Golgatha **

Sie hatten Jesus gefangen genommen. Er wurde verhört und dann verurteilt. Obwohl er nicht schuldig war. Die Menschen wollten es so. Aber Gott hatte einen anderen Plan. Jesus musste für die Schuld der Menschen sterben. Durch seinen Tod soll jeder die Möglichkeit bekommen, wieder zu Gott zurückzukehren.

In dieser Geschichte begleiten wir Jesus in seinen letzten Stunden. Die Soldaten hatten ein schweres Holz auf den Rücken von Jesus gelegt. Das war das Kreuz. Er musste es selbst tragen.

So zogen sie durch die Straßen von Jerusalem. Soldaten voraus, Soldaten hinterher, und Jesus in der Mitte mit dem schweren Kreuz aus Holz.[1] So kamen sie vor die Stadt. Dort lag ein Hügel. Der hieß Golgatha. Dort legten die Soldaten Jesus auf das Kreuz. Sie schlugen Nägel durch seine Hände und Füße und stellten dann das Kreuz aufrecht in den Boden.

Jesus betete zu Gott. Er sprach: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Dann wurden noch zwei weitere Kreuze in den Boden gerammt[2], an jeder Seite eins, und an jedem der Kreuze hing auch ein Mann. Es waren zwei Mörder, die zum Tode verurteilt worden waren. So hing Jesus zwischen zwei Mördern.

Die Menschen standen da und sahen sich alles an. Auch die Feinde Jesu, die Priester und Pharisäer, standen da. Sie verfolgten ihn immer noch mit ihrem Spott[3]. Auch die Soldaten trieben Spott mit Jesus.

Auch Freunde Jesu standen beim Kreuz: Maria, die Mutter Jesu, und Johannes, einer der Jünger Jesu, dazu einige Frauen. Maria war voll Trauer. Sie sah, wie ihr Sohn leiden musste, und sie konnte ihm nicht helfen.

Jesus hing lange am Kreuz. Es war schon Mittag. Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte auf Jesus hernieder. Doch auf einmal ging die Sonne fort. Es war noch lange nicht Abend, und doch wurde es dunkel. Es war noch Tag, und doch sah es aus, als wäre es Nacht. So dunkel war es überall! Die Menschen bekamen einen Schrecken. Keiner wagte mehr zu spotten. Es wurde ganz still auf Golgatha.

Und in dieser Stille hing Jesus und litt solche Not. Es schien, als wolle sein Vater im Himmel nichts mehr von ihm wissen. Alle seine Freunde waren fort, sie hatten ihn verlassen. Hatte Gott ihn auch verlassen?

Drei Stunden blieb es dunkel. Dann konnte Jesus es nicht mehr aushalten[4]. Er rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Da wurde es wieder hell. Und jetzt wusste Jesus, dass sein Vater im Himmel ihn nicht verlassen hatte. Dass Gott ihn lieb hatte und ganz nahe bei ihm war.

Jetzt war die Todesqual[5] fast vorüber. Jesus hatte alles ertragen, aber er litt immer noch und rief: „Mich dürstet.“ Da kam ein Mann mit einem langen Stab. Am Ende des Stabes saß ein Schwamm. Den machte er nass und drückte ihn dann gegen die Lippen Jesu.

Als Jesus getrunken hatte, blickte er um sich und rief: „Es ist vollbracht!“ Das klang so froh! Jetzt konnte Jesus ruhig sterben. Nach den Worten „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“ senkte er den Kopf und schloss die Augen. Jesus war tot.

Der Tod von Jesus geschah am Karfreitag. Er wurde in ein Grab gelegt. Aber er blieb nicht tot. Am Ostersonntag machte Gott Jesus wieder lebendig. Und auch heute noch können wir wissen: „Jesus lebt!“

Gekürzt mit freundlicher Genehmigung aus: Anne de Vries, Die Kinderbibel © Friedrich Bahn Verlag, Neukirchen-Vluyn, 1999

 

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[1] Und viele Menschen gingen auch mit. Jesus aber war nach den vielen Verhören und Qualen völlig übermüdet. Er konnte das schwere Kreuz fast nicht mehr tragen. Und plötzlich brach er zusammen, und das Kreuz lag über ihm. „Vorwärts!“, riefen die Soldaten. „Heb das Kreuz auf!“ Aber Jesus konnte es nicht. Da riefen sie einen, der gerade von seinem Feld daherkam, der hieß Simon. „Komm her!“, befahlen sie. „Trag das Kreuz für den Mann!“ Das wollte Simon gern tun. Die Soldaten zogen Jesus mit, und Simon lief mit dem Kreuz hinter ihm her
[2] rammen: ewas mit kräftigen Schlägen besonders in den Boden schlagen
[3] der Spott: Worte oder Handlungen, die die Absicht haben, jemandes Gefühle zu verletzen, sich über ihn lustig zu machen – Hohn
[4] aushalten: (hier) schwierige Bedingungen o.Ä. ertragen können – erdulden
[5] die Qual: starker körperlicher oder seelischer Schmerz