- Moderne deutsche Geschichte bis 1960
- Moderne deutsche Geschichte 1960-1970
- Moderne deutsche Geschichte 1970-1980
- Moderne deutsche Geschichte 1980-1990
- Moderne deutsche Geschichte 1990-2000
Am Ende des 2. Weltkriegs (1939-45) war Deutschland ein zerstörtes Land. Seine Städte lagen in Trümmern, viele Menschen hungerten. Zusätzlich zu der Bevölkerung im restlichen Deutschland mußten acht Millionen Vertriebene aus den an Polen und die Tschechoslowakei verlorengegangenen Ostgebieten versorgt werden. Jede der vier Siegermächte USA, England, Frankreich und Rußland bekam einen Teil von Deutschland als Besatzungszone zur Verwaltung zugewiesen.
Die Bundesrepublik entsteht
1949 wurde aus den Besatzungszonen der drei Westmächte, also aus Westdeutschland, die Bundesrepublik Deutschland gebildet. Ihre Hauptstadt wurde Bonn am Rhein. Ihr erster Kanzler war für viele Jahre Konrad Adenauer.
Adenauers Partei war die bürgerliche Christlich-demokratische Union (CDU). Sie war oft die stärkste Partei im Bundestag, dem Parlament der Bundesrepublik. Alle wichtigen Beschlüsse des Bundestages mußten noch vom Bundesrat, der Vertretung der jetzt 16 deutschen Länder und Stadtstaaten, gebilligt werden.
Die 1949 entstandene Bundesrepublik war aber noch kein selbständiger Staat. Noch hatten die drei Westmächte die letzte Entscheidung in allen wichtigen Fragen. In geduldigen Verhandlungen mit ihnen gelang es Adenauer, allmählich alle Beschränkungen abzubauen. 1955 wurde die Bundesrepublik ein souveräner Staat. Adenauer war ein geschickter, kluger Politiker. Deutschland verdankt ihm viel.
Die Sozialdemokratische Partei (SPD) , die zweitstärkste Partei im Bundestag, bekämpfte die Wiederbewaffnung Deutschlands in den fünfziger Jahren. Sie forderte auch eine größere Offenheit gegenüber dem kommunistischen Rußland. Aber Adenauer band die Bundesrepublik eng an den Westen. Er setzte die Wiederbewaffnung Deutschlands durch als Schutz vor einem kommunistischen Angriff.
Das „Wirtschaftswunder“
Eine andere Aufgabe der deutschen Regierung war der Wiederaufbau des zerstörten Landes. In den fünfziger Jahren fand das sogenannte deutsche „Wirtschaftswunder“ statt. Millionen Wohnungen wurden gebaut. Die Menschen konnten sich wieder satt essen. Eine regelrechte „Freßwelle“ setzte nach den vielen Jahren der Entbehrung ein. Millionen Arbeitslose fanden in neuen Fabriken eine Anstellung. 1959 hatte jeder Deutsche einen Arbeitsplatz. Der Wohlstand zog ein. Immer mehr Menschen leisteten sich ein Auto und eine Urlaubsreise ins Ausland.
Wir nennen die Form der deutschen Wirtschaft „Soziale Marktwirtschaft„. Das heißt: eine freie Wirtschaft ohne staatliche Bevormundung, in der – wie auf einem Markt – Verkäufer und Käufer frei miteinander verhandeln können, und die doch der Staat dem einzelnen ausreichend sozialen Schutz gewährt.
Entstehung der DDR
Eine andere Entwicklung nahm die russische Besatzungszone in Ostdeutschland. Hier entstand keine echte Demokratie mit freien Wahlen. Nur Kommunisten konnten bei den Wahlen gewählt werden. Ostdeutschland wurde so schließlich als „Deutsche Demokratische Republik“ (DDR) ein kommunistischer, von Rußland abhängiger Staat. Als die Bundesrepublik der NATO beitrat, wurde die DDR dem Warschauer Pakt eingegliedert.
Alle Fabriken und alle landwirtschaftlichen Flächen in der DDR wurden allmählich verstaatlicht. Der Aufstand der Arbeiter am 17. Juni 1953 wurde blutig niedergeschlagen. Millionen Ostdeutsche flohen deshalb im Laufe der Jahre nach Westdeutschland.
Suche nach der „heilen Welt“
Die Menschen in der Bundesrepublik der fünfziger Jahre sehnten sich nach Wohlstand, Ruhe und Frieden. An die Schrecken des Kriegs und der Naziherrschaft wurde man nicht gern erinnert. Naziverbrecher wurden von den Gerichten meist zu verhältnismäßig milden Strafen verurteilt, sofern man sie überhaupt bestrafte. In den Kinos waren Filme mit einer „heilen Welt“ und viel Gefühl beliebt: wo Liebende sich heiraten konnten, Menschen in einer Familie glücklich waren oder eine schöne Heimat hatten.
Die fünfziger Jahre waren eine Zeit der „Restauration“, der Wiederherstellung der früheren guten alten bürgerlichen Ordnungen. Man legte Wert auf Anstand und Moral, auf Fleiß und Pünktlichkeit. Viele und besonders ältere Menschen sehnen sich heute nach dieser Zeit zurück.
Die Schattenseite des Materialismus
Aber diese Jahre hatten auch ihre Schattenseiten. Der zunehmende Wohlstand veränderte die Menschen zur Oberflächlichkeit und zum Materialismus. Der Vater des deutschen Wirtschaftswunders, der erste deutsche Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, sagte später einmal: „Ich habe zwar die Portemonnaies der Deutschen gefüllt, aber ihre Kirchen geleert“. Nach dem Krieg, als Deutschland arm war, fragten viele Menschen nach Gott. Mit zunehmendem Wohlstand wurde Gott immer unwichtiger.
Aber ohne Gott können wir auch keinen Wohlstand haben und genießen. Denn Gott ist es ja, der uns unseren ganzen Besitz schenkt. Wenn wir Gott nicht haben, bringt uns deshalb letzten Endes auch unser Wohlstand keinen Gewinn. Wir haben dann, ohne Gott, keinen inneren Frieden. Wir werden Materialisten und Egoisten, die immer mehr haben wollen. Wir zerstören unser Leben. Und wenn wir Gott nicht danken und ehren, der uns unser ganzes Leben schenkt, enden wir einmal in ewiger Verzweiflung.
Hans Misdorf