Der lateinische Ausdruck „adventus“ bedeutet Ankunft. Die Christen bereiten sich in dieser Zeit auf die Ankunft des Messias vor. Die Adventszeit ist von zentraler Bedeutung für das christliche Kirchenjahr und wird diesem vorangestellt. Mit dem Martinstag, dem 11.November, begann der Advent als eine Zeit des Fastens, aber vorher wurde nochmals gut und reichlich gegessen. Zum Martinstag gab es neben einer gebratenen Gans – die zu dieser Zeit am fettesten war – Martinshörnchen aus Mürbe – und Hefeteig[1] mit Mandeln, Rosinen und Korinthen sowie Schmalzgebäck[2] , einen Hefezopf, Weißbrot oder einen Kartoffelkuchen.

Der Adventskranz

Der Adventskranz hat in Europa eine lange Tradition. In vorchristlicher Zeit schmückte er als Kranz aus Grünzeug oder Stroh die Häuser und Höfe.

Adventskranz (Bild: Der Weg)
Stollen (Bild: Der Weg / A. Franz)

Er sollte Segen und Fruchtbarkeit bringen. Goldene und rote Bänder symbolisierten Licht und Leben.

Im Advent heiß begehrt: Der Glühwein

Von den zahlreichen Weihnachtsmärkten in Deutschland ist er einfach nicht mehr wegzudenken. Der Glühwein gehört hier zu Lande längst genauso zu Weihnachten wie der Stollen und der Christbaum.

Dabei ist der heiße Wein sogar älter als das Weihnachtsfest. Die Geschichte des Glühweins liegt im Würzwein der alten Römer. Sie versetzten den Wein zur besseren Haltbarkeit mit kostbaren Gewürzen.

Etwa 40 Millionen Liter Glühwein trinken die Deutschen alljährlich im Advent. Der klassische Glühwein enthält meist eine Mischung verschiedener Rotweine und hat zwischen 7 und 14,5 Volumenprozent Alkohol. Dazu kommen Gewürze wie Anis, Kardamom, Muskat, Nelken, Orangen- und Zitronenschalen, Piment und Zimt.

Zu den Marktführern gehört die Weinkellerei Gerstacker in Nürnberg. Alleine vom „Original Nürnberger Christkindlesmarkt Glühwein“ setzt Gerstacker rund 10 Millionen Liter pro Saison ab.

Bei 70 Grad wird dieser 24 Stunden lang mit den Gewürzen erwärmt, um ihm das typische Aroma zu geben. Die Gewürze bezieht die Firma von den Herstellern der Nürnberger Lebkuchen. Schließlich sind die Zutaten zu einem großen Teil identisch.

Advent

Im Tale sind die Blumen nun verblüht
Und auf den Bergen liegt der erste Schnee.
Des Sommers Licht und Wärme sind verglüht,
In Eis verwandelt ist der blaue See.

Wie würde mir mein Herz in Einsamkeit
Und in des Winters Kälte angstvoll gehn,
Könnt ich in aller tiefen Dunkelheit
Nicht doch ein Licht in diesen Tagen sehn.

Es leuchtet fern und sanft aus einem Land,
Das einstens voll von solchen Lichtern war.
Da ging ich fröhlich an der Mutter Hand
Und trug in Zöpfen noch mein braunes Haar.

Verändert hat die Welt sich hundertmal
In Auf und Ab – doch sieh, mein Lichtlein brennt!
Durch aller Jahre Mühen, Freud und Qual
Leuchtet es hell und schön: Es ist Advent!

Hilde Fürstenberg

Rosen im Winter (Bild: Der Weg)

Nikolaus

Der heutige „Nikolaustag“, der am 6. Dezember begangen wird, ist der Todestag des Bischofs Nikolaus von Myra in Kleinasien im Jahr 342. Um seine Person gibt es viele Legenden. Er war ein sehr gütiger und hilfsbereiter Hirte seiner Gläubigen.

Im 17. Jahrhundert entstand der Brauch, dass der Nikolaus in die Wohnungen kam und die Kinder besuchte. Die Kinder mussten Gebete und Bibeltexte aufsagen und bekamen Süßigkeiten und kleine Geschenke. Später wurde der Nikolaus von Knecht Ruprecht begleitet, der eine Rute mit sich führte. Der „strafende“ Nikolaus hatte mit seinem historischen Vorbild nichts mehr gemein, aber er diente „genervten[3]“ Eltern oft als „Erziehungshilfe“.

