Umzug in ein neues Haus ***

Liebe Irina,

wir sind gerade umgezogen! Was für ein Stress! Ich hatte dir ja schon geschrieben, dass wir eine größere Wohnung in einem Mehr- oder Einfamilienhaus suchten. Ja, das eigene Haus ist der Traum der meisten Deutschen!

Die Wohnung ist zu eng

Seitdem unsere Tochter laufen kann, reicht der Platz in unserer Zweizimmerwohnung nicht mehr aus. Wenn Claudia ihre Spielzeuge auf dem Fußboden verteilt, kann ich kaum noch in der Wohnung gehen. In Deutschland sagt man, dass die ideale Wohnung mindestens so viele Zimmer hat, wie Personen darin leben.

Mehr als die Hälfte aller Deutschen wohnen zur Miete. So ist man flexibler[1]; wenn man z.B. wegen des Berufs den Wohnort wechseln muss. In Deutschland ist die Miete sehr hoch. Für die meisten Familien beträgt sie mehr als 30% des Einkommens. Wenn jemand nicht so viel Geld verdient, kann er beim Staat eine Unterstützung beantragen. Das Wohngeld hilft ihm beim Bezahlen der Miete. Oft ist aber das Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter sehr angespannt[2]. [3] Deshalb wollten wir nicht zur Miete wohnen.

Suchen und Finden

In vielen Zeitungen haben wir nach Immobilienangeboten[4] gesucht. Wenn uns etwas gefiel, machten wir gleich mit dem Makler[5] einen Termin aus, um uns das Haus anzusehen. Zurzeit werden viele Immobilien zum Verkauf angeboten, sodass die Preise fallen. Wenn der Makler eine Wohnung verkauft, bekommt er Geld vom Käufer und meistens auch vom Verkäufer. Diese Provisionen[6] sind sehr hoch, insgesamt etwa 6% vom Kaufpreis.[7]

Nach den Besichtigungen waren wir oft enttäuscht. Aber nun freuen wir uns, dass wir ein schönes Reihenhaus gefunden haben. Alles ist so, wie wir es uns gewünscht haben: eine Terrasse[8] mit einem kleinen Garten, Balkon, fünf Zimmer, ein großes ausgebautes Dachgeschoss[9] und eine Garage.

Ein anstrengender Umzug

Der Umzug war sehr anstrengend. Auch jetzt muss ich noch viel einrichten, aufräumen und renovieren. In Deutschland sagt man: „Zweimal umgezogen ist wie einmal abgebrannt.“ Nachdem unsere Möbel mit der Spedition[10] angekommen waren, mussten wir uns im Rathaus anmelden und allen Freunden sowie auch Behörden[11] und Versicherungen unsere neue Anschrift mitteilen. Auch das Telefon musste umgemeldet und die Mülltonnen bestellt werden und vieles mehr. Dazu kamen noch viele Termine mit Banken, Notaren und Versicherungen. Nur gut, dass unsere Tochter bei Oma und Opa sein konnte!

Da der Hauskauf ein großer Schritt ist, muss auch die Finanzierung gesichert sein. Fast niemand kann sich ein Haus von seinen Ersparnissen kaufen. Wenn man ein regelmäßiges und ausreichendes Einkommen hat, kann man bei der Bank einen Kredit[12] aufnehmen, den man in monatlichen Raten über viele Jahre mit Zinsen[13] wieder zurückzahlt.

Vielleicht fragst du dich, warum wir jetzt so weit von Stuttgart weggezogen sind, wo mein Mann doch dort arbeitet. Die Region um Stuttgart ist so teuer, dass wir uns dort nichts Passendes leisten können. Aber es gibt eine schnelle Bahnverbindung von hier nach Stuttgart.

Irina, ich würde mich freuen, wenn du mich in diesem Sommer besuchen könntest. Dann wirst du ein Zimmer für dich allein bekommen!

Herzliche Grüße

Deine Elena

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 3/2004

[1] flexibel: (hier) in der Lage oder geeignet, sich veränderten Bedingungen anzupassen
[2] angespannt: (hier) in einem Zustand, der leicht zu einem Konflikt führt
[3] Weil der Vermieter z.B. Schönheitsreparaturen verlangt oder die Miete erhöht.
[4] die Immobilie eine unbewegliche Sache (meist ein Haus, eine Wohnung oder ein Grundstück) als Eigentum
[5] der Makler: jemand, der für andere Leute Geschäfte macht, besonders indem er Häuser, Wohnungen o.Ä. an Käufer oder Mieter vermittelt
[6] die Provision: das Geld, das jemand dafür bekommt, dass er für einen anderen oder im Auftrag eines anderen etwas verkauft hat
[7] Wenn die Wohnung ohne Makler von privat verkauft wird, haben die Eigentümer manchmal zu hohe Preisvorstellungen. So wollten wir uns einmal ein Häuschen anschauen, das in der Zeitung so beschrieben war: „Einfamilienhaus, Baujahr 1930, 5 Zimmer, 120 qm Wohnfläche, neu renoviert, mit Garage und Garten.“ Der Verkäufer zeigte uns stolz die Garage, die früher ein Stall war, den kleinen Garten, den wir von der Stadt hätten pachten müssen, den Balkon, der repariert werden musste, und die große Baustelle im Dachgeschoss. Hier wäre uns die Arbeit nie ausgegangen …
[8] der Terrasse: eine meist leicht erhöhte Fläche mit Platten darauf, die neben einem Haus ist und auf der man sich sonnt
[9] das Dachgeschoss: das oberste (bewohnte) Stockwerk eines Hauses (das direkt unter dem Dach liegt)
[10] die Spedition: eine Firma, die (in Lastwagen) Waren für andere transportiert
[11] die Behörde: eine von mehreren zentralen oder örtlichen Institutionen, die von Staat, Kommunen oder Kirchen damit beauftragt werden, bestimmte administrative oder gerichtliche Aufgaben durchzuführen – Amt
[12] der Kredit: eine (Geld)Summe, die besonders eine Bank jemandem für eine bestimmte Zeit leiht. Für Kredite müssen meist Zinsen bezahlt werden. – Darlehen
[13] der Zins: Geld, das man z.B. einer Bank zahlen muss, wenn man von ihr Geld leiht, bzw. das man von ihr bekommt, wenn man bei ihr Geld angelegt hat (Der Zinssatz für die Baufinanzierung liegt z. Zt. bei etwa 5-8%)