Bräuche: Die Taufe ***

Nachdem ein Kind geboren wurde, folgt in vielen Fällen innerhalb des ersten Lebensjahres die Taufe. Aber auch eine spätere Taufe ist möglich, wenn das Kind schon bewusst wahrnimmt, was geschieht.

Die Geburt eines Kindes ist ein Geschenk Gottes. Eltern antworten darauf, indem sie ihr Kind taufen lassen. Gott spricht in der Taufe den kleinen Kindern seine Liebe zu, unabhängig davon, wie sie sich verhalten. Eltern und Paten haben dann die Aufgabe, stellvertretend für die Kinder den Glauben zu bezeugen und den Kindern von ihrem christlichen Glauben zu erzählen. Später in der Konfirmation bekräftigen die Jugendlichen selbst ihr Ja zum Glauben an Jesus Christus.

Der größte Teil der christlichen Kirchen praktiziert in der Regel die Kindertaufe. Hierbei bekennen Eltern und/oder Taufpaten – entweder als Stellvertreter des Täuflings oder im eigenen Namen – den Glauben an Jesus Christus und versprechen eine christliche Erziehung des Kindes. In der Konfirmation sollen in diesen Kirchen die als Kinder Getauften ihre Taufe dann eigenständig bestätigen, indem sie selbst ein Bekenntnis zu Jesus Christus ablegen.

Für die römisch-katholische Kirche setzt jede Taufe den christlichen Glauben voraus. Kleine Kinder (vor dem Einschulungsalter) werden im „Glauben der Kirche“ getauft, eine Frage nach dem Glauben dieser Kinder oder ein stellvertretendes Glaubensbekenntnis erfolgen im heutigen Taufgottesdienst daher nicht. Vielmehr werden Mutter und/oder Vater nach ihrem, d. h. der Erwachsenen, persönlichen Glauben befragt und der Glaube der Kirche bekannt. Kinder im Schulalter können wie die Erwachsenen die Taufe nur dann empfangen, wenn sie vor dieser ihren persönlichen Glauben öffentlich bekannt haben.

Erwachsenen- bzw. Gläubigentaufe

Die Taufe gläubiger Erwachsener wird in allen Kirchen praktiziert. Dabei begehrt der Täufling persönlich, die Taufe zu empfangen. Er bekennt sich in diesem Zusammenhang selbst öffentlich zu Jesus Christus. In einigen Kirchen, den sogenannten taufgesinnten Kirchen (z. B. Baptisten) ist dies die einzig mögliche Form der Taufe. [1]

Katholische und Evangelische Tauffeier

Die Taufe soll im normalen Gemeindegottesdienst stattfinden. Typischerweise wird an der entsprechenden Stelle vor oder nach der Predigt zunächst ein Tauflied gesungen. Darauf folgt die Frage „Willst du getauft werden?“ Nach deren Bejahung wird das Apostolische Glaubensbekenntnis gesprochen.

Da in der heutigen Zeit in der Regel Säuglinge getauft werden, antworten für den Täufling die Eltern und Paten stellvertretend auf die Fragen nach dem Taufbegehren und dem Glaubensbekenntnis. Auf die Frage, ob sie auch gewillt sind, das Kind im christlichen Glauben zu erziehen, erfolgt die Antwort „Ja, mit Gottes Hilfe!“

Nach den Fürbitten begibt sich die Taufgemeinschaft zum Taufbrunnen, wo die eigentliche Taufe abgehalten wird. Der Taufpate, der das Kind im Arm hält, tritt vor den Pfarrer oder Priester, der das Kind mit einem Kreuzzeichen auf die Stirn begrüßt. Danach spendet er dem Kind das Sakrament der Taufe, indem er Wasser über den Hinterkopf des Kindes gießt und die Taufe mit den Worten „N.N., ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ vollzieht.

Meist erhält der Täufling einen Taufspruch, der ihn auf seinem Lebensweg begleiten soll. In Erinnerung an das Jesuswort „Ich bin das Licht der Welt“ wird auch häufig eine Taufkerze an der Osterkerze entzündet und mit den Worten Empfange das Licht Christi übergeben, die der Täufling als Erinnerung mit nach Hause nimmt. Es folgt die Segnung des Täuflings bzw. der Eltern und Paten.

Im Falle der Säuglingstaufe gibt die spätere Firmung (römisch-katholisch) bzw. Konfirmation (evangelisch) dem Täufling die Möglichkeit, selbst noch einmal seine Zugehörigkeit zum christlichen Glauben zu bekräftigen.

Verbunden mit der Taufe ist der Brauch, den Täufling bzw. dessen Eltern zu beschenken. Und natürlich wird die Taufe auch gefeiert. Dazu sind besonders die Paten und auch Freunde eingeladen.

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 4/2009

 

[1] Ein Teil dieser Kirchen erkennt die Taufe von religionsunmündig getauften Christen beim Übertritt an, wenn diese ein Bekenntnis zu Jesus Christus ablegen und damit – gewissermaßen nachträglich – ihre Kindes- bzw. Säuglingstaufe gültig machen. Kindertaufen werden in diesen Kirchen aber nicht selbst durchgeführt. Andere taufgesinnte Kirchen sehen eine Säuglingstaufe als unbiblisch und daher als ungültig an und erwarten, dass sich als Säuglinge getaufte Gläubige beim Übertritt (aus ihrer Sicht erstmals) taufen lassen.