Der Magdeburger Dom ***

Magdeburg, die Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen-Anhalt, wurde im Jahre 805 n.Chr.- also genau vor 1200 Jahren – zum ersten Mal als Handelsplatz erwähnt.

Die größte Kirche Ostdeutschlands

Berühmt ist besonders der Dom. Schon König Otto I., der erste deutsche Kaiser, baute an dieser Stelle eine große Kirche. Bei einem großen Stadtbrand im Jahre 1207 wurde der ottonische Dom fast vollständig zerstört. 1209 begann man schon mit dem Bau des heutigen Domes. Es war die erste gotische Kirche auf deutschem Boden und die einzige gotische Kathedrale dieser Größenordnung in Europa, die komplett während des Mittelalters gebaut wurde. Der Innenraum wurde 1363 vollendet. Mit der Fertigstellung der Türme im Jahre 1520 war der Dombau vollendet. Der gesamte Dombau erstreckte sich über einen Zeitraum von 311 Jahren.

Der Magdeburger Dom zählt auch heute noch zu den größten Kirchenbauten in Deutschland. Er ist 117 Meter lang und 40 Meter breit. Die Türme sind 104 Meter hoch, und die Höhe im Inneren des Baues beträgt 32 Meter. Im unteren Bereich sind die Wände volle 4 Meter stark! Würde man den Dom ganz mit Sitzen füllen, käme man auf 2100 Plätze. Die größte Anzahl an Besuchern gab es am 3. Oktober 2003 zum Festgottesdienst anlässlich des „Tages der deutschen Einheit“. Damals wurden 1700 Sitzplätze benötigt. Ohne Bestuhlung[1] passen 6000 Menschen in den ausgeräumten Dom.

Veränderungen mit der Reformation

1524 erreichte die von Martin Luther ausgelöste Reformation auch Magdeburg. Es kam zu einem „Bildersturm“ im Dom, weil man es ablehnte, Heilige und Bilder zu verehren oder anzubeten. Im Todesjahr Luthers 1546 wurde der Dom geschlossen. 21 Jahre später traten die Geistlichen zum protestantischen Glauben über. 1567 wurde die erste evangelische Predigt im Dom gehalten.

Als im Jahre 1631 während des 30-jährigen Krieges die kaiserlichen Truppen unter Tilly die Stadt stürmten, konnten sich etwa 4000 Magdeburger in den Dom retten. Erst 1869 wurde eine Domgemeinde gegründet, die heute 1200 Mitglieder zählt. Im 2. Weltkrieg erlitt der Dom schwere Schäden durch Bomben. Nach der Wiederherstellung konnten ab 1955 wieder Gottesdienste gehalten werden.

Den größten Teil seiner mittelalterlichen Ausstattung hat der Dom durch die Reformation, den dreißigjährigen Krieg und die große Restaurierung (1826 bis 1834) verloren. Geblieben sind unter anderem großartige gotische Sandsteinskulpturen (die „törichten Jungfrauen“ in der Paradiesvorhalle).

Domchor mit langer Tradition

Auch musikalisch hat der Dom eine große geschichtliche Bedeutung. Der Magdeburger Domchor ist einer der ältesten bestehenden Kirchenchöre Deutschlands. Schon im Jahre 1199 rühmte[2] ihn der Dichter und Minnesänger Walther von der Vogelweide. Heute gehören etwa 125 junge Sängerinnen und Sänger zum Domchor, der die Sonntagsgottesdienste musikalisch gestaltet und häufig Konzerte im In- und Ausland gibt. Auch finden im Dom regelmäßig Orgel- und Kammerkonzerte statt. Bis zu 100 000 Menschen besuchen jährlich den Dom mit seinen wertvollen Kunstschätzen.

Jörg Bauer

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 1/2005

 

[1] die Bestuhlung: Gesamtheit der Stühle in einem Raum
[2] rühmen: mit großer Bewunderung über jemanden / etwas sprechen ? preisen, loben