Das alte Jahr geht – ein neues kommt ***
Die Zeit zwischen den Jahren
Die Zeit zwischen dem Weihnachtsfest am 25.12. und dem Neujahrsfest am 1.1. ist eine besondere Zeit. Der Volksmund [1] bezeichnet sie auch als die Zeit zwischen den Jahren. Wie aber kommt das?
Angefangen hat alles mit der Veränderung des Kalenders. Früher benutzte man den sogenannten julianischen Kalender aus dem Jahre 46 v.Chr., der sich nach dem Gang der Sonne richtete. Bald bemerkte man aber, dass dieser Kalender nicht ganz stimmte, und im Jahre 1582 wurde er von Papst Gregor XIII. verändert. In diesem neuen gregorianischen Kalender wurden zwölf Tage an das eigentlich am 24.12. endende Jahr angehängt. Damit gab es nun zwei Neujahrstage: den alten Neujahrstag am 25.12. und den neuen Jahresbeginn am 6.1. Später wurde dann der Neujahrstag auf den 1.1. vorverlegt [2], aber die Zeit zwischen dem alten und neuen Jahresbeginn nannte man lange noch zwischen den Jahren.
Diese Zeit des Jahresendes war schon in vorchristlicher Zeit eine Zeit vieler Bräuche und Traditionen. Das Böse sollte vertrieben werden, und es gab bestimmte Dinge, die man nicht tun durfte [3]. Die Menschen waren unsicher, und viele wollten wissen, was das neue Jahr bringen wird. Dazu benutzte man Zauberei oder