Viele Geschenke

Hallo Irina,

in der letzten Zeit waren wir oft krank, deswegen kam ich nicht zum Schreiben. Heute musste ich wieder mit den Kindern in die Apotheke, um Hustensaft und Nasentropfen zu holen. Die Kinder gingen gerne mit, weil sie schon wussten, dass sie dort Traubenzucker geschenkt bekommen, und ich erhalte wie immer die neueste Ausgabe der Zeitschrift „Mein Baby“ mit dem schönen Poster gratis. Auf dem Nachhauseweg[1] gingen wir noch an der Bäckerei und Metzgerei vorbei, um für’s Abendbrot eine Kleinigkeit zu besorgen. Die Kinder waren froh, weil sie beide vom Metzger jeweils eine Scheibe Wurst und vom Bäcker zwei Brezeln umsonst bekamen.

Ich wundere mich immer wieder, was man alles in Deutschland geschenkt bekommt. In anderen Ländern muss man das kaufen. Hier sind einige Beispiele:

Wir erhalten jedes Jahr einen Terminkalender gratis von der Apotheke.

Vor besonderen Feiertagen wie Weihnachten, Neujahr und Ostern, aber auch am Nikolaustag bekommt man in den Geschäften beim Einkauf Süßigkeiten oder ein kleines Spielzeug geschenkt.

Auch bei der Geburt eines Kindes wird man mit Werbegeschenken fast überschüttet[2]. Es kommen kleine Päckchen von den Firmen mit Pulvermilch , Gläschen mit Babynahrung, Tellern, Löffeln und manchmal Windeln. Auf diese Weise wollen die Firmen natürlich neue Kunden werben.

Wir haben bei der Bank für Claudia ein Konto eröffnet und zahlen dort regelmäßig kleine Geldbeträge ein, denn wir möchten, dass die Kinder mit Geld bewusst umgehen und sparen lernen. Bei jeder Einzahlung erhält Claudia dann neben einem kostenlosen Comic-Heft noch wertvolle Geschenke wie z.B. eine Kindersonnenbrille, ein schönes Essbesteck, ein Metallauto mit Rückzugmotor und natürlich jede Menge Luftballons.

Beim Kauf einer Brille im Fachgeschäft bekam ich das Etui gratis.

Kinderkleiderbügel bekomme ich im Drogeriemarkt kostenlos. Sie liegen dort in einer Kiste zum Mitnehmen.

Wenn die Kinder beim Arzt tapfer waren, werden sie mit Süßigkeiten oder einem kleinen Spielzeug belohnt.

Bestellt man etwas zum ersten Mal aus einem Katalog, bekommt man oft ein „Begrüßungsgeschenk[3]“. Wirbt man für die Firma einen neuen Kunden, erhält man eine großzügige Prämie, meistens im Wert von 25 Euro oder sogar mehr.

Einmal haben wir uns für ein Zeitungsabonnement für eine begrenzte Zeit entschieden. Am Anfang schickten sie uns als Begrüßungsgeschenk eine wertvolle Armbanduhr und für drei Monate die dicke Zeitung kostenlos zu. Als wir die Zeitung später doch nicht abonnieren wollten, akzeptierte dies der Verlag ohne Probleme.

Auch die Firma, bei der ich meine Kosmetik bestelle, bietet ab einem bestimmten Bestellwert[4] schöne Geschenke an (z.B. Parfüm, eine Creme, eine Fleecedecke oder eine schicke Tasche). Da mache ich gerne mit, wenn ich die Sachen wirklich brauchen kann.

Man gewöhnt sich mit der Zeit daran, und langsam scheint schon vieles selbstverständlich zu sein. Sicher ist das Leben in Deutschland auch trotz der Geschenke ziemlich teuer. Mir ist auch bewusst, dass die Firmen ihre Ausgaben für die Geschenke in den Verkaufspreis einbeziehen. .

Ich finde es gut, dass es hier viele Discounter gibt, d.h. Läden mit billigeren Lebensmitteln und vielen „non-food“ Angeboten. Dazu gehören z.B. Aldi, Lidl und Penny. Besonders beliebt ist sicherlich Aldi. Aldi bietet hochwertige Lebensmittel zu unschlagbar günstigen Preisen an und jede Woche neu qualitative „non-food“ Produkte. Die Menschen, die immer auf der Suche nach billigen Angeboten sind, heißen „Schnäppchenjäger“.

Irina, ich weiß, dass Dir die deutsche Kosmetik gefällt. So schicke ich Dir im Brief kostenlose Proben von einer Creme mit.

Viele liebe Grüße, Deine Elena

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 3/2007

[1] der Heimweg
[2] reich beschenken
[3] Werbegeschenk
[4] bestimmte Summe Geld