Joseph Beuys wurde am 12. Mai 1921 in Krefeld (Rheinland) geboren. Die Eltern wohnten in Kleve/Niederrhein (sehr nahe der Grenze zu den Niederlanden). Von 1927 bis 1931 besuchte er die Volksschule in Kleve und wurde danach Schüler des dortigen Humanistischen Gymnasiums. Während seiner Schulzeit fielen sein naturwissenschaftliches Interesse und seine musikalische Begabung auf. Ihn faszinierten schon damals Bilder von Skulpturen des Bildhauers Wilhelm Lehmbruck. Aufgrund seiner strengen katholischen Erziehung hatten die Ideologien der Nazi-Diktatur keinen Einfluss auf J.B..
1940 wurde er Soldat und wurde als Pilot im Süden Russlands, an der Krim, eingesetzt. Als sein Flugzeug abgeschossen wurde, fanden Tataren den Verwundeten in der Einöde und pflegten ihn. Diese Eindrücke tauchen in den künstlerischen Arbeiten von Beuys immer wieder auf, wie auch die Materialien Fett und Filz, die bei seiner Rettung eine wichtige Rolle spielten. 1947 wurde Beuys an der Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen. Das dortige Studium beendete er 1952 als Meisterschüler.
1953 stellten die Sammler van der Grinten erstmalig Bilder und Plastiken von J.B. aus.
1959 heiratete er Eva Wurmbacher.
1961 wurde er Professor für Bildhauerei in Düsseldorf.
Als Beuys 1962 Nam June Paik traf, wurde für ihn die Aktionskunst immer wichtiger. Von nun an wollte er die traditionelle Kunstvorstellung total verändern: die Grenzen zwischen Kunst und Leben wie auch zwischen Musik, Schauspiel, bildender Kunst und Dichtung sollten aufgehoben werden. Bei seinen Aktionen provozierte er die Öffentlichkeit zunehmend.
1967 gründete er die „Deutsche Studentenpartei„,die sich für Waffenlosigkeit, ein geeinigtes Europa und Unabhängigkeit der Künste einsetzte. Ab diesem Zeitpunkt gebrauchte J.B. viele verschiedene Stempel, die er für sich herstellen ließ und mit denen er Kunstwerke, Parteiblätter, Bücher und Gebäude (!) stempelte, um alles in sein Gesamtkonzept von Kunst einzufügen.
1972 wurde Beuys von der Kunstakademie entlassen, weil er wiederholt forderte, das Auswahlverfahren für die Zulassung von Studenten zu verändern. Nach internationalen Protesten von Künstlern und einem jahrelangen Rechtsstreit durfte er aber wieder dort unterrichten.
Auch nach seinem Tod am 23. Januar 1986 lösten seine Arbeiten noch Mißverständnisse und Diskussionen aus. Der berühmteste Fall wurde die „Fettecke“: J.B. hatte in seinem Atelier in der Akademie einige Kilo Fett (verfestigtes Schmalz) in einer Raumecke befestigt. Nach seinem Tod entfernte ein Reinigungsteam das Kunstwerk versehentlich als „Schmutz“.
Daniel Ziegler