Schon zur Steinzeit war die Eifel von den Ur-Kelten besiedelt, die noch die Glut der Vulkane fürchteten. Die Römer bauten zu ihrer Zeit erste Straßen und eine Wasserleitung nach Köln.
Die 7000 km2 große Eifel liegt zwischen Aachen im Norden, der Stadt Trier im Süden und Koblenz im Osten. Im Osten und Süden wird sie vom Rhein- und Moseltal begrenzt. Westwärts grenzt sie an Belgien und Luxemburg. Die höchste Erhebung ist ein Vulkankegel, die Hohe Acht (747 m).
Es gibt viel zu entdecken
Die Bevölkerung der Eifel war in früheren Zeiten sehr arm, das Gebiet wurde häufig durch Kriege verwüstet. Die Wälder wurden gerodet, so dass sich bis vor 150 Jahren in diesem rauen Land nur wenige Menschen ansiedelten[1]. Heute ist die Eifel, das „grüne Herz Europas“, mit ihren Naturparks ein Erholungsgebiet für dreißig Millionen Menschen, vor allem für die die Bevölkerung der Großstädte ringsum. An dieser Entwicklung hat der Eifelverein[2] seit über hundert Jahren hervorragenden Anteil. Eine abwechslungsreiche Landschaft, deren Schönheit oft erst auf den zweiten Blick sichtbar wird, lädt zum Wandern ein. Hier gibt es Einzigartiges zu entdecken: die größte zusammenhängende Hochmoorfläche (Hohes Venn) in Mitteleuropa; nahe beieinander fünfzehn Talsperren („Eifeler Seenplatte“), darunter die zweitgrößte Deutschlands (Rurtalsperre) [3] und die älteste Europas (Gileppe); sowie das größte Radioteleskop der Welt (Effelsberg, Parabolspiegel mit hundert Metern Durchmesser). Auch kann man die gewaltigste Ingenieurleistung der Römer auf deutschem Boden bewundern, nämlich die 95,4 Kilometer lange Eifelwasserleitung nach Köln mit ihren Kanälen und Wasserbrücken, sowie die weltweit größte Ansammlung von Vulkanen aller Altersstufen, darunter den größten Vulkan Mitteleuropas (Mosenberg) mit vier Schloten und dem einzigen Kratersee nördlich der Alpen (Windsborn). Außerdem findet man in der Eifel noch die europaweit ältesten Mühlsteinwerke (Mayener Grubenfeld), den größten römischen Landsitz nördlich der Alpen (Otrang) und nicht zuletzt eine römische Kaiserstadt (Trier). In der Eifel können die Überbleibsel nahezu aller Erdzeitalter entdeckt werden. Sie zählt seit jeher zu den erdgeschichtlich interessantesten Mittelgebirgen Europas und zieht Forscher aus aller Welt an.
Der Nationalpark Eifel
Im Norden der Eifel befindet sich seit 2004 ein Nationalpark, der erste in Nordrhein-Westfalen. Auf 110 Quadratkilometern erstrecken sich Laub- und Nadelwälder, Seen, Bäche und offene Grasflächen. Der Nationalpark Eifel beheimatet über 900 gefährdete Tier- und Pflanzenarten der Roten Liste[4]. Allein 1.300 Käferarten wurden in seinen Wäldern entdeckt. Unter anderem leben hier die Wildkatze, der Schwarzstorch und die in NRW seltene Mauer-Eidechse.
Vielfältige Natur
Die erdgeschichtliche Entwicklung bestimmt die heutige Gestalt der Eifel und ihre Pflanzenwelt. So gilt die Flora der Hochmoore im Hohen Venn als eine Besonderheit von europäischem Rang. Zahllose Quellen und Bäche füllen die Trink- und Brauchwassertalsperren. Auf dem Mager-Rasen der Kalkeifel bezaubern zwischen hohen Wacholdersäulen im Frühjahr farbenprächtige Orchideen. Senkrecht ragt der Gerolsteiner Dolomit[5] empor, und in der westlichen Vulkaneifel schimmern die Maare, „die geheimnisvollen Augen der Eifel“, mit ihrer eigenen Randvegetation. In der Hohen Eifel bestaunt der Wanderer im Juni das „Eifelgold“, die Ginsterblüte. Neben der berühmten Abtei Maria Laach lädt der Laacher See ein zu Bad und Kahnfahrt. Und laut wird es in der Eifel wohl nur zu Rennzeiten am Nürburgring[6].
