In Hessen unterwegs (3)

Der Taunus

Der Taunus grenzt das Rhein-Main-Gebiet nach Norden ab. Er bildet eine Barriere gegen die Nordwestwinde und verleiht der Region ihr angenehmes Klima. Schon früh wurde der Taunus besiedelt. Die Römer bauten auf dem Taunuskamm eine Grenzbefestigung, den Limes, der stellenweise heute noch sichtbar ist und 2005 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. [1]

Im landschaftlich vielfältigen Taunus liegen insgesamt drei Naturparks. Die höchste Erhebung des Taunus ist mit 878 m der Große Feldberg. Von dort hat man einen schönen Blick über den Taunus bis hin nach Frankfurt am Main. Es gibt viele Wanderwege durch den Taunus, die von Touristen gerne genutzt werden.

Von großer Bedeutung sind die Vorkommen an Mineral- und Heilquellen. Dadurch gibt es auch eine Reihe von bedeutenden Heilbädern[2] im und um den Taunus. Der Begriff Selterswasser (nach den Quellen in Niederselters) ist in der ganzen Welt ein Synonym für kohlensäurehaltiges Mineralwasser.

Der Odenwald

Der Odenwald grenzt das Rhein-Main-Gebiet nach Süden ab und erstreckt sich bis nach Baden-Württemberg hinein. Die höchste Erhebung ist der 626 m hohe Katzenbuckel im hinteren Odenwald. 2/3 des Odenwalds sind mit Wald bedeckt, durch den ein über 10.000 km langes Netz von Wanderwegen führt. Viele schöne Städte und Dörfer kann man im Odenwald entdecken. Besonders bekannt ist das Rathaus der Stadt Michelstadt. Es zählt zu den berühmtesten Fachwerkbauten Deutschlands.

Kloster Lorsch

Das Kloster Lorsch ist eine ehemalige Benediktiner-Abtei am Ortsrand von Lorsch im südhessischen Kreis Bergstraße. Es wurde im Jahr 764 gegründet und bestand 468 Jahre. Im frühen Mittelalter war es ein Geistes- und Kulturzentrum des Fränkischen Reiches. Die Tor- oder Königshalle ist das einzige vollständig erhaltene Baudenkmal der Karolinger[3]-Zeit und gehört zu den bedeutendsten Relikten vorromanischer Architektur in Deutschland. Berühmt sind die heute weltweit verstreuten Werke der Klosterbibliothek. Das Kloster Lorsch ist seit 1991 Weltkulturerbe der UNESCO.

Mainmetropole Frankfurt

Frankfurt wird als Stadt des Geldes und des Geistes beschrieben. Hier wurde 1749 Goethe geboren, hier wurden seit 1147 die deutschen Könige gewählt und ab 1562 auch gekrönt. Vom Mainufer aus blickt man auf das höchste Bürogebäude, den über 250 Meter hohen Messeturm. Daneben stehen die Zwillingstürme der Deutschen Bank und andere Banken.

In der Paulskirche am Paulsplatz tagte 1848/49 die Deutsche Nationalversammlung, das erste frei gewählte Parlament für ganz Deutschland. Am Beginn der Geschäftsstraße Zeil steht die als ehemaliges Wachtlokal 1729/30 errichtete Hauptwache. Auch die Alte Oper, die zwischen 1837 und 1880 entstand, ist dem ursprünglichen Stil nach wieder errichtet worden.

Die historische Altstadt am Römerberg wurde 1944 nahezu vollständig zerstört. Fast alle Gebäude sind rekonstruiert. Der Römer selbst, das Rathaus der Stadt, besteht aus 11 Einzelhäusern. Er erhielt seinen Namen vom ältesten der Giebelhäuser, dem Haus „Zum Römer“. Früher waren die unteren Geschosse offene Kauf- und Messehallen. Im Obergeschoss befindet sich der Kaisersaal, zu dem die Kaisertreppe hinaufführt.

Bischofsstadt Mainz

Nicht weit von Frankfurt entfernt liegt Mainz, die Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz. Schon zu Zeiten der Römer war Mainz das wichtigste Zentrum der Region. Später wurde Mainz Sitz der Erzbischöfe. Die Mainzer Bischöfe spielten im alten deutschen Kaiserreich oft eine entscheidende politische Rolle. 1450 erfand Johann Gutenberg in Mainz die beweglichen Lettern, die Grundlage der modernen Buchdruckerkunst.

Beherrschendes Bauwerk der Stadt ist der 1000 Jahre alte Dom. Er zählt zu den größten und bedeutendsten romanischen Sakralbauten in Deutschland. Sehenswert sind auch die anderen Mainzer Kirchen, allen voran die Kirche St. Stephan mit den von Marc Chagall in den siebziger Jahren geschaffenen Glasfenstern. Aber auch der schöne Renaissance-Marktbrunnen, das kurfürstliche Schloss aus der Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts und der Sitz des Landtags von Rheinland-Pfalz lohnen auf jeden Fall einen Besuch.

Kur- und Kongressstadt Wiesbaden

Auf der anderen Seite des Rheins liegt die Landeshauptstadt von Hessen, Wiesbaden. Die 66°C heiße Quelle der Stadt zog schon die Römer an. Bauten aus der Zeit des Klassizismus[4] und Historismus[5] prägen das Stadtbild. Das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Kurhaus beherbergt die Spielbank. Der hessische Landtag ist im Stadtschloss der nassauischen Herzöge untergebracht.

Großzügige Parks und Grünanlagen sowie die Nähe des Rheins sind weitere wertvolle Attribute der Stadt. Neben der eleganten Stadtmitte mit ihren historischen Prunkbauten ist die lebhafte Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern und gemütlichen Weinlokalen eine liebenswerte Alternative.

Die Kaiser-Friedrich-Therme profitiert noch immer von der wohltuenden Wirkung des Heilwassers der insgesamt 26 heißen Quellen und ist eine Oase der Entspannung. Kulturelles kann man im barocken Staatstheater, dem historischen Kurhaus oder dem Museum genießen.

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 4/2007

 

[1] Das Wort Taunus kommt wahrscheinlich aus dem germanischen beziehungsweise altsächsischen zun oder tun (= Zaun oder befestigte Höhe), woraus das englische Wort town in seiner ursprünglichen Bedeutung als umzäunte Siedlung entstand.
[2] Z. B. Bad Homburg, Bad Nauheim oder Bad Soden
[3] fränkisches Herrschergeschlecht aus dem Maas- und Moselgebiet, nach Karl d.Gr. benannt; regierte vom 7.-9. Jhdt.
[4] ein (Kunst)Stil (des 19. Jahrhunderts), der die Kunst der griechischen und römischen Antike zum Vorbild hatte
[5] durch Mannigfaltigkeit der Formen und Stile geprägte Epoche, die in der ersten Hälfte des 19. Jhdts. begann und bis zum ersten Weltkrieg andauerte.