Das Brandenburger Tor

Es ist das wichtigste Wahrzeichen Berlins und gleichzeitig ein Staatssymbol, mit dem viele wichtige Ereignisse der Geschichte Berlins, Deutschlands, Europas und der Welt des 20. Jahrhunderts verbunden sind: das Brandenburger Tor.

Das Brandenburger Tor bildet mit dem Pariser Platz den Abschluss der Straße „Unter den Linden“. Es ist 26 Meter hoch, 65,5 Meter breit und 11 Meter tief. Als Vorbild dienten die Propyläen[1] zur Akropolis in Athen. Das Tor hat fünf Durchfahrten, von denen die mittlere etwas breiter ist, und zwei Torhäuser. An den Seiten der Durchfahrten sind Reliefs angebracht, die unter anderem Taten des Herkules darstellen. In den beiden Torhäusern stehen große Skulpturen des römischen Kriegsgottes Mars und der Göttin Minerva. Oben auf dem Tor steht eine etwa 5 m hohe Kupferskulptur. Sie stellt die geflügelte Siegesgöttin Viktoria (Nike) dar, die einen von vier Pferden gezogenen Wagen (Quadriga) in die Stadt hineinlenkt.

Ein altes Stadttor…

1734 begann man mit dem Bau der Zollmauer[2], der ehemaligen Berliner Stadtmauer, rund um die Stadt Berlin. Damals wurde ein Vorgängerbau des heutigen Brandenburger Tores als Stadttor an der Straße nach Brandenburg an der Havel errichtet. Als die Mauer und seine Tore später ausgebaut wurden, ließ der König das Brandenburger Tor neu gestalten.

1793 wurde dem Tor die von Johann Gottfried Schadow hergestellte Quadriga aufgesetzt. 1806 wurde sie jedoch von Napoleon nach Paris verschleppt. Noch bevor sie dort aufgestellt werden konnte, wurde er jedoch entmachtet. 1814 wurde die Quadriga dann nach Berlin zurückgebracht. Im Volksmund nannte man sie seitdem die Retourkutsche[3]. Mit dem Abriss der Zollmauer in den 1860er Jahren wurden auch fast alle Stadttore abgerissen. Das Brandenburger Tor ist das einzige heute noch bestehende.

…mit Geschichte…

Bis zur Abdankung Kaiser Wilhelms II. im Jahr 1918 durften nur Mitglieder der kaiserlichen Familie und deren persönliche Gäste die mittlere Durchfahrt benutzen. Am 30. Januar 1933 feierten die Nationalsozialisten mit einem Fackelzug der SA durch das Brandenburger Tor ihre „Machtergreifung“. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Quadriga stark beschädigt und musste rekonstruiert werden. Auch die Seitengebäude waren stark beschädigt. Im September 1956 wurde vom Magistrat der Stadt Berlin beschlossen, das einzige erhaltene ehemalige Stadttor wieder aufzubauen. Im Dezember 1957 war der Aufbau beendet.

Mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 stand das Bauwerk mitten im Sperrgebiet[4] und konnte weder von Westen noch von Osten durchquert werden. Nur die ostdeutschen Grenzsoldaten konnten an das Bauwerk heran.

Treffend bemerkte der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker zu Zeiten des Kalten Krieges hierzu: „Solange das Brandenburger Tor geschlossen ist, ist die Deutsche Frage offen“.

Am 12. Juni 1987 sprach der US-amerikanische Präsident Ronald Reagan folgenden Satz anlässlich eines Berlinbesuchs vor dem Brandenburger Tor: Mr. Gorbachev, open this gate! Mr. Gorbachev, tear down this wall! (Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer ein!).

…wird zum Symbol der Wiedervereinigung

28 Jahre nach dem Bau der Mauer am 22. Dezember 1989 wurde das Brandenburger Tor unter dem Jubel von mehr als 100.000 Menschen wieder geöffnet. Die Sperranlagen wurden danach vollständig beseitigt.

Die in der Silvesternacht 1989/1990 stark beschädigte Quadriga wurde 1991 wieder restauriert. Auch das Tor (insbesondere der Sandstein) bedurfte wegen langer Vernachlässigung und Umweltschäden einer umfassenden Restaurierung. Nach einer 22-monatigen Restaurierung wurde das Brandenburger Tor am 3. Oktober 2002 feierlich wieder enthüllt. Heute ist das Tor für den motorisierten Verkehr gesperrt.

Das Brandenburger Tor markierte die Grenze zwischen Ost-Berlin und West-Berlin und damit die Grenze zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und der NATO. Es war ein Symbol des Kalten Krieges und wurde nach 1990 zum Symbol der Wiedervereinigung Deutschlands und Europas.

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 1/2008

Artikel als Hörtext

 

[1] (Pl. von Propylon) Torbau der Antike und des Klassizismus
[2] An den in der Mauer befindlichen Zolltoren wurde die Akzise, die damaligen direkten Verbrauchssteuern auf eingeführte Waren, erhoben; die Mauer diente damit der Verhinderung des Warenschmuggels.
[3] Als Retourkutsche (von französisch retour, „Rückkehr, Wiederkehr“) bezeichnet man normalerweise redensartlich eine Vergeltungsaktion, bei der Gleiches mit Gleichem vergolten wird.
[4] Grenzgebiet