Aus dem Nikolaus wurde im Laufe der Zeit in Deutschland der Weihnachtsmann und in Amerika „Santa Claus“ oder „Father Christmas“, in Russland „Väterchen Frost“. Er ist also ein auf Weihnachten „verlegter“ Nikolaus. In Deutschland bringt der Weihnachtsmann am 24. Dezember abends, am „Heiligen Abend“, den Kindern Geschenke, die er unter den Weihnachtsbaum legt. Der gebürtige Rheinländer Thomas Nast zeichnete schon 1880 in den USA Santa Claus mit rotem Mantel. Roter Mantel, rote Mütze mit Pelzbesatz und langer weißer Bart, dies ist auch heute noch die traditionelle Kleidung des Nikolaus und des Weihnachtsmannes.

Der Weihnachtsbaum

Zuerst wurde der Weihnachtsbaum in protestantischen Familien heimisch. Doch Martin Luther ist nicht, wie angenommen, der „Erfinder“ des Baumes. Das Bild „Weihnachten in Luthers Haus“ wurde von C.A. Schwerdgeburth um 1640, also rund 100 Jahre nach Luthers Tod gemalt. 1539 wird zum ersten Mal ein Weihnachtsbaum in Straßburg erwähnt. Aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam er in alle Häuser. Der erste gusseiserne Weihnachtsbaumständer wurde 1866 patentiert. Mit dem Weihnachtsbaum zog das Weihnachtsfest die Bescherung vom Nikolaustag auf den 24. Dezember, so wie auch Nikolaus als Weihnachtsmann auftauchte. Wurde der Baum zunächst mit Backwerk und Äpfeln geschmückt, so kamen zwischen 1880 und 1890 Lametta[4] , bunte Kugeln und Glaswerk dazu. Sie symbolisieren die Geschenke, die die Weisen aus dem Morgenland dem Kind in der Krippe brachten.

Eine Weihnachts-Fabel

Die Tiere diskutierten einmal über Weihnachten. Sie stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei.
„Na klar, Gänsebraten“, sagte der Fuchs, „was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten!“
„Schnee“, sagte der Eisbär, „viel Schnee!“ Und er schwärmte[5] verzückt[6]: „Weiße Weihnachten!“
Das Reh sagte: „Ich brauche aber einen Tannenbaum, sonst kann ich nicht Weihnachten feiern.“
„Aber nicht so viele Kerzen“, heulte die Eule, „schön schummerig[7] und gemütlich muss es sein, Stimmung ist die Hauptsache.“
„Aber mein neues Kleid muss man sehen“, sagte der Pfau, „wenn ich kein neues Kleid kriege, ist für mich kein Weihnachten.“
„Und Schmuck!“, krächzte die Elster, „jedes Weihnachtsfest kriege ich was: einen Ring, ein Armband, eine Brosche oder eine Kette, das ist für mich das Allerschönste an Weihnachten.“
„Na, aber bitte den Stollen[8] nicht vergessen“, brummte der Bär, „das ist doch die Hauptsache. Wenn es den nicht gibt und all die süßen Sachen, verzichte ich auf Weihnachten.“
„Mach’s wie ich“, sagte der Dachs, „pennen[9], pennen, das ist das Wahre. Weihnachten heißt für mich: mal richtig pennen!“
„Und saufen[10]“, ergänzte tierisch der Ochse, „mal richtig einen saufen und dann pennen -“, aber dann schrie er „Aua!“, denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt: „Du Ochse, denkst du denn nicht an das Kind?“

Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte: „Das Kind, ja, das Kind, das ist doch die Hauptsache.“„Übrigens“, fragte er dann den Esel: „Wissen das die Menschen eigentlich?“
Ingeborg Fülderbrandt

Aus: Arnos Advents- und Why-nachtsbuch, Brendow-Verlag 2001

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 4/2006

[1] Mürbeteig: gekneteter Kuchenteig aus Zucker, Fett, Eiern, Mehl u. wenig Milch od. Wasser
[2] das Schmalz: eine weiche, weiße Masse, die man aus dem heiß gemachten Fett von Tieren erhält
[3] genervt: gereizt, wütend
[4] das Lametta: sehr dünne, schmale und lange Streifen aus Metall, mit denen man den Weihnachtsbaum schmückt
[5] schwärmen: (her) begeistert über jemanden / etwas sprechen
[6] verzückt: voller Begeisterung ? entzückt
[7] schumm(e)rig: mit sehr schwachem Licht und deshalb fast dunkel ? dämmrig
[8] der Christstollen: ein längliches Gebäck mit Rosinen, Zitronat, Orangeat und Gewürzen, das für die Zeit um Weihnachten gebacken wird
[9] pennen: lange schlafen
[10] saufen: viel (über die Maße) trinken