Die deutsche Nordseeküste zählt zu den interessantesten Landschaften in Europa. Ständig verändert sich ihr Erscheinungsbild. Einige der beeindruckendsten Gegenden wollen wir heute besuchen.
Die Ostfriesischen und die Nordfriesischen Inseln
Der deutschen Nordseeküste vorgelagert sind zwischen Ems- und Wesermündung die Ostfriesischen Inseln Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Die Nordfriesischen Inseln Amrum, Föhr, Sylt, Nordstrand, Pellworm und die Halligen liegen vor der Westküste Schleswig-Holsteins. Immer wieder wird durch Wind, Wellen und Meeresströmung ihr Aussehen verändert. Sie sind vor allem im Sommer wegen der vielen Badeorte ein beliebtes Ferienziel.
Die Halligen
Die Halligen (z.B. Langeneß, Oland, Hooge, Nordstrand usw.) entstanden durch die großen Sturmfluten des Mittelalters und durch spätere Schlickablagerungen[1]. Bei Hochwasser werden sie ganz oder teilweise überschwemmt. Einige haben Sommerdeiche. Die Häuser stehen auf vier bis fünf Meter hohen Erhebungen (Wurten). Die insgesamt etwa 330 Bewohner leben von Viehzucht und vom Fremdenverkehr.
Helgoland
65 Kilometer vor der deutschen Küste gelegen, ist Deutschlands einzige Hochseeinsel heute nur noch etwa 2 km2 groß. Seit 1890 gehört sie zu Deutschland. Sie wird von vielen Touristen besucht.
Der Nationalpark Wattenmeer
Zwischen den Inseln und dem Festland liegt das Wattenmeer mit einer Fläche von etwa 500.000 Hektar. Hauptaufgabe des Nationalparks ist der Schutz einer von Ebbe und Flut geprägten Wattlandschaft. Millionen von Vögeln mausern[2] sich und brüten hier oder legen als Zugvögel eine Rast ein. Auch über 3000 Seehunde leben hier.
Die Landschaft zwischen Marsch und Geest
Hinter der Nordseeküste liegt das flache Land der Marschen. Diese sind sehr fruchtbar und zum Schutz vor dem Meer oft von Deichen geschützt. Die etwas höher gelegenen, flachen Gebiete, die daran anschließen, nennt man „Geest“. Das Geestland ist sandig, trocken und weniger fruchtbar.
Das Alte Land
Ein fruchtbares Marschgebiet vor den Toren Hamburgs am linken Ufer der Unterelbe. Hier wird sehr viel Obst angebaut (besonders Kirschen und Äpfel) und Landwirtschaft betrieben. Die Bauern- und Bürgerhäuser in Ziegelfachwerkbauweise zählen zu den schönsten in Deutschland.
Die Hansestädte der Nordsee
Der Kaufmanns- und Städtebund der Hanse brachte im 13. und 14. Jahrhundert vielen Menschen in den Handelsstädten und der ländlichen Region zwischen Elb- und Wesermündung Reichtum. Mit dem Wohlstand entwickelte sich auch ein hanseatisches Selbstbewusstsein, dass vor allem den Bürgern Hamburgs und Bremens die Unabhängigkeit gegenüber Kaiser und Kirche erbrachte.
In Bremen zeigt dies noch heute die 1404 von den Bürgern errichtete Rolandsstatue, während der im 11. Jahrhundert begründete St.-Petri-Dom die Vorherrschaft der Kirche in der mittelalterlichen Stadt zeigt.
n der mächtigsten Hansestadt Hamburg leben heute über 1,7 Millionen Einwohner. Sie ist die wichtigste deutsche Seehafenstadt. Der 132 Meter hohe West-Turm der St.-Michaelis-Kirche, der „Michel“, ist ihr Wahrzeichen. Viele der alten Häuser Hamburgs fielen dem großen Brand von 1842 und später besonders dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.
Ostfriesland
Die Küstenlandschaft zwischen dem Mündungsgebiet der Ems und dem Jadebusen mit den vorgelagerten Ostfriesischen Inseln wird von einem flachen Geestrücken durchzogen, in dem der Landesmittelpunkt Aurich liegt. Hier, wie auch in anderen ostfriesischen Städten, findet man schöne historische Bürgerhäuser in Backsteinarchitektur. Diese erinnern an Holland. Nach Norden, Süden und Westen schließen sich Moorgebiete an. Ein breites Marschband umsäumt das Land im Norden und Westen. Landwirtschaft und Fischerei ernähren viele Menschen.
Deutschlandreise – Artikelübersicht
[1] der Schlick: Schlamm am Boden eines Flusses, eines Sees oder des Meeres
[2] mausern: die Federn wechseln