Meißen in Sachsen
Meißen ist eine der besterhaltenen mittelalterlichen Städte in Ostdeutschland. Das Meißner Porzellan hat die Stadt in aller Welt bekannt gemacht. Die Porzellanmanufaktur und der Burgberg mit dem großartigen Bauensemble von Albrechtsburg und Dom hoch über der malerischen Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen ziehen jährlich Tausende von Touristen an. Die Stadt entstand unterhalb der Burg, die Heinrich I.im Jahr 929 gründete. Um 1200 begann die Erweiterung der Siedlung zur Bürgerstadt. Der Burgberg war als herzogliche Residenz und Bischofssitz das Machtzentrum, das erst im 16. Jahrhundert mit der Reformation und der Verlegung der Residenz nach Dresden seine Bedeutung verlor. Meißen war nach Hamburg und Magdeburg lange Zeit der bedeutendste Handelsplatz an der Elbe.
Dom mit wertvoller Ausstattung
Nachdem Johann Friedrich Böttger in Meißen das europäische Porzellan erfunden hatte, richtete der sächsische König August der Starke 1710 auf der Albrechtsburg die erste Porzellanmanufaktur Europas ein. Die Burg war leicht zu bewachen und bot so beste Voraussetzungen, dass das Geheimnis der Porzellanherstellung gewahrt blieb. Die Hauptkirche des Bischofssitzes war der frühgotische Dom – erbaut vom 13.-15. Jahrhundert – dessen Ausstattung zum Wertvollsten gehört, was Sachsen an Kunst zu bieten hat. Besonders zu erwähnen sind die überlebensgroßen Figuren von Kaiser Otto I. und Kaiserin Adelheid aus dem 13. Jahrhundert, die Altargemälde aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren und die kostbaren Altarleuchter aus Meißner Porzellan. Der Meißner Dom ist das schlankste und schönste Gebäude jener Zeit, das ich kenne, schrieb Goethe nach einem Besuch der Stadt Meißen in einem Brief an seine Frau.
Die Albrechtsburg
Die an den Dom angebaute Albrechtsburg – erbaut 1471-1525 – war die erste schlossartige Residenz in Mitteleuropa. Das Bauwerk besitzt, was seinerzeit noch nicht üblich war, klare Fassaden mit hellen, großen Fenstern und großzügigen Innenräumen, die prächtig ausgemalt sind. An den Wänden sind Szenen aus dem Leben der Wettiner und aus der Geschichte des Bistums Meißen dargestellt.
Weltberühmt: Meißner Porzellan
Im Jahr 1863 zog die Porzellanmanufaktur von der Albrechtsburg um in neue Werkhallen hinunter in die Stadt. Die Porzellanherstellung ist bis heute Handarbeit. Meißen ist nicht Fabrik, sondern Manufaktur. Seit 1732 werden die weltberühmten gekreuzten „Blauen Schwerter“ in kobaldblauer Handmalerei auf jedem Erzeugnis der Manufaktur angebracht. Zur Manufaktur gehört eine Schauhalle, in der etwa 3000 Stücke aus allen Schaffensperioden der Manufaktur ausgestellt werden. Sie geben damit eine lückenlose Dokumentation der Entwicklungsgeschichte des Meißner Porzellans. Am bekanntesten ist das aus 2200 Einzelteilen bestehende Schwanenservice des Grafen Brühl. Zu sehen ist auch das berühmte „Zwiebelmuster“, das als erfolgreichstes Tafelgeschirr der Manufaktur gilt.
Der Artikel erschien in „Der Weg“ Internetausgabe 2005