Wuppertal, Stadt der Schwebebahn ***
Durch eine Großstadt schweben und alles in Ruhe von oben betrachten in Wuppertal im Bergischen Land[1] kann man das. Hier gibt es seit 1901 die einzige Schwebebahn der Welt. Die Stadt liegt lang gestreckt im engen Tal des Flusses Wupper. So ist die Bahn ein wichtiges Verkehrsmittel. In einer Höhe von 8 bis 12 Metern und bei einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h dauert die luftige Fahrt von Endstation zu Endstation knapp 35 Minuten. Über 75.000 Fahrgäste befördert sie jeden Tag.
Der Sprung in die Wupper
Der berühmteste Fahrgast der Schwebebahn war ein junger Elefant mit dem Namen Tuffi. Er sollte 1950 für einen Zirkus Werbung machen. Das gefiel ihm jedoch nicht, und schon nach kurzer Fahrt durchbrach er die Seitenwand der Bahn. Er sprang ins Freie und landete im Fluss Wupper. Außer einer Schramme[2] am Po verletzte er sich nicht, wurde aber zusammen mit der Schwebebahn weltweit bekannt.
Wuppertal ist von bewaldeten Bergen umgeben und liegt zwischen 100 bis 350 Metern hoch. Insgesamt 8723 öffentliche Stufen sind nötig, um vom tiefsten Punkt der Stadt bis zum höchsten zu gelangen. Aber die Mühe des Treppensteigens wird durch interessante Ausblicke belohnt.
Ein Besuch im Zoo
Durch die Hanglage in einem alten Baumbestand gehört der Wuppertaler Zoo zu den landschaftlich schönsten Tiergärten der Welt. In dem 20 Hektar großen Parkgelände kann man einheimische und exotische[3] Tiere aus nächster Nähe beobachten. Wenn die Seelöwen gefüttert werden, finden sich immer sehr viele Zuschauer ein, die dabei auch manchen Wasserspritzer abbekommen. In einer Freiflughalle dagegen hat man das Gefühl, durch einen Regenwald zu spazieren, und man wird von Kolibris[4] und anderen bunten Vögeln umflattert[5]. Für Musikliebhaber bietet der Zoo im Sommer Konzerte an.
Großstadt im Grünen
In Wuppertal gibt es zahlreiche Parkanlagen, in denen sich die Stadtbewohner nach der Arbeit oder dem Einkaufen erholen können. Der Botanische Garten, das Freilichttheater und der fast 100 Jahre alte Bismarckturm sind sehr interessant. Auch verschiedene Museen[6] und Baudenkmäler warten darauf, entdeckt zu werden.
Es sind aber auch verschiedene Wanderwege angelegt worden, so genannte Lehrpfade. In dem romantischen Stadtteil Beyenburg mit seinen schönen Fachwerkhäusern gibt es einen historischen Lehrpfad. Möchte man mehr über die Geschichte der Eisenindustrie im Bergischen Land wissen, besucht man den Lehrpfad im Gelpetal. Vier besondere Rundwanderwege findet man im Arboretum[7] Burgholz, einer exotischen Waldlandschaft, in der man durch nordamerikanische, asiatische oder mediterrane Anpflanzungen wandern kann.
Die zentrale Lage der Stadt hat Wuppertal zu einem wirtschaftlich wichtigen Standort gemacht. Die Flughäfen in Düsseldorf und Köln liegen nur eine halbe Stunde Fahrzeit entfernt, Von Hightech[8] – Unternehmen bis zu Chemielaboratorien findet man hier die unterschiedlichsten Industriezweige. Aber nicht jeder der rund 360.000 Einwohner der Stadt weiß, dass der Reißverschluß und das bekannte Schmerzmittel Aspirin in Wuppertal erfunden wurden.
Gabriele Kuhn
Bilder: Medienzentrum Wuppertal
Der Artikel erschien in „Der Weg“ 2/2004
[1] das Bergische Land: Mittelgebirgslandschaft zwischen Ruhr, Rhein und Sieg, am Rand des Rheinischen Schiefergebirges in Nordrhein-Westfalen
[2] die Schramme: eine Stelle, an der eine glatte (Ober)Fläche durch einen spitzen oder harten Gegenstand beschädigt (besonders geritzt) oder verletzt ist; Kratzer
[3] exotisch: aus einem fernen (meist tropischen) Land
[4] der Kolibri: ein sehr kleiner, bunter tropischer Vogel, der seine Flügel so schnell bewegen kann, dass er seine Nahrung im Flug aus Blüten saugen kann
[5] flattern: so fliegen, dass sich die Flügel schnell und unruhig auf und ab bewegen
[6] So z. B. das nach dem Wuppertaler Lehrer Johann Carl Fuhlrott benannte Fuhlrott-Museum. Er entdeckte 1856 den Neandertaler.
[7] das Arboretum: (lateinisch) Anpflanzung in- und ausländischer Gehölze in Anlagen, botanischen Gärten oder Forstgärten
[8] das (auch die) Hightech: sehr moderne technische Geräte, Verfahren usw, die besonders mit Computern und Mikroelektronik zu tun haben; Hochtechnologie