Das Allgäu
Das Allgäu ist eine der schönsten und abwechslungsreichsten Ferienlandschaften in Deutschland. Es erstreckt sich über den südlichen Teil des bayerischen Regierungsbezirks Schwaben, das äußerste südöstliche Baden-Württemberg, sowie über einige zu Österreich gehörende Grenzgebiete.
Erstmals wurde der Name „Allgäu“ im Jahre 817 urkundlich als „Albegowe“ erwähnt. Dieser Name setzt sich aus dem Wort „Alb“, was soviel heißt wie Gebirge, und dem Wort „Au“ (= wasserreiche, fruchtbare Ebene) zusammen. Das Wort „Allgäu“ kann somit als eine „Gebirgslandschaft mit wasserreichen Auen“ (oder Tälern) „übersetzt“ werden. Das Allgäu ist eine uralte Kulturlandschaft[1]. Napoleon ließ 1810 recht willkürlich eine Grenze durch eine Region ziehen, die sich in jeder Hinsicht vereint fühlte. Nun plötzlich gab es ein bayerisches und ein württembergisches Allgäu. Die einen so fern von München wie die anderen von Stuttgart. Zum Glück wächst jedoch diesseits und jenseits der Grenze ein neues „Wir-Gefühl“.
Das wirtschaftliche Zentrum und die größte Stadt des Allgäus ist Kempten mit 61.500 Einwohnern. In der gesamten Region Allgäu leben etwa 560.000 Menschen.
„Das blaue Land“
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Landschaftsbild des Allgäus vom blühenden Flachs geprägt. Flachs wurde angebaut und zu Hause weiterbearbeitet. Über Jahrhunderte war die Leineweberei eine zweite Einkommensquelle neben der Viehzucht. Bescheiden waren die Einkünfte der Leinenweber, aber sie halfen, die Familien vor der größten Not zu schützen.
Im 19. Jahrhundert wurde das Allgäuer Leinen von der billigeren Baumwolle verdrängt. Die Folgen waren Verarmung und bittere Not. Aus diesem Grunde wanderten viele Familien nach Amerika aus. Erst der Umstellung auf Milchwirtschaft war es schließlich zu verdanken, dass die Allgäuer Bauern auch mit Käse Geld verdienen konnten. Es war der Wandel vom „Blauen Allgäu“ (Flachs blüht blau) zum „Grünen Allgäu“, dem Allgäu der Weidewirtschaft[2].
Der Allgäuer Käse
Bekannt ist das Allgäu auch für seinen Käse. Erwähnen möchten wir den „Emmentaler“, einen Hartkäse aus roher Kuhmilch mit seinen typischen kirschgroßen Löchern. Wie der Name schon sagt, hat er seinen Ursprung nicht im Allgäu, sondern im „Emmental“ im Kanton Bern in der Schweiz. Dort wird dieser Käse bereits seit dem 18. Jahrhundert produziert. 1821 begann man den Käse auch im Allgäu herzustellen, wo er sich dann rasch ausbreitete.
Eine beliebte Touristenregion
Das Allgäu zählt ganzjährig zu den beliebtesten Touristenregionen in Deutschland. Die Natur- und Kulturlandschaft zieht hunderttausende Gäste jährlich an. Vor allem die Vielseitigkeit der Region wird geschätzt. Vom Alpinsport über Wassersport sind zahllose Aktivitäten möglich. Das Allgäu ist darüber hinaus Deutschlands größtes Wintersportzentrum. Neben alpinem Skisport und Eislauf ist auch Langlauf auf einem weit ausgedehnten Loipennetz möglich.
Viele Sehenswürdigkeiten
Im Allgäu befinden sich die weltweit bekannten Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau . Auch die historischen Altstädte von Memmingen und Wangen sind von touristischer Bedeutung, ebenso die Städte Isny, Füssen, Kaufbeuren und Kempten, sowie Ottobeuren mit seiner Klosterkirche.
Eine wunderschöne Landschaft
Von einzigartiger Schönheit ist die Landschaft des Allgäus mit seinen Bergen, Seen und Naturdenkmälern. Als wichtige Beispiele sind aufzuzählen: der Grünten, wegen seiner vom Alpenvorland aus gesehenen besonders markanten Erscheinung auch der „Wächter des Allgäus“ genannt, der Lechfall[3] bei Füssen, der Illerdurchbruch bei Altusried, die Breitachklamm[4] bei Oberstdorf, die Sturmannshöhle[5] bei Obermaiselstein, der Eistobel[6] bei Isny, das Gottesackerplateau[7] bei Riezlern sowie das Wurzacher Ried[8] bei Bad Wurzach. [9]
In den Allgäuer Bergen werden sowohl in den Sommermonaten als auch im Winter viele Arten von Berg- und Wintersport betrieben. Bergbahnen erschließen die hochalpinen Gebiete auch für Nichtalpinisten[10], z. B. am Tegelberg, Breitenberg, Nebelhorn, Fellhorn und dem Hochgrat. Der höchste Berg in den Allgäuer Alpen ist mit 2.656 m der Große Krottenkopf in Tirol (Österreich).
