In diesem Artikel will ich Sie nun ein wenig über die Sekundarstufe I des deutschen Bildungswesens informieren. Dazu stelle ich Ihnen am besten die Schulformen vor, die zur Sekundarstufe I, also den Klassen 5 bis 10 gehören. Die Verbreitung der einzelnen Schulformen ist dabei in den Bundesländern und Stadtstaaten der Bundesrepublik recht unterschiedlich. Dies liegt an der Kulturhoheit der Länder, von der ich Ihnen ja bereits früher kurz berichtet habe.
Alle in Deutschland lebenden Jungen und Mädchen müssen mindestens bis zum Ende der Schulpflicht (in der Regel nach neun Schuljahren, in einigen Bundesländern nach zehn Schuljahren) eine dieser Schulformen besuchen. Dabei ist es möglich, von einer Schulform in die andere zu wechseln. Dies geschieht meistens am Ende der „Orientierungsstufe“.
Zur einfacheren Übersicht versuche ich die Darstellung hier in einer Art Tabelle, der Sie die wichtigsten Informationen entnehmen können.
Gymnasium: stark theoretisch ausgerichtete Schule für gut begabte Jungen und Mädchen, die später in der Regel an einer Universität oder Fachhochschule studieren wollen.
Kl. 5 / 6: Orientierungsstufe zur Feststellung, ob diese Schulform zurecht gewählt ist.
Kl. 7 / 8: Unterstufe: Erlernen der Grundlagen in einem relativ festgelegten Fächerkanon.
Kl. 9 / 10: Mittelstufe: Fortsetzung des Grundlagenlernens; erste Wahlmöglichkeiten nach eigenen Lerninteressen; am Ende (Zwischen-) Abschluß mit der sogenannten „mittleren Reife“ = Sekundarabschluß I (Fachoberschulreife).
Realschule: gemischt theoretisch-praktisch ausgerichtete Schule für gut- bis mittelbegabte Jungen und Mädchen, die später einen höher qualifizierten Beruf erlernen wollen.
Kl. 5 / 6: Orientierungsstufe
Kl. 7 – 10: Hauptstufe mit dem Abschluß der „mittleren Reife“ (s.o.).
Hauptschule: Schule für normal und auch schwächer begabte Jungen und Mädchen, die später einen qualifizierten praktischen Beruf anstreben. Deshalb ist diese Pflichtschule für alle Kinder, die keine andere Schulform im Bereich der Sekundarstufe I gewählt haben, sehr praktisch ausgerichtet, z.B. mit den Fächern Technik, Haushaltslehre, Wirtschaftslehre und der Durchführung von Betriebspraktika.
Kl. 5 / 6: Orientierungsstufe
Kl. 7 – 9: (zum Teil Kl. 10): Hauptstufe mit zunehmenden Differenzierungs – und Wahlmöglichkeiten von Fächern und Lerninhalten je nach Leistungsfähigkeit und Interesse der Schüler. Abschlüsse: Hauptschulabschluß nach Klasse 9, Sekundarabschluß I oder Sekundarabschluß II (Fachoberschulreife) nach Klasse 10.
Gesamtschule: Schule, in der die vorgenannten Schulformen gemeinsam enthalten sind. Oder: alle Schulformen unter einem Dach und einer Leitung.
In der Sekundarstufe I werden, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die folgenden Fächer unterrichtet: die Hauptfächer Deutsch, Mathematik, Englisch, Französisch, Latein (vereinzelt Spanisch, Griechisch), die naturwissenschaftlichen Fächer Biologie, Physik, Chemie, die gesellschaftlichen Fächer Geschichte/Politik, Geographie, Sozialkunde, Polytechnik. Das Fach Religionslehre ist in den meisten Bundesländern verbindliches Lehrfach. Dazu kommen je nach Angebotsmöglichkeiten der einzelnen Schulen frei wählbare Arbeitsgemeinschaften wie Phototechnik, Chor, Orchester, Tanz, Umweltschutz und ähnliche Fächer.
Am Ende jedes einzelnen Schuljahres erhält jede Schülerin/jeder Schüler ein Ziffernzeugnis, das über seinen Leistungsstand informiert und darüber, ob sie oder er die nächsthöhere Klasse besuchen kann. Das Abschlußzeugnis gibt Auskunft darüber, ob das Bildungsziel der Schulform erreicht wurde und in welcher Weise die Ausbildung in der Sekundarstufe II fortgesetzt werden kann. Darüber später mehr.
Lothar von Seltmann