Es macht sonst keinen großen Spaß, wenn man ein Rezept in die Apotheke tragen muß; aber vor langen Jahren war es doch einmal sehr lustig. Da hielt ein Mann von einem entlegenen Hof eines Tages mit einem Wagen und zwei Ochsen vor der Stadtapotheke. Sorgsam lud er eine große Stubentür aus Tannenholz ab und trug sie hinein.
Der Apotheker machte große Augen und sagte: „Was wollt ihr da, guter Freund, mit eurer Stubentür? Der Schreiner wohnt zwei Häuser weiter links.“ Darauf sagte der Mann: „Der Doktor ist bei meiner kranken Frau gewesen und hat ihr eine Medizin verordnen wollen. Im ganzen Haus war aber keine Feder, keine Tinte und kein Papier gewesen, nur eine Kreide. Da hat der Herr Doktor das Rezept an die Stubentür geschrieben, und nun soll der Herr Apotheker so gut sein und die Medizin kochen.“
Richtig so, wenn die Medizin nur gutgetan hat. Wohl dem, der sich in der Not zu helfen weiß.
Johann Peter Hebel