Im Heidesand: Das Nordwestdeutsche Tiefland ****

Zwischen Maas und Elbe erstreckt[1] sich ein 50 bis 150 Kilometer breiter Landschaftsstreifen[2]: Das nordwestdeutsche Tiefland. Von der Kraft der eiszeitlichen[3] Gletscher[4] geformt, sind heute die sandigen Geestplatten[5] für diese Tieflandzone typisch. Auch gibt es große feuchte Gebiete und Moore[6]. Mit der Niederrheinischen und der Münsteraner Bucht schiebt sich das Nordwestdeutsche Tiefland weit südwärts in die Mittelgebirgszone hinein.

Das Oldenburger Land

Das Oldenburger Land besteht an der Meerseite aus Marschland[7], südwärts aus Geestland, das schon früh besiedelt wurde. Heute wird hier intensive Landwirtschaft betrieben.

Die Stadt Oldenburg selbst entstand rund um eine alte Burg aus dem 11. Jahrhundert. In dieser Schutzburg wohnten die Grafen des Ammerlandes[8], die sich später Grafen von Oldenburg nannten. Der Name kommt wohl von dieser Burg, der „olden Borg“[9], wie sie genannt wurde. Schon im 14 Jahrhundert entstand am Ufer des Flusses Haare sogar ein Hafen. Im 17. Jahrhundert baute man dann das Alte Schloss. Hier regierten die Oldenburger Grafen und später die Herzöge.

Südlich von Oldenburg liegt die Stadt Cloppenburg. Hier entstand 1934 ein Museumsdorf, das größte seiner Art in Deutschland. Niedersächsische Bauerhäuser aus dem 16. bis 19 Jahrhundert wurden wieder aufgebaut und originalgetreu eingerichtet.

Die Lüneburger Heide

Die Lüneburger Heide[10] ist eine der faszinierendsten[11] Landschaften Deutschlands. Früher standen hier große Waldflächen. Dann aber fing der Mensch an, viele Wälder zu roden[12]. Besonders im Mittelalter brauchte man das Holz für die Industrie[13]. Als in Lüneburg die Salzlagerstätten erschlossen[14] wurden, wurde auch der Rest der Bäume auf den sandigen Böden gefällt[15]. Nun breiteten sich auf dem Boden Heideflächen aus, durchsetzt von Wacholder[16] und Birken. Die Bauern benutzten die Heideflächen als Weide für die Schafe. Den genügsamen[17] Tieren reichte dieses Futter, aber sie ließen keine andere Vegetation mehr heranwachsen. 1921 entstand in der Lüneburger Heide, am Wilseder Berg, der erste Deutsche Naturschutzpark.

Viele Besucher zieht auch der Vogelpark Walsrode in der Heide an. Hier kann man heimische und exotische Vögel in außerordentlicher Vielfalt besichtigen.

Das Salz von Lüneburg

Lüneburg verdankt seinen Wohlstand den Salinen[18]. Im 8. Jahrhundert entstanden, erhielt der Ort 1247 Stadtrecht und trat 1372 der Hanse bei. Das „weiße Gold“, wie man es früher nannte, wurde hier seit 956 gewonnen. Lüneburg ist die einzige fast unzerstörte Stadt der norddeutschen Backsteingotik. In ihr finden sich alte Kirchen aus dem 14. und 15. Jahrhundert, ein schönes Rathaus und viele alte Bürgerhäuser.

Celle

Südlich der Lüneburger Heide an dem Fluss Aller liegt Celle. Ende des 13. Jahrhunderts gegründet, zählt es zu den schönsten Fachwerkstädten in Norddeutschland. Der historische Stadtkern ist fast vollständig erhalten. Man kann ihn der Weserrenaissance zurechnen.

Besonders sehenswert sind das Schloss, die evangelische Stadtkirche vom Ende des 17. Jahrhunderts und das Rathaus aus dem 16. Jahrhundert. 1735 wurde hier vom englischen König, der auch Kurfürst von Hannover war, ein Landgestüt[19] gegründet. Im Herbst kommen deshalb viele Besucher zur berühmten Hengstparade[20] in die hübsche Stadt am Südrand der Lüneburger Heide.

 
[1] sich erstrecken: (hier) etwas hat eine bestimmte räumliche Ausdehnung (in horizontaler oder vertikaler Richtung) – etwas dehnt sich aus
[2] der Streifen: (hier) ein langes, schmales Stück
[3] die Eiszeit: eine relativ lange Periode in der Geschichte der Erde, in der es sehr kalt war und in der sich das Eis von den Polen aus sehr weit ausbreitete
[4] der Gletscher: eine große Masse von Eis (im hohen Gebirge oder an den Polen)
[5] die Geest: flache (etwas höher gelegene) Gebiete an der Küste der Nordsee mit nicht sehr fruchtbarem, sandigem Boden
[6] das Moor: ein Gebiet mit einem sehr nassen und weichen Boden, auf dem besonders Gras und Moos (=eine Pflanze, die auf feuchtem Boden oder auf Bäumen wächst und dort kleine, grüne Polster bildet) wachsen
[7] die Marsch: vor Küsten angeschwemmter fruchtbarer Boden.
[8] Das Ammerland bezeichnet ein Gebiet nordwestlich von Oldenburg.
[9] „alten Burg“
[10] die Heide: eine meist sandige, trockene Landschaft, in der besonders Büsche, Gräser und Sträucher wachsen
[11] faszinierend: großes Interesse und große Bewunderung hervorrufen
[12] roden: Bäume mit den Wurzeln entfernen, damit man etwas anderes pflanzen oder Häuser bauen kann
[13] Bes. zur Erzaufbereitung, den Schiffbau, für Glashütten und den Feuerungsbedarf
[14] erschließen: (hier) die notwendigen Arbeiten tun, damit man zu etwas kommen, gelangen kann; nutzbar machen
[15] fällen:
[16] der Wacholder: ein (Nadel)Baum oder Strauch, dessen Beeren als Gewürz oder zur Herstellung von Schnaps verwendet werden
[17] genügsam: mit wenig zufrieden – anspruchslos
[18] die Saline: ein Betrieb, in dem man Kochsalz (durch Verdunstung von Salzwasser) gewinnt
[19] das Gestüt: ein Betrieb, in dem Pferde gezüchtet werden
[20] der Hengst: das männliche Tier bei Pferd, Esel, Zebra, Kamel o.Ä