieleis.
Er ist auf Erden kommen arm,
daß er unser sich erbarm
und in dem Himmel mache reich
und seinen lieben Engeln gleich.
Kyrieleis.
Das hat er alles uns getan,
sein groß Lieb zu zeigen an.
Des freu sich alle Christenheit
und dank ihm des in Ewigkeit.
Kyrieleis.
Martin Luther (1483 – 1546)
Die heilige Nacht
Gesegnet sei die Heilige Nacht,
Die uns das Licht der Welt gebracht! –
Wohl unterm lieben Himmelszelt
Die Hirten lagen auf dem Feld.
Ein Engel Gottes, licht und klar,
Mit seinem Gruß tritt auf sie dar.
Vor Angst sie decken ihr Angesicht,
Da spricht der Engel: „Fürcht’t euch nicht!
Ich verkünd‘ euch große Freud:
Der Heiland ist euch geboren heut.“
Da gehn die Hirten hin in Eil,
Zu schaun mit Augen das ewig Heil;
Zu singen dem süßen Gast Willkomm,
Zu bringen ihm ein Lämmlein fromm. –
Bald kommen auch gezogen fern
Die Heil’gen Drei König‘ mit ihrem Stern.
Sie knien vor dem Kindlein hold,
Schenken ihm Myrrhen, Weihrauch, Gold.
Vom Himmel hoch der Engel Heer
Frohlocket: „Gott in der Höh sei Ehr!“
Eduard Mörike (1804-1875)
Die Heilige Nacht
So war der Herr Jesus geboren
im Stall bei der kalten Nacht.
Die Armen, die haben gefroren,
den Reichen war’s warm gemacht.
Sein Vater ist Schreiner gewesen,
die Mutter war eine Magd,
Sie haben kein Geld besessen,
sie haben sich wohl geplagt.
Kein Wirt hat ins Haus sie genommen;
sie waren von Herzen froh,
daß sie noch in Stall sind gekommen.
Sie legten das Kind auf Stroh.
Die Engel, die haben gesungen,
daß wohl ein Wunder geschehn.
Da kamen die Hirten gesprungen
und haben es angesehn.
Die Hirten, die will es erbarmen,
wie elend das Kindlein sei.
Es ist eine G’schicht für die Armen,
kein Reicher war nicht dabei.
Ludwig Thoma (1867 – 1921)
Der Dezember
Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.
Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.
Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, dass man’s versteht.
Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.
Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.
Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
‚Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht.‘
Erich Kästner