Eine Kulturlandschaft
Zweitausend Jahre Kultur zwischen Rhein, Maas und Mosel zeichnen zudem das Bild der Eifel als Kulturlandschaft. Kreuze, Klöster und Ruinen erzählen ihre Geschichte, Kirchen bezeugen Kunst, Frömmigkeit und gelebte Tradition, Museen geben Auskunft über die Vergangenheit. Die bekannteste Burg ist die Nürburg, die „ungekrönte Königin der Eifelberge“, die romantische Burg Eltz, die Genoveva-Burg in der historischen Altstadt von Mayen mit dem bedeutenden Eifeler Landschaftsmuseum, aber auch Monschau und Blankenheim mit ihren als Jugendherbergen benutzten Burgen. Höhlen bieten Einblicke in die Epoche der Neandertaler. Lehrpfade laden zu Entdeckungen ein, und Lehr-Bergwerke lassen die Industriegeschichte wieder aufleben.
Eine Landschaft, die verzaubert
Für den Wanderer vereint die Eifel Lehrreiches und Uriges[7], sanfte Melancholie und zerklüftete Wildnis, alles wie von einem seltsamen Zauber umspannt. Wandern ist hier mehr als Gehen; es ist Erleben, Erfahren, Entdecken. Ernst Moritz Arndt hat schon 1844 jeden aufgefordert, „den wirklich Lehrreiches und Erquickliches zu sehen gelüstet, die Eifel vor allen Dingen nach mehreren Richtungen hin und von verschiedenen Punkten aus zu durchwandern“. Der Heidedichter Hermann Löns gab über die Eifel einmal diese poetische Liebeserklärung ab: „Sie ist ein Naturkind mit Vergangenheit, eine Schönheitskönigin ohne Schminke, eine Verführerin ohne Absicht … Und alle bleiben ihr treu!“
Der Artikel erschien in „Der Weg“ 2/2009
[1] Das Land wurde auch spöttisch „preußisch Sibirien“ genannt.
[2] Der Eifelverein ist mit 30.000 Mitgliedern einer der größten Wandervereine in Deutschland.
[3] Der durch das Flüsschen Rur bei Schwammenauel aufgestaute Rurstausee ist mit 203,2 Mio. m³ Stauraum nach dem Bleiloch-Stausee (Thüringen) und vor dem Edersee (Hessen) der volumenmäßig zweitgrößte Stausee Deutschlands.
[4] nach dem Vorbild der „Red Data Books“ der IUCN (seit 1966) erarbeitete Zusammenstellung gefährdeter Pflanzen- und Tierarten
[5] hauptsächlich aus Dolomit (farbloses, weißes oder bräunliches Mineral aus Kalzium- u. Magnesiumkarbonat) und Kalkspat bestehendes [körniges] Sedimentgestein
[6] Der Nürburgring ist eine 1927 eingeweihte Rennstrecke für den Motorsport. 1984 wurde an gleicher Stelle die zum damaligen Zeitpunkt „modernste und sicherste Grand-Prix-Strecke der Welt“ eröffnet. In unmittelbarer Nähe der damals nur rund 4,5 km langen GP-Strecke liegt die noch 20,8 km lange Nordschleife. Beide getrennte Rennstrecken können zu einem heutzutage bis fast 26 km langen Gesamtkurs zusammengefasst werden, der unter anderem beim 24h-Rennen benutzt wird. Diese Streckenvariante des Nürburgrings ist heute die längste permanente Rennstrecke der Welt.
[7] (hier) Urtümliches, Urwüchsiges