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An der Ostsee ***

Zwischen Flensburg und Wolgast zeigt die Ostseeküste ihre vielen Gesichter. Förden und Buchten, Bodden[1] und Haffs[2], und dazwischen die schönsten Strände, die man sich vorstellen kann.

Land der Schlösser und Herrensitze

Das nördlichste Bundesland Deutschlands ist Schleswig-Holstein. Oft wurde um es gekämpft, und schon früh wurde es durch Wehranlagen[3] geschützt. Daraus gingen die vielen herrlichen Schlösser des Landes hervor, wie Schloss Glücksburg, Schloss Plön oder das weiße Schloss von Ahrensburg. Auch die reichen Adeligen[4] bauten sich schöne Herren[5] – und Gutshäuser[6] .

„Dat se bliwen ewich tosammende ungedelt“[7] – dieser Ausspruch verdeutlicht das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen in diesem Land.

Ostseestrände

Jahrhundertelang wurde die Ostseeküste als reizlos und unwirtlich empfunden. Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts aber änderte sich dies schnell. Man entdeckte sie als Ferienparadies, und es entwickelten sich Seebäder für die Touristen. In Schleswig Holstein sind dies z.B. der Timmendorfer Strand oder Grömitz, in Mecklenburg-Vorpommern Boltenhagen, Kühlungsborn oder das schon 1793 gegründete, älteste Seebad Deutschlands in Heiligendamm.

Weiter östlich, in Westpommern, bieten die Halbinseln Fischland, Darß und Zingst teils kilometerlange Strände, die noch nicht überlaufen[8] sind.

Hansestädte der Ostsee

Zum norddeutschen Städtebund der Hanse gehörten im 13. und 14. Jahrhundert bis zu 100 Städte. Sie waren wirtschaftlich sehr bedeutend und kamen zu Wohlstand. Dies zeigt sich auch in ihren Bauwerken.

Strand Kiel Laboe (Bild: Der Weg)

Lübeck ist sicherlich die bedeutendste Hansestadt an der Ostsee. Es hat eine sehr schöne Altstadt mit sieben Türmen und vielen alten Häusern, sowie das 1478 errichtete Holstentor, das die Stadt nach außen absicherte.

Wismar Hafen (Bild: Der Weg - M. Arbter)

Zentrum der Hansestadt Wismar ist der große Marktplatz mit seinen schönen Giebelhäusern und dem „Alten Schweden“, dem ältesten Bürgerhaus der Stadt – ein Prachtbau der Backsteingotik[9].

Rostock war im 14. und 15. Jahrhundert nach Lübeck die zweitwichtigste Hansestadt an der Ostsee. 1942 wurde sie weitgehend zerstört, hat aber neben den unschönen DDR-Bauten auch noch alte Häuserviertel und schöne Kirchen zu bieten, wie die mit gotischen Kunstschätzen reich ausgestattete Marienkirche.

Das Zentrum von Stralsund bildet der Alte Markt. Hier stehen das Rathaus aus dem 13. bis 15. Jahrhundert und daneben die Nikolaikirche aus der gleichen Epoche – beides Meisterwerke der Backsteingotik.

Rügen – Deutschlands größte Insel

Knapp 1000 Quadratkilometer misst Deutschlands größte Insel. Sie besteht aus einzelnen Kreide- und Moränenkernen[10] mit Steilküsten, die durch Nehrungen[11] verbunden sind und Halbinseln bilden. Die zauberhafte Landschaft zieht viele Menschen an. Sehenswert sind auch die klassizistischen[12] Bauten des Fürsten Wilhelm Malte I. von Putbus, das Jagdschloss Granitz und die frühgeschichtlichen Großsteingräber. Das größte Seebad Rügens ist Binz, mit herrlicher Bäderarchitektur, die liebevoll restauriert wurde.

Die Mecklenburger Seenplatte

Mecklenburg ist durch eine abwechslungsreiche Landschaft aus Seen und Hügeln gekennzeichnet. Man nennt das Gebiet zwischen Elbe-Lübeck-Kanal und Oder deshalb auch die „Mecklenburgische Seenplatte.“ Sie ist ein Relikt[13] der letzten Eiszeit, die hier über 100 Seen hinterlassen hat, deren größter der Müritzsee ist.

Mecklenburg-Vorpommern ist das am dünnsten besiedelte Gebiet der Bundesrepublik. Weite Landschaften wechseln ab mit idyllischen[14] Dörfern und endlosen Wäldern zwischen den vielen Seen. Von Bäumen gesäumte[15] Kopfsteinpflasterstraßen[16], alte Gutshäuser und Backsteinbauten, Herrensitze und schöne Schlösser erhöhen den Reiz der Landschaft.

[1] der Bodden: flache, unregelmäßig geformte Bucht mit einer schmalen Öffnung zum Meer.
[2] das Haff: ein Teil des Meeres an einer Küste (besonders der Ostsee), der durch einen schmalen Landstreifen, Inseln o.Ä. vom offenen Meer abgetrennt ist
[3] die Wehr: Befestigung, Verteidigung
[4] der / die Adelige: jmd., der einer Gruppe von Leuten angehört, die (durch ihre Herkunft) eine höhere soziale Schicht bilden, die früher besondere Privilegien hatte
[5] das Herrenhaus: herrschaftliches Wohnhaus auf einem Gut od. großen Besitztum
[6] das Gut: (hier) ein großer landwirtschaftlicher Betrieb
[7] Dass sie ewig ungeteilt zusammen bleiben.
[8] überlaufen: (hier) so, dass dort zu viele Menschen sind
[9] Die Backsteingotik ist eine Sonderform der mittelalterlichen Gotik in Norddeutschland, die sich durch die Verwendung von Backstein, einem rechteckigen, meist rötlichen Stein, als Baumaterial auszeichnet. Da es im norddeutschen Tiefland wenig Baumaterial gab, wurde dort viel mit gebrannten Ziegeln gebaut. Die Backsteingotik ist besonders in Mecklenburg stark vertreten.
[10] die Moräne: von einem Gletscher bewegte und abgelagerte Masse von Gestein, Geröll
[11] die Nehrung: schmaler, lang gestreckter Landstreifen, der ein Haff od. eine Lagune vom offenen Meer trennt
[12] klassizistisch: einem (Kunst)Stil des 19. Jahrhunderts angehörig, der die Kunst der griechischen und römischen Antike zum Vorbild hatte
[13] das Relikt: etwas, das von einer früheren Zeit oder von einem früheren Zustand übrig geblieben ist È Überrest, Überbleibsel
[14] idyllisch: (hier) ruhig und landschaftlich schön
[15] säumen: in Reihen am Rand einer Fläche oder einer Straße stehen
[16] das Kopfsteinpflaster: ein Straßenbelag aus kleinen (runden oder viereckigen) Steinen