Das Jahr 2009 war wie immer ereignisreich. Wir werden – wie bereits im letzten Jahr – jedoch nicht chronologisch durch das Jahr gehen, sondern anhand der Wörter des Jahres[1] die wichtigsten Ereignisse noch einmal Revue passieren lassen.
Als Wort des Jahres wurde Abwrackprämie gewählt. Dieser Ausdruck war seit Anfang des Jahres in der öffentlichen Diskussion präsent und verbreitete sich weit über die von der Bundesregierung beschlossene Maßnahme in zahlreichen Zusammenhängen. Die Umweltprämie (umgangssprachlich auch Abwrackprämie) war eine staatliche Prämie in Höhe von 2.500 Euro, die in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen gewährt wurde, wenn ein altes Kraftfahrzeug verschrottet und ein Neuwagen oder Jahreswagen gekauft wurde.
Es gibt das Wort des Jahres aber auch in anderen deutschsprachigen Ländern! So wurde 2009 das Wort „Minarettverbot“ nach der Annahme der Initiative „Gegen den Bau von Minaretten“ zum Wort des Jahres in der deutschsprachigen Schweiz gewählt.. In Österreich wurde das Wort „Audimaximus[2]“ zum Wort des Jahres gewählt. Und in Lichtenstein kam das Wort „Mobilfunk-Steinzeit[3]“ auf den ersten Platz.
Auf die zweite Position wählte die Jury den Ausdruck kriegsähnliche Zustände. Dieser Ausdruck ist das Ergebnis einer schon länger andauernden Debatte darüber, wie der Einsatz deutscher Bundeswehrsoldaten in Afghanistan bezeichnet werden sollte. Lange Zeit war trotz bewaffneter Gefechte mit vielen Toten von einem „Stabilisierungseinsatz“ die Rede, der neue Ausdruck weist darauf hin, dass es sich tatsächlich um Krieg handelt.
Die Schweinegrippe auf Rang 3 der Wortliste, hat sich bislang als weniger bedrohlich erwiesen als befürchtet, war aber durch Impfaktionen und dem damit verbundenen Pro und Contra – im Laufe des Jahres ständig im Gespräch.
Auf Rang 4 steht die Bad Bank, zu Deutsch „schlechte Bank“. Dies bedeutet, dass Geldinstitute, die durch die Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten sind, ihre Bilanzen durch Auslagerung schlechter Papiere in eine „Bad Bank“ bereinigen.
Mit dem Weltklimagipfel in Kopenhagen findet sich auf Rang 5 ein Wort aus dem Bereich Ökologie. Diese Problematik hat zum Jahresende wieder an Bedeutung gewonnen.
Bereits im frühen Herbst wurde der Satz Deutschland ist Europameisterin (Rang 6) geprägt. Damit würdigte ein Sponsor der Frauenfußballnationalmannschaft den Erfolg bei der Europameisterschaft im September.
Auf Rang 7 wurde das Verb twittern gewählt. Twittern ist eine Tätigkeit, die in der Internetkommunikation mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, a und die z.B. bei Prognosen von Wahlergebnissen von Bedeutung ist.
Mit dem Ausdruck Studium Bolognese (Rang 8) soll auf die Missstände aufmerksam gemacht werden, denen Studierende an deutschen Universitäten durch die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge (Stichwort: Bologna-Prozess) ausgesetzt sind.
Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz (Rang 9) soll dazu dienen, nach der Krise einen wirtschaftlichen Aufschwung zu fördern. Über den genauen Inhalt dieses Begriffes wissen wohl kaum die Ökonomen eine präzise Antwort zu geben.
Gewissermaßen eine Brücke zwischen der Zeit vor der Krise und der danach schlägt die Wendung, die den Abschluss der diesjährigen Rangliste bildet: Haste mal ’ne Milliarde? In ironischer Weise wird hier das im Rahmen der Finanzkrise üblich gewordene Reden über Geldbeträge verwendet. In Zeiten der D-Mark hieß es „Haste mal ’ne Mark?“, später dann „Haste mal ’nen Euro?“.
Der Artikel erschien in „Der Weg“ 1/2010
[1] Die Wörter des Jahres werden jedes Jahr von der Gesellschaft für deutsche Sprache (Wiesbaden) gesammelt und veröffentlicht. Dabei werden Wörter und Ausdrücke aufgenommen, die die öffentliche Diskussion des Jahres besonders bestimmt haben, die für wichtige Themen stehen oder sonst als charakteristisch erscheinen. Es geht nicht um Worthäufigkeiten, sondern um eine sprachliche Chronik des zu Ende gegangenen Jahres.
[2] Die Wortkreation „Audimaxismus“ entstand im Umfeld der Studierendenproteste in Österreich 2009 mit der Besetzung des Auditorium Maximum der Universität Wien, „Reiche Eltern für alle!“ war einer der Slogans der Proteste.
[3] zur Volksabstimmung über die Feldstärke des Mobilfunks