Freiberg in Sachsen
„Durch einen Zufall ist es geschehen, dass im Meißner Land Silber gegraben wurde. Als Kaufleute mit dem Wagen Salz durch das Meißner Land nach Böhmen transportierten, sahen sie in den Räderspuren ein Stück Bleiglanz. Sie warfen es auf den Wagen und nahmen es mit. Da man aus diesem Bleiglanz sehr viel Silber ausschmolz, begab sich eine Anzahl Bergleute an diesen Platz im Meißner Land, wo jetzt die bekannte und reiche Stadt Freiberg liegt.“
Dies schrieb der Gelehrte Agricola 1546 über den Silberfund. Dieser kostbare Fund, der bereits im Jahre 1168 gemacht wurde, hatte historische Folgen. Markgraf Otto von Meißen erkannte die wirtschaftliche Bedeutung und ließ sich vom Kaiser das Eigentumsrecht an den Bodenschätzen in der Umgebung verleihen.
Die „Silberstadt“
Jedermann durfte am neuen Ort Silber schürfen, musste aber für das geförderte Erz eine bestimmte Abgabe an den Markgrafen zahlen. Diese Einnahmen aus den Silberfunden brachten Otto den Beinamen „der Reiche“ ein. Immer mehr Bergleute siedelten sich auf dem „freien Berg“ an, der Anziehungspunkt auch für andere Handwerker und Gewerbetreibende wurde. Zwischen 1186 und 1189 erhielt Freiberg Namen und Stadtrecht. Freiberg war durch den Silbererzbergbau über viele Jahrhunderte die reichste Stadt Sachsens und lieferte bis zum Ende des 14. Jahrhunderts einen großen Teil der Silberausbeute Europas. Bis ins 19. Jahrhundert wurden jährlich im Durchschnitt 110 Zentner Silber gefördert. Das wohlhabende Bürgertum der „Silberstadt“ ließ sich prächtige Häuser bauen. Freibergs Altstadt überstand die Bombenangriffe im 2.Weltkrieg fast unversehrt, sodass das Bild einer spätmittelalterlichen Stadt mit historischem Stadtkern bis heute erhalten ist.
Der Freiberger Dom
Ein eindrucksvolles Zeugnis der wirtschaftlichen und architektonischen Blüte Freibergs im 16. Jahrhundert ist der spätgotische Dom St. Marien, an dessen Südseite sich die berühmte „Freiberger Pforte“ befindet, ein neunfach gestuftes Portal, geschmückt mit prächtigen Sandsteinfiguren, die biblische Gestalten verkörpern: Engel, Abraham, Daniel, König Salomo, Maria als Braut der Kirche, der Apostel Johannes um nur einige zu nennen. Der Dom besitzt eine der größten und ältesten Orgeln des bekannten sächsischen Orgelbaumeisters Gottfried Silbermann. Bis heute ist Freiberg ein bedeutendes Zentrum der Kirchenmusik in Sachsen. Als einzige Kirche mit sechs Glocken ist der Freiberger Dom einmalig im gesamten sächsischen Raum. Auf der Stundenglocke steht geschrieben: „Wenn der Herr nicht die Stadt behütet, wachen ihre Wächter umsonst.“
Der Freiberger Marktplatz mit dem gotischen Rathaus und den stattlichen Bürgerhäusern aus der Zeit der Spätgotik und der Renaissance ist mit seiner großzügigen Bebauung ein Meisterstück mittelalterlicher Architektur.
Die erste TU Deutschlands
Als im 18.Jahrhundert der Bergbau in Freiberg eine letzte Blüte erlebte, wurde 1765 die Bergakademie gegründet. An dieser ersten technischen Hochschule Deutschlands studierten u.a. Alexander von Humboldt, Freiherr vom Stein, Theodor Körner und der russische Gelehrte M.W. Lomonossow. Heute sind an der Technischen Universität Freiberg, die auch bedeutende Forschungsstätte für Mineralogie ist, ca. 3300 Studenten eingeschrieben. In einer komplexen Schauanlage über und unter Tage und im Bergbaumuseum ist alles zu besichtigen, was zur Arbeitswelt eines Bergmannes gehörte.
Freiberg wird von Touristen aus dem In- und Ausland gern besucht. Ein besonderer Touristenmagnet ist das alljährlich im Juni stattfindende historische Bergmannsfest.
Der Artikel erschien in „Der Weg“ Internetausgabe 2005