Vierzehnheiligen (Bild: Der Weg)
Bamberg Dom (Bild: Der Weg)
Altmühlsee (Bild: Der Weg)

Die Landschaft Franken befindet sich größtenteils in Nordbayern, reicht aber auch nach Südthüringen und bis nach Baden-Württemberg. Franken liegt fast in der „geographischen Mitte Deutschlands“. Auf der politischen Landkarte finden wir die drei bayrischen Regierungsbezirke Unter-, Mittel- und Oberfranken mit den Regierungssitzen in Würzburg, Ansbach und Bayreuth. Sie werden geprägt vom Main und der Regnitz und ihren Zuflüssen, Rednitz, Pegnitz und Tauber, der Fränkischen Saale und der Altmühl. Der Spessart im Westen, die Rhön und der Frankenwald im Norden, das Fichtelgebirge im Nordosten begrenzen Franken Zwischen Würzburg und Schweinfurt erstreckt sich das Fränkische Weinland, zwischen Nürnberg und Bamberg die Fränkische Schweiz und im Süden das Fränkische Seenland.

Fränkische Identität

Im 3. Jahrhundert n. Chr. verbanden sich mehrere germanische Kleinstämme zu einem Großstamm, der als „Franci“, „die Kühnen“ oder „die Freien“ bezeichnet wurde. Sie begründeten das Fränkische Reich, aus dem später im Westen Frankreich („Frankenreich“) und im Osten das Heilige Römische Reich hervorgingen. Von diesem ostfränkischen Reich sind heute nur noch die drei fränkischen Regierungsbezirke in Bayern übrig. Typisch für Franken sind die spitzen Dorfkirchtürme, der fränkische Dialekt und das fränkische Wappen in rot und weiß mit eine Zickzacklinie in der Mitte, die als „Fränkischer Rechen“ bezeichnet wird.

Fränkische Mundart

Deutschlernende werden im Fränkischen ihre liebe Not haben, da hier eine eigene Grammatik herrscht und es keinen Unterschied zwischen hartem[1] und weichen b, g und d in der Aussprache gibt. Hier ein kleiner Test. Was bedeuten die folgenden Ausdrücke?

1. Globäschdn, 2. Borzelbaam, 3. Schdrignodl, 4. Blumaschdeckla, 5. Schbridsbisdoln[2].

Berühmte Franken

Franken hat viele namhafte Künstler hervorgebracht, wie z.B. den Maler Albrecht Dürer oder den Steinmetz Adam Kraft, dessen Kunst in vielen Kirchen bewundert werden kann. Peter Henlein erfand die Taschenuhr und Levi Strauss die Jeanshosen. Henry Kissinger, ehemaliger amerikanischer Außenminister und Friedensnobelpreisträger, wurde in Fürth in Franken geboren. Und wer sich für Sport interessiert: Dirk Nowitzki und Lothar Matthäus stammen auch aus Franken.

Fränkische Faszination

Fachwerkhäuser und solche in Buntsandstein, geschmückte Osterbrunnen in der Osterzeit, Schäufele[3] und Frankenwein, Lebkuchen und selbstgebraute Biere, Burgen, Kirschblüte, hügelige und flache Landschaften, bedeutende Kunstwerke, vor allem in Kirchen – das Frankenland ist von großer touristischer Anziehungskraft für Menschen aus der ganzen Welt.

Ein Beispiel dafür ist das romantische Städtchen Rothenburg ob der Tauber in Mittelfranken. Das mittelalterliche Stadtbild mit der alten Stadtmauer und den Stadttoren, die früher der Verteidigung der Stadt dienten, ist fast vollständig erhalten.

Auch Bamberg in Oberfranken hat sich im Stadtzentrum den mittelalterlichen Charakter erhalten, wobei die Bauweise aber zum Teil auch barocke Anklänge hat. Berühmt ist der Bamberger Dom mit der Statue des Bamberger Reiters. Auf Fotos sieht man oft das Alte Rathaus, das Teil einer Brücke über die Regnitz ist. „Klein-Venedig“ wird der Teil der Stadt genannt, wo die Häuser an den Fluss reichen und die Bewohner vom Garten direkt ins Boot steigen können.

