Das Saarland – ein kleines Bundesland
Erst seit dem 1. Januar 1957 ist das Saarland ein Land der Bundesrepublik Deutschland. Bis dahin hat das Land an der Saar eine wechselvolle Geschichte erleben müssen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Saargebiet der Verwaltung des Völkerbundes unterstellt. 1935 wurde es nach einer Volksabstimmung wieder mit dem Deutschen Reich vereinigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab die französische Militärregierung dem Gebiet eine eigene Verwaltung, ehe es 1948 durch eine Zoll- und Währungsunion mit Frankreich verbunden wurde. 1955 fand dann wiederum eine Volksabstimmung statt, in der die Bürger des Saarlandes ihren Willen bekundeten, zu Deutschland gehören zu wollen. So wurde das Land also 1957 zum 10. Bundesland unseres Staates.
Eines der kleinsten Bundesländer
Das kleine Saarland mit seinen 2570 qkm Bodenfläche grenzt im Süden und im Westen an Frankreich und Luxemburg, im Norden und im Osten an das Bundesland Rheinland-Pfalz. Seinen Namen hat das Land von dem Fluß Saar, der sich in großen und kleinen Schleifen durch hügeliges Land windet. Die Landwirtschaft hat in dieser Region kaum Bedeutung. Die Besitzer von Bauernhöfen bestellen ihr Land in der Regel nur noch als „Feierabendbauern“. Erst seit der Flurbereinigung in den letzten Jahren sind durch Zusammenlegung kleinerer Besitzungen rentable landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe entstanden.-
Land im Strukturwandel
Ihren Lebensunterhalt verdient die Landbevölkerung wie die arbeitenden Menschen der Städte im Steinkohlebergbau und in der Eisen- und Stahlindustrie. Beide Industriezweige sind allerdings, bedingt durch die große internationale Konkurrenz, im Niedergang begriffen. Viele Menschen in dieser mit ca. 1,1 Millionen Einwohnern dicht besiedelten Region müssen um ihre Arbeitsplätze fürchten, und immer wieder kommt es in den Saarstädten zu Demonstrationen für den Erhalt des regionalen Kohlebergbaus und des Stahlstandortes Saargebiet. Die Zukunft wird es erweisen, ob die hochentwickelte Industrie des Landes konkurrenzfähig bleibt oder ob das Land einen grundlegenden Strukturwandel erleben wird. Diesen Strukturwandel wird dann auch das benachbarte französische Lothringen erfahren müssen, denn wirtschaftlich sind die beiden Gebiete aufs engste verflochten.
Saarbrücken – wichtiger Verkehrsknotenpunkt
Die größte Stadt und zugleich Hauptstadt des Saarlandes ist die frühere Residenzstadt Saarbrücken, die auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist. Hier kreuzen wichtige Verkehrswege von den Niederlanden und Belgien her nach Süden mit solchen von Deutschland nach Frankreich. Die Stadt liegt an der wichtigen Bahnstrecke Frankfurt/Paris, und sie ist auch per Schiff über die Saar erreichbar, ebenso von Frankreich her über einen Kanal.
Enge Verbindungen zu Frankreich
Eine starke Verflechtung mit Frankreich gibt es heute auch noch auf kulturellem Gebiet. So wurde während der französischen Besatzungszeit 1947/48 die Universität gegründet, an der auch heute noch französische Studenten Teile ihrer Staatsexamen ablegen können. Deutsch und Französisch sind gleichberechtigte Lehr- und Prüfungssprachen. Ähnliche Vereinbarungen gibt es über die Anerkennung des Abiturs, das am deutsch-französischen Gymnasium abgelegt wird. Erwähnenswert ist auch noch die staatliche Musikhochschule. So bietet das Saarland heute auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet ein Beispiel guter grenzüberschreitender und darüber hinaus gesamteuropäischer Zusammenarbeit.
Lothar von Seltmann