Deutsche Städte

Baden-Baden, die kleinste Weltstadt

Diese Stadt ist wirklich keine Großstadt! Mit etwas mehr als 50.000 Einwohnern gilt sie nicht wegen ihrer Größe, sondern wegen ihrer Geschichte als „kleinste Weltstadt“. Es waren die Römer, die diesen Ort vor rund 2000 Jahren zum ersten Mal zu einem beliebten Ziel machten, weil sie in dieser Gegend heiße Heilquellen entdeckten. Es war der ideale Ort, um sich körperlich und seelisch wieder aufzubauen und sich wohl zu fühlen. Und das galt nicht nur für den Kaiser, ebenso auch für die Soldaten und sogar für die Pferde. Lange vor den Römern siedelten hier Menschen, wie Grabfunde aus der Zeit von 1000 v. Chr. belegen. Die ersten Spuren menschlichen Lebens liegen sogar rund 10.000 Jahre zurück. Urkundlich erwähnt wurde die „Stadt-Baden“ zum ersten Mal im 13. Jahrhundert. 1475 wurde „Baden“ zur Residenzstadt [1].erhoben Es erließ nun eine Stadtordnung und setze eine Kurtaxe [2] fest (1507).

 

Badekultur und Zerstörung

1601 führte der Leibarzt [3] Dr. Johannes Matthäus die Kur mit heilkräftigem Mineralschlamm (Fango [4]) ein. Französische Truppen besetzen 1688/89 ganz Baden und legten am 24.8.1689 ein großes Feuer, dass fast die ganze Stadt und ihre Umgebung zerstörte. Der Wiederaufbau sollte fast ein ganzes Jahrhundert dauern.

Seit 1797 war Baden-Baden die Sommerhauptstadt Europas. Viele europäische Fürsten und Diplomaten kamen hierher. Ein Jahr später wurde zum ersten Mal das Glücksspiel offiziell erwähnt. Das Badeleben blühte.

Trinkhalle Wandelgang (Bild: Der Weg)
Altstadt (Bild: Der Weg)

Es gibt kaum eine berühmte Persönlichkeit in den vergangenen zweihundert Jahren, die hier keine Badekur [5] durchgeführt hätte. Zwischen 1810 und 1834 wurde die Stadt erweitert. Ein Kurviertel entstand und eine Spielbank wurde eingerichtet. Erste internationale Pferderennen finden im Großraum der Stadt 1858 statt. Das „Drei-Kaiser-Treffen“ im Jahre 1863 erregte großes Aufsehen. Franz-Joseph von Österreich, Zar Alexander von Russland und Napoleon III trafen sich im „Hotel d’Angleterre“ [6].

Baden und Russland

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gab es zwischen den Herrscherfamilien des großherzoglichen Badens [7] und denen Russlands enge Beziehungen. In deren Folge wurden auch russische Kirchen in Baden-Baden und Karlsruhe errichtet. Die Initiative zum Bau einer Kirche in Baden-Baden ergriffen der russische Gesandte in Karlsruhe, Fürst Nikolaj Stolypin, und die ständig in Baden-Baden lebende Fürstin Jelena Trubeckaja. Im Jahre 1793 heiratete der russische Thronfolger Alexander Pawlowitsch die badische Prinzessin Luise.

Sie nahm nach dem Übertritt zur Russisch-Orthodoxen Kirche den Namen Elisabeth Alexejewna an. Ihr Mann trat 1801 als Zar Alexander I die Nachfolge Zar Pauls I an und regierte bis 1825.

Friedrichsbad, Spielbank und Festspielhaus

Die Spielbank wird 1872 auf Beschluss der Regierung geschlossen. Das „Friedrichsbad“ (auf den römischen Badehaus-Ruinen aufgebaut) wird 1877 nach acht Jahren Bauzeit eingeweiht. Man schätzt [8] es als ein Juwel [9] unter den internationalen Bädern ein. Der prachtvolle Kuppelbau [10] mit der kunstvoll ausgestatteten Fassade [11] und den beiden Ecktürmen ermöglichen ein „historisches Badeerlebnis“. Die Spielbank wird 1933 wieder eröffnet. Ende des zweiten Weltkrieges wird Baden-Baden der Sitz des Oberbefehlshabers der französischen Armee.

Ab den fünfziger Jahren blüht der Kurbetrieb wieder auf [12], ebenso beginnen wieder die Pferderennen und der Spielbankbetrieb. 1985 wird eine neue Bade- und Saunalandschaft [13] (Caracalla-Therme) eröffnet. Vier Jahre danach wird das Festspielhaus eingeweiht. Es ist mit 2500 Sitzplätzen eines der größten Opernhäuser der Welt. Heute leben in Baden-Baden einige Prominente und die meisten Millionäre in Deutschland. Eine große Rundfunkanstalt hat hier ihren Sitz (SWR [14]). Viele ausländische Besucher halten die Stadt für „typisch deutsch“, und die große Anzahl der Touristen jedes Jahr unterstreicht die starke Anziehungskraft dieser schönen alten Stadt im Südwesten Deutschlands.

Weitere Informationen über Baden-Baden

 

[1] die Residenzstadt: eine Stadt, in der ein König, ein Präsident, ein Fürst o.Ä. wohnt und regiert
[2] die Kurtaxe: eine Geldsumme, die man zahlen muss, wenn man in einem Kurort übernachtet und für die man einige Leistungen billiger oder kostenlos erhält
[3] der Leibarzt: der Hausarzt eines Fürsten o.ä.
[4] Fango: <ital.> heilkräftiger Mineralschlamm
[5] die Kur: eine (Heil) Behandlung über eine Zeit von einigen Wochen, die der Regenerierung der Gesundheit allgemein dient
[6] [hotel: d-angelter:] „Hotel England“
[7] Die Residenz des Herzogs war in Karlsruhe.
[8] einschätzen: sich eine Meinung von jemandem / etwas machen È beurteilen
[9] das Juwel: (hier) etwas, das man als sehr wertvoll empfindet
[10] die Kuppel: ein Dach o.Ä., das (wie eine Halbkugel) gewölbt ist
[11] die Fassade: die vordere äußere Seite eines Gebäudes, die meist zur Straße zeigt
[12] aufblühen: (hier) sich günstig entwickeln
[13] die Sauna: ein Raum, der mit Holz verkleidet ist und den man sehr stark heizt. Man geht für kurze Zeit hinein, um kräftig zu schwitzen.
[14] SWR: Süd-West-Rundfunk