Arminius, der Besieger Roms, ist der erste Deutsche, dessen genauere Lebensdaten bekannt sind. Er lebte von 17 v. Chr. bis 21 n. Chr. Sein germanischer Name ist unbekannt. „Hermann“, wie er vielfach genannt wird, hat er nie geheißen. Die Römer nannten ihn „Arminius“, vielleicht der „Blauäugige“, so wie sie seinem Bruder den Namen „Flavus“, der „Blonde“, gaben.
Die Römer hatten 60 Jahre vorher unter Caesar Gallien, das spätere Frankreich, unterworfen. Grenze zu dem östlich davon gelegenen Germanien war der Rhein. In Süddeutschland war die Donau die Grenze des Römerreichs zu den nördlich davon lebenden freien Germanen.
Zur besseren Verteidigung gegen die unruhigen Germanen wollte Kaiser Augustus die Grenze vom Rhein an die Elbe vorverlegen. Elbe und Donau wären dann die neuen Grenzen gewesen. Dies hat Arminius durch seinen Sieg über die Römer in der sogenannten „Schlacht im Teutoburger Wald“ im Jahre 9 n. Chr. verhindert.
Arminius war Sohn des Cheruskerfürsten Segimar („Sigmar“). Die Cherusker waren ein germanischer Stamm an der mittleren Weser. Sein Vater und sein Onkel waren Anführer der römerfreundlichen Partei in ihrem Stamm. Der Vater gab seinen Sohn zur Erziehung nach Rom. Von 4 n. Chr. an befehligte Arminius im römischen Dienst germanische Hilfstruppen. Er lernte dadurch das römische Militär kennen. Er stieg zum Rang eines Obersten auf und erwarb das römische Bürgerrecht und den Stand eines Ritters. Die Römer beschrieben ihn als tapfer, schnell im Verstehen und sehr begabt.
Mit 25 Jahren kehrte Arminius in seine Heimat zurück. Er heiratete dort, gegen den Willen ihres Vaters, seine Frau Thusnelda, indem er sie entführte.
Die Römer hatten das Land bis zur Elbe militärisch unterworfen. Schon zogen die römische Sprache und römische Sitten und Gesetze ein. Steuern sollten erhoben werden. Die Römer gingen dabei häufig sehr brutal vor. Das empörte die Germanen, die ihre Freiheit liebten und die römischen Sitten ablehnten. So gelang es Arminius, eine Koalition germanischer Stämme gegen die Römer zusammenzubringen.
Die Entscheidungsschlacht
Im Herbst des Jahres 9 n. Chr. wollte der römische Feldherr Varus mit seinen drei Legionen von seinem Sommerlager an der Weser zu den Winterquartieren am Rhein zurückkehren. Wegen eines angeblichen germanischen Aufstands wählte er einen anderen Rückweg und geriet dabei in einen Hinterhalt[1]. Noch am Vorabend des Abmarschs riet des Arminius Schwiegervater Varus, Arminius verhaften zu lassen, da dieser Verrat plane. Varus glaubte das aber nicht.
Die Schlacht fand wahrscheinlich etwas nördlich des Teutoburger Waldes am Wiehengebirge bei dem Ort Kalkriese, nahe Osnabrück, statt. Hier verengte sich der Weg zwischen einem Berg und einem Moor. Die römischen Truppen mussten in einer kilometerbreiten schmalen Marschreihe marschieren. So konnten sie von den von allen Seiten anstürmenden Germanen in einer dreitägigen Schlacht leicht geschlagen werden. Etwa 12000 Menschen fanden den Tod. Varus nahm sich das Leben.
Es war eine der schwersten Niederlagen, die die Römer erlitten haben, eine strategische Meisterleistung. Der alte Kaiser Augustus rannte in Rom in seinem Palast voll Verzweiflung mit dem Kopf gegen die Wand und rief: „Varus, gib mir meine Legionen wieder!“
In den nächsten Jahren kämpfte Arminius gegen neue römische Vorstöße nach Germanien hinein. Dabei konnten die Römer seine Frau gefangen nehmen. Sie war schwanger und gebar in der Gefangenschaft einen Sohn. Germanien blieb jedoch frei von den Römern.
Vor einer Schlacht standen sich Arminius und sein auf Seiten Roms kämpfender Bruder einmal an der Weser gegenüber. Beide versuchten über den Fluss hinweg vergeblich, den anderen von ihrer Meinung zu überzeugen.
Schließlich wurde Arminius von seinen eigenen Verwandten ermordet, weil er angeblich nach der Königsherrschaft strebte.
Dies und manches andere spricht dafür, dass sein germanischer Name womöglich „Siegfried“ lautete und er somit in der späteren Siegfriedsage fortlebt.
Arminius Sieg über die Römer hatte weitreichende Folgen. Dadurch wurde der Grund gelegt für die Entstehung eines selbständigen germanischen Staatswesens östlich des Rheins, nämlich des heutigen Deutschlands.
Hans Misdorf
Der Artikel erschien in „Der Weg“ 1/2010
[1] eine Falle