Der Preußenkönig
Seinen Beinamen „der Große“ erhielt Friedrich II. nach dem zweiten Schlesischen Krieg, das war im Jahre 1745. Nach dem Siebenjährigen Krieg, dem dritten, den er um die Provinz Schlesien führen mußte, nannte man ihn den »Alten Fritz«, obwohl er erst 51 Jahre alt war. Von Gicht und Sorgen gebeugt, kehrte er auf seinen Krückstock gestützt nach Berlin, genauer gesagt nach Potsdam zurück.
Friedrich II. wurde am 24. Januar 1712 in Berlin geboren, als Sohn Friedrich Wilhelms I., den die Geschichte den „Soldatenkönig“ nennt. Seine Mutter, Sophie Dorothea, die Tochter des Kurfürsten von Hannover und Königs von England, war der musische Gegensatz zu dem sehr strengen Vater. Zu ihr fühlte sich das empfindsame Kind und später der junge Friedrich hingezogen. Von ihr fühlte er sich in seiner Liebe zur Musik und Dichtkunst ebenso verstanden wie von seiner älteren Schwester Wilhelmine. Obwohl in die Rolle des Kronprinzen hineingeboren, stieß ihn alles Soldatische ab. Als Achtzehnjähriger versuchte er einmal, die Armee heimlich zu verlassen, aber die Flucht mißlang. Er wurde auf die Festung Küstrin gebracht, und sein Helfershelfer, der Leutnant Hans Hermann von Katte, wurde vor seinen Augen im Hof der Festung enthauptet. Jetzt begriff Friedrich den eisernen Willen seines Vaters und beugte sich ihm, auch als ihm Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern zur Frau verordnet wurde. Dennoch begannen mit dieser Ehe die vier glücklichsten Jahre in Friedrichs Leben, auf Schloß Rheinsberg in der Mark Brandenburg, wo er auch begann, dem französischen Philosophen Voltaire zu schreiben. Später lud er ihn auch an seinen Hof ein. Friedrich sprach fließend Französisch, Deutsch nur wie ein Kutscher.
Was er im Jahre 1740 vorfand, als er nach dem Tod des Vaters König von Preußen wurde, waren zusammenhanglose Länder: Ostpreußen, Brandenburg und Besitzungen am Rhein. Der junge Mann hatte längst begriffen, daß mit diesem Preußen kein Staat zu machen war. Das wollte er ändern. Die Gelegenheit dazu fand sich, als in Wien plötzlich der deutsche Kaiser starb und dessen junge Tochter Maria Theresia Regentin der habsburgischen Erblande wurde. Friedrich nutzte diese Gelegenheit aus und fiel im Dezember des Jahres 1740 zum ersten mal mit seinem Heer in Schlesien ein und besetzte Breslau. Dies war kein ruhmreicher Feldzug. Ein zweiter und dritter folgten. Erst danach konnte sich Friedrich vollauf seinem ausgebluteten Land widmen. „Ich bin“, wie er sich ausdrückte, „der erste Diener meines Staates.“ So hat er sein königliches Amt aufgefaßt und danach gehandelt.
„In meinem Staat kann jeder nach seiner Fasson selig werden!“ Auch das galt. In Preußen fanden alle, die um des Glaubens Willen aus ihrer Heimat davonziehen mußten, ein neues Zuhause. Friedrich der II. gründete in Berlin die Akademie der Wissenschaften, führte die Schulpflicht und die Pressefreiheit ein. Er wollte in seinem Staat die Aufklärung, die geistige Unabhängigkeit seiner Untertanen ermöglichen, und soweit es ihm möglich war, hat er sie auch verwirklicht.
In seiner Außenpolitik verlor er niemals die Großmacht Preußen aus den Augen. Er hatte sie geschaffen und dafür mit der Einsamkeit im letzten Abschnitt seines Lebens bezahlt. Nur seine Hunde und sein Leibhusar waren in den letzten Lebenstagen bei ihm, wenn er sich auf die Terrasse seines Schlosses Sanssouci hinausgeleiten ließ. Dieses Schloß hatte er selbst entworfen, und der große Baumeister und Architekt Knobelsdorf hatte es ihm gebaut, auf einem brandenburgischen Sandhügel. Hier, auf der Terrasse von Sanssouci, wollte er auch begraben sein. Die Gruft dazu war vorbereitet. Aber es kam anders. Sein Nachfolger hielt sich nicht an das Testament, er ließ den Sarg in die Garnisonskirche von Potsdam bringen.
Die Zeitläufe seit dem Todestag Friedrichs II. am 17. August 1786 krempelten Deutschland um und brachten neue Grenzen. Und so kam es, daß der Sarg Friedrichs des Großen bis 1993 in der Kapelle der Hohenzollernburg in Hechingen/Württemberg stand. Das Geschlecht der Hohenzollern hatte seinen Anfang auf dem Hohenzollern genommen. Von dort sind sie ausgezogen über Nürnberg, Tangermünde nach Berlin und Potsdam. Hier auf dem Hohenzollern hat er heute nun wieder seine letzte Ruhestätte gefunden.