Dialekte im Allgäu
Im Allgäu werden besonders von der mittleren und älteren Generation und besonders auf den Dörfern vielerorts noch Dialekte gesprochen, die dem alemannischen Sprachbereich angehören. Doch kann man nicht von einem gemeinsamen „Allgäuisch“ sprechen. Während die Dialekte im Westallgäu und im südlichen Oberallgäu niederalemannisch sind, sind die Dialekte in der Mitte, im Osten und im Norden des Allgäus dem Schwäbischen zuzurechnen. [11]
Die Allgäuer Küche
Die traditionelle Allgäuer Küche ist gekennzeichnet durch die Zutaten, die es in früheren, ärmlichen Zeiten in der Region ausreichend und billig gab. Das waren vor allem Eier, Mehl, Milch, Fett und Sauerkraut und was im Bauerngarten an Kräutern und Gemüse gewachsen ist. Dementsprechend gibt es viele Mehlspeisen und andere einfache aber schmackhafte Gerichte. Einige Beispiele: Mehlspeisen: Kässpatzen[12], Krautkrapfen[13], Krautspätzle, Schupfnudeln[14]; Süßspeisen: Dampfnudeln[15], Zwetschgendatschi[16] und Scheiterhaufen[17].
Der Artikel erschien in „Der Weg“ 3/2008
Artikel als Hörtext:
[1] hier: Gebiet mit hochentwickelter Landwirtschaft
[2] große Grasflächen für das Vieh
[3] ein etwa sieben Meter hohes, in ganzer Breite überströmtes Stauwehr am Fluss Lech am südlichen Stadtrand von Füssen
[4] eine durch die Breitach geschaffene Klamm ( = Bezeichnung für ein tiefes und enges Tal mit sehr geringem Breiten-Tiefen-Verhältnis, durch das ein Gebirgsbach fließt)
[5] Die Höhle hat eine Gesamtlänge von 460 Meter. Sie ist die einzige begehbare Schauhöhle in der Region.
[6] eine Schlucht und ein Naturschutzgebiet des Flusses Obere Argen im Westallgäu. Als Tobel bezeichnen die Allgäuer eine enge meist bewaldete Schlucht.
[7] Es befindet sich an der nordwestlichen Grenze des Kleinwalsertals in der Nähe des Hohen Ifens. Es ist eine unter Naturschutz stehende Karstlandschaft.
[8] Es ist eines der bedeutendsten Hochmoorgebiete in Süddeutschland und eines der größten noch intakten Hochmoorgebiete Mitteleuropas.
[9] Außerdem erwähnenswert ist noch der Blender bei Kempten, der Schwarze Grat im Westallgäu, der Auerberg im Ostallgäu, der Illerursprung bei Oberstdorf und die Scheidegger Wasserfälle.
[10] der Alpinist: Bergsteiger in den Alpen, im Hochgebirge.
[11] Ein Beispielsatz in den verschiedenen Dialekten: Hochdeutsch: „Gestern war noch Winter, heute ist schon Frühling.“ Westallgäuerisch: „Geaschtig isch no Wintr gsi, heit isch scho Frieling.“ oder „Gischt isch no Wintr gsi, hitt isch scho Frialing“ Oberallgäuerisch: „Nächt ischt no Wintr gwea, huit isch schu Frieling/Länzeg.“ Ostallgäuerisch: „Nächt isch no Wintr gwea, heit isch scho Frialing.“
[12] Käsespätzle
[13] würzige Krapfen aus Nudelteig, die mit Sauerkraut und Speck gefüllt sind
[14] eine traditionelle süddeutsche Beilage aus Kartoffelteig
[15] eine traditionelle Mehlspeise der süddeutschen Küche. Sie bestehen aus Hefeteig (bairisch: Germteig), der in einem Topf mit Deckel gleichzeitig gebraten und gedämpft wird, so dass sie einen knusprigen Boden und eine weiche germknödelartige Oberfläche haben.
[16] Zwetschgenkuchen oder Pflaumenkuchen ist ein Blechkuchen aus Hefeteig oder Mürbteig, der auf einem Backblech dünn ausgebracht und mit halbierten Zwetschgen (einer Unterart der Pflaume), belegt wird.
[17] eine in Süddeutschland und Österreich verbreitete Mehlspeise