Dieser Bibeltext macht uns das Leiden Jesu für deine und meine Schuld sehr anschaulich deutlich. Im Garten Gethsemane ringt Jesus mit Gott, bevor er den schweren Weg nach Golgatha antritt, um dort am Kreuz für deine und meine Schuld zu leiden und zu sterben.
Im Garten Gethsemane
Jesus stieg mit elf seiner Jünger auf den Ölberg. Der zwölfte, Judas, war nicht dabei. „Es ist eine schreckliche Nacht, die vor uns liegt. Und ich sage euch jetzt schon: Ihr werdet es bereuen, daß ihr meine Freunde geworden seid.“ Alle waren entsetzt, als sie das hörten. Jesus fuhr fort: „Der Prophet Sacharja hat vor langer Zeit gesagt: Gott spricht: Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen. Das wird heute nacht geschehen.“
Da konnte Petrus nicht mehr an sich halten: „Nein, Herr, auch wenn alle es bereuen sollten, daß sie zu dir gehören – ich bestimmt nicht!“ Jesus antwortete: „Ich sage dir, Petrus, dreimal wirst du behaupten, daß du mich gar nicht kennst. Noch in dieser Nacht wird das passieren, ehe morgen früh der Hahn kräht.“ „Niemals, Meister!“ beteuerte Petrus. „Eher würde ich mit dir sterben, als dich zu verleugnen.“
Es dauerte nicht mehr lange, da kamen sie bei einem Gehöft an, zu dem ein Garten gehörte. Das Gehöft hieß Gethsemane. Jesus sagte zu den Jüngern: „Setzt euch hierhin. Aber ihr, Petrus und Johannes und Jakobus, kommt noch ein Stück mit mir in den Garten hinein.“ Das taten die drei. „Ich habe schreckliche Angst vor dem, was nun geschehen soll“, sagte Jesus. „Darum brauche ich euch in meiner Nähe. Bitte, betet mit mir! Ich habe Todesangst.“
Die Jünger waren bestürzt. Daß Jesus, der sie immer so getröstet hatte, nun selbst Hilfe suchte, machte ihnen Angst. Die drei Jünger setzten sich. Jesus selbst ging noch ein Stückchen weiter in den dunklen Garten hinein. Er war so verzweifelt, daß er sich hinlegte, mit dem Gesicht zur Erde, um Gott sein ganzes Herz auszuschütten.
Immer hatte er seinem Vater im Himmel vertraut und war dabei auch in großer Gefahr ganz ruhig gewesen. Aber hier war es etwas anderes. Jesus sollte ja die Sünde der ganzen Welt auf sich nehmen. Das war viel schlimmer als Schmerzen oder sogar der Tod.
Er war Gott immer so nahe gewesen wie niemand sonst. Nie hatte Sünde ihn von Gott getrennt. Und nun sollte die Sünde aller Menschen der ganzen Welt auf ihn gelegt werden. Gott würde sich von seinem geliebten Sohn abwenden müssen. Aber es gab keinen anderen Weg, um die Menschen von ihrer Last zu befreien. Das wußte er. Darum betete er zwar: „Vater, wenn es möglich ist, erspare mir das Schreckliche.“ Aber zitternd fügte er hinzu: „Doch es soll nicht so kommen, wie ich will, sondern wie du willst.“
Nach längerer Zeit stand Jesus auf, um zu den drei Jüngern zu gehen und durch ihre Freundschaft ein wenig getröstet zu werden. Aber welche Enttäuschung – sie waren eingeschlafen! Als Jesus zu ihnen trat, wachte Petrus auf. Der Meister sagte zu ihm: „Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?“
Petrus schämte sich und weckte die anderen. Jesus sagte: „Bleibt wach und betet. Ihr werdet das, was nun kommt, nur ertragen können, wenn ihr nicht der Müdigkeit nachgebt, sondern betet.“ Damit wandte er sich um und ging wieder an den Ort, um erneut zu beten.
Nach einiger Zeit kam er zu den dreien zurück – und sie waren wieder eingeschlafen! Er weckte sie aber nicht, sondern ging wieder zu seinem Gebetsplatz zurück und sprach mit seinem Vater.
Als er ein drittes Mal zu den schlafenden Jüngern kam, weckte er sie und sagte: „Kommt, es ist soweit. Jetzt ist nicht die Zeit, um zu schlafen. Jetzt werde ich denen in die Hände fallen, die mich töten wollen. Steht auf, laßt uns gehen! Er ist da, der mich verrät!“ Jetzt war er nicht mehr voller Angst, sondern ging ruhig seinen Feinden entgegen. Gott hatte ihn für seinen Weg gestärkt.
Eckart zur Nieden, Bilderbibel © R. Brockhaus Verlag Wuppertal