Nürnberg, ehemalige Freie Reichsstadt und Handelsmetropole, wurde im Krieg zu 70% zerstört- wohl auch wegen der NS-Parteitage[4], die hier abgehalten wurden. Zum großen Teil wurden aber die Altstadt mit Stadtmauer und Burg sowie die bedeutenden Kirchen St. Sebaldus, St. Lorenz und Frauenkirche wieder originalgetreu aufgebaut. Hier verbindet sich nun mittelalterlicher Flair mit moderner Großstadt. Ab August bis in die Weihnachtzeit durchzieht ein leckerer Duft die Stadt von den zahlreichen Lebkuchenbäckereien, die es hier gibt. Weltberühmt ist der Nürnberger Christkindlesmarkt[5].

Erlangen, ist bekannt als Universitätsstadt und berühmt durch den großen Konzern Siemens. Die kleinen Häuser in der Erlanger Altstadt und die reformierte Kirche zeugen noch davon, dass nach der Bartholomäusnacht im Jahr 1572 viele Hugenotten in Erlangen Zuflucht fanden.

Würzburg am Main wird von der Festung Marienberg überragt und ist von Weinbergen umgeben. Bis zu der furchtbaren Zerstörung im 2. Weltkrieg zählte Würzburg zu den schönsten Barockstädten Deutschlands. Die Würzburger Residenz stammt aus dem 18. Jahrhundert und war einst einer der glanzvollsten Fürstenhöfe Europas. In der Innenstadt finden sich verschiedene Paläste und Bürgerhäuser, das alte Rathaus und die Alte Universität, sowie das Juliusspital, die an die frühere Pracht der Stadt erinnern. Der Dom, dem irischen Missionar Kilian gewidmet, der im 7. Jahrhundert das Evangelium nach Franken brachte, gilt als der wichtigste Kirchenbau Würzburgs. Kilian und andere bedeutende Männer des Glaubens sind als Statuen auf der alten Mainbrücke zu sehen.

Auch Bayreuth in Oberfranken ist von der Barockzeit geprägt, als unter Markgraf Friedrich und seiner Frau Wilhelmine die Kultur gefördert wurde. Bis heute kommen Liebhaber der Musik von Richard Wagner alljährlich zu den Wagnerfestspielen in die Stadt. Neben der Eremitage, dem Neuen Schloss und dem Markgräflichen Opernhaus, die alle im Stil des Barocks erbaut wurden, hat sich in der Innenstadt der altfränkische Charakter mit vielen Patrizierhäusern[6] erhalten.

Und so gibt es noch viel mehr zu entdecken. Die Wehrkirche[7] in einem Dorf zwischen Nürnberg und Erlangen. Den alten Ludwigskanal, an dem man schön spazieren gehen kann. Coburg, oder Altdorf, wo Wallenstein[8] einst lagerte … Wobei als hilfreich gilt, „wemmer Frängisch redn koo“[9].

Heike Tiedeck

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 2/2010

 

[1] „Hartes“ b, g und d sind p, k und t
[2] 1. Klobürste, 2. Purzelbaum, 3. Stricknadeln, 4. Blumengesteck, 5. Spritzpistole
[3] ein Schweinebraten aus der Schulter des Schweins
[4] Parteitage der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler
[5] Weihnachtsmarkt. „Christkind“ steht eigentlich für Jesus Christus, das an Weihnachten geborene Christuskind.
[6] Patrizier waren freie Bürger einer Stadt, die im Rat der Stadt saßen und mitregierten.
[7] Eine Dorfkirche, die mit einer Verteidigungsmauer umgeben ist,
[8] Feldherr zur Zeit des 30jährigen Krieges
[9] wenn man fränkisch reden kann