Schleswig-Holstein – Land zwischen den Meeren
Eines der kleinsten Bundesländer
Schleswig-Holstein ist unter den 13 Bundesländern des deutschen Staates das zweitkleinste. Er ist 15.770 Quadratkilometer groß, und rund 2,77 Millionen Einwohner leben dort. Im Norden grenzt das Land an Dänemark. Seine südlichen Nachbarn sind der Stadtstaat Hamburg und die Länder Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Gekennzeichnet ist Schleswig-Holstein aber schon immer von der Besonderheit, von zwei Meeren begrenzt zu werden: westlich von der Nordsee, die ein Teil des Atlantischen Ozeans ist, und östlich von dem Binnenmeer Ostsee.
Ein flaches Land
Das „Land zwischen den Meeren“ ist niedriges Land. Seine höchste Erhebung ist nur um wenige Meter höher als Deutschlands höchster Kirchturm (168 m zu 162 m).
Der östliche Landesteil ist eine Hügellandschaft mit vielen dazwischenliegenden Seen. Durchzogen wird er von vielen schmalen oder breiten Buchten, den sogenannten Förden. Diese Landschaft verdankt ihre Entstehung der Eiszeit. Ackerbau und Fremdenverkehr sind wichtige Arbeits- und Erwerbsbereiche der Bewohner, dazu kommen natürlich Tätigkeiten, die mit der Schiffahrt auf der Ostsee zu tun haben. Die Ostsee ist das ruhigere der beiden Meere. Sie hat einen kaum nennenswerten Tidenhub. Auch die Stürme, die von ihr herkommen, sind in der Regel längst nicht so heftig und folgenreich wie Nordseestürme.
Vom Meer bedroht
Die westlichen Landesteile und die dort vorgelagerten Inseln und Halligen sind viel stärker den Einwirkungen des Meeres ausgesetzt. Ebbe und Flut bestimmen mit ihrem regelmäßigen Rhythmus den Ablauf der Dinge.
Und gerät die Flut einmal heftiger als normal, so würde es an vielen Orten „landunter“ heißen, d.h. große Gebiete des Marschlandes stünden unter Wasser. Nur die mächtigen Deichbauten und große Sielanlagen hindern das Nordseewasser daran, ins niedrige Hinterland einzudringen. Viel Land, eben das Marschland, haben die Bauern an Schleswig-Holsteins Westküste in den zurückliegenden Jahrhunderten dem Meer abgerungen, aber viel Land haben sie bei Sturmfluten auch immer wieder hergeben müssen. Besonders gefährdet sind auch heute noch die nordfriesischen Inseln und die Halligen, weil sie nicht wie das Festland durch entsprechende Befestigungsanlagen geschützt werden können.
Bei Touristen beliebt
Neben der Viehzucht und der Milchwirtschaft, die hier schon seit Jahrhunderten betrieben werden, hat auch an der Nordseeküste und auf den Inseln der Fremdenverkehr als wichtiger Erwerbszweig seinen festen Platz. Föhr, Amrum und Sylt sind wohl die bekanntesten der nordfriesischen Inseln, auf die immer wieder viele Urlauber kommen. Die Insel Sylt ist sogar mit der Bahn über den zwölf Kilometer langen Hindenburgdamm erreichbar.
Die Mitte Schleswig-Holsteins wird von der Geest bestimmt. Geest bedeutet unfruchtbares Land. Erst seit es künstliche Düngemittel gibt, können die Böden der Geest erfolgreich genutzt werden. In dieser Region befindet sich Deutschlands größtes Baumschulengebiet.
Von Kanälen durchzogen
Die wichtigsten Städte im „Land zwischen den Meeren“ liegen an den Förden im Osten.
Flensburg, Kiel und Lübeck sind die größten und bekanntesten Ostseehäfen der Region. Lübeck ist davon die Stadt mit der ältesten Handelstradition und war einmal die mächtigste Handelsstadt an der Ostsee. Schon vor 500 Jahren war sie über einen Kanal mit der Elbe und damit mit der Nordsee verbunden. Der Trave-Elbe-Kanal ist heute für große Binnenschiffe benutzbar. Aber auch Hochseeschiffe können von der Nordsee her die Ostseehäfen erreichen, ohne im Norden um Dänemark herumfahren zu müssen: Sie benutzen dazu den Nord-Ostsee-Kanal oder auch Kiel-Kanal, wie ihn die Seeleute meist nennen. Dieser Kanal führt von Brunsbüttelkoog an der Elbmündung 100 Kilometer durchs Land nach Kiel. Er ist 100 Meter breit und elf Meter tief. Schleusen an den Endpunkten halten den Wasserstand auf gleichmäßiger Höhe. Lotsen führen die Hochseeschiffe in sieben Stunden hindurch. Andere Verkehrswege überqueren den Kanal auf Hochbrücken oder unterqueren ihn durch Tunnels.
Verkehrstechnisch hat Schleswig-Holstein durch seine guten Straßen-, Schienen- und Fährverbindungen die Bedeutung einer Brücke zwischen Mittel- und Nordeuropa.
Kiel – Stadt der Segler
Kiel ist die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein. Von hier aus lenkt eine z. Zt. SPD-geführte Regierung die Geschicke des kleinen Bundeslandes. Ca. 300.000 Menschen leben in der Stadt, die über alle wesentlichen Einrichtungen einer mittleren Großstadt verfügt. International bekannt ist Kiel durch das jährliche Ereignis der „Kieler Woche“. Dann treffen sich Segelsportler aus aller Welt zum Wettkampf in vielen Bootsklassen auf der Außenförde. Und solche Segelregatten bieten auch für die Zuschauer an den Ufern und auf den Begleitschiffen immer wieder prächtige Bilder.
Lothar von Seltmann