Für die Römer bildete der Rhein die Grenze ihrer Provinz Germanien. Mehrmals hatten sie versucht, die Germanen östlich des Rheins zu unterwerfen, aber ohne Erfolg. Auch das Frankenreich verlagerte seinen Schwerpunkt nach dem Ende der Völkerwanderung an den Niederrhein. Hier, in der niederrheinischen Bucht, entstanden so bedeutende Städte wie Aachen, Köln, Bonn und Düsseldorf.
Aachen, die Kaiserstadt
Karl der Große (742- 814) erwählte Aachen zum ständigen Wohnsitz und machte die Stadt zum Mittelpunkt des fränkischen Reiches. Seit König Otto I. in Aachen zum deutschen König gekrönt wurde, blieb die Stadt für 600 Jahre Krönungsort der deutschen Könige sowie Tagungsort zahlreicher Reichstage. Der Bau des Aachener Domes, des berühmtesten Bauwerkes der Stadt, begann unter Karl dem Großen. Um 780 ließ er auf den Ruinen einer römischen Therme eine mächtige Pfalz[1] mit Pfalzkapelle nach römisch-byzantinischem Vorbild errichten. Im Dom befinden sich sakrale Kunstschätze von einzigartigem Wert. Im Zentrum des achteckigen Mittelbaues steht der Marmorthron von Karl dem Großen. In der gotischen Chorhalle aus dem 14. Jahrhundert befindet sich der Karlsschrein[2] mit den sterblichen Überresten des Kaisers. Karl der Große war ein Liebhaber und Förderer von Kunst und Wissenschaft. Erstmals entstand an seinem Hof eine einheitliche Schriftform, die die Basis der lateinischen Schreibschrift wurde.
Zu Beginn des 14. Jh. ließ die Aachener Bürgerschaft auf den Grundmauern des zerfallenden Kaiserpalastes ein prächtiges Rathaus mit einem prunkvollen Festsaal für das Krönungsmahl der Kaiser erbauen. Karl IV. konnte bei seiner Krönung im Jahr 1349 hier das erste Festmahl feiern. Im 17./18. Jh. wurde das gotische Rathaus im Geschmack der Zeit zum barocken Stadtschloss umgebaut. Die Fassaden des Schlosses sind mit den Statuen der 31 deutschen Könige geschmückt, die in Aachen gekrönt wurden.
Köln, alte Domstadt am Rhein
Die Stadt Köln entstand aus der römischen Siedlung Colonia. Seit dem Ende des 5. Jh. gehörte Köln zum Reich der Franken und entwickelte sich bereits im frühen Mittelalter zu einer der bedeutendsten Städte Deutschlands. Im Jahr 1248 begann man mit dem Bau des weltberühmten Domes. Der „Dreikönigsschrein“[3] im Dom machte Köln zu einer Pilgerstätte und zum „Heiligen Köln“ im Mittelalter. Köln besitzt eine große Anzahl prächtiger Sakralbauten von der frühen Romanik bis zur Moderne.
Im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört, ist Köln heute eine pulsierende Kunstmetropole und ein Wissenschaftszentrum mit einer der größten deutschen Universitäten und vielen Hochschulen.
Mehrere Rundfunk- und Fernsehanstalten, über 200 Druckereien und Verlage begründen seit dem 2. Weltkrieg Kölns Ruf als Medienstadt.
Bonn, die Bundesstadt
Auch die Stadt Bonn, südlich von Köln am Rhein gelegen, geht auf ein altes Römerlager zurück. Bonn ist eine alte Residenzstadt mit schönem kurfürstlichem Schloss aus der Zeit des Spätbarock, das seit 1818 als Universität genutzt wird. Wohl jeder Tourist, der sich in der Stadt aufhält, besucht das Geburtshaus des großen deutschen Komponisten Ludwig van Beethoven und das Kunstmuseum, das wertvolle Schätze deutscher Kunst des 20. Jh. besitzt.
Die geografisch reizvolle Lage an den Ausläufern des Siebengebirges verleiht der Stadt Bonn ein besonderes Gepräge[4].
Von 1949 bis zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 und dem späteren Umzug nach Berlin war Bonn Sitz der Regierung der Bundesrepublik Deutschland. Im Jahr 1989 feierte Bonn sein 2000-jähriges Stadtjubiläum.
Düsseldorf, die Landeshauptstadt
Unsere Reise entlang des Niederrheins führt uns von Bonn über Köln weiter nördlich nach Düsseldorf. Zu Recht wird Düsseldorf häufig als Weltstadt mit rheinischem Charme beschrieben.
Mit ihren ca. 200 Lokalen in den engen, schmucken Gassen wird die Altstadt gern als „längste Theke der Welt“ bezeichnet. Einige Schritte weiter gelangt man auf eine der teuersten Einkaufsmeilen Europas, die „Kö“, die Königsstraße, wo sich exklusive Boutiquen, Juweliere und Geschäfte mit exotischen Kostbarkeiten aneinanderreihen. [5]
Düsseldorf ist die Hauptstadt des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und ist zugleich Kongress- und Messestadt, Kunst- und Modemetropole.
Zentrum der Schönen Künste wurde Düsseldorf bereits im 17.Jahrh. unter Kurfürst Johann Wilhelm, der namhafte Künstler an seinen Hof zog und eine Gemäldegalerie gründete, aus der die heutige Kunstakademie hervorging. Der wohl prominenteste Bürger der Stadt ist der Dichter Heinrich Heine, dem lange Zeit jegliche Ehrung in seiner Heimatstadt versagt blieb und dessen Werken auch heute noch viele Düsseldorfer mit einer Art Hass-Liebe begegnen.
Der Artikel erschien in „Der Weg“ 3/2006
[1] die Pfalz: Burg, Schloss des Kaisers
[2] der Schrein: Reliquienbehälter
[3] Gemeint sind die bibl. Heiligen drei Könige
[4] das Gepräge: das charakteristische Aussehen ? Eigenart
[5] Ein Geschäft befindet sich neben dem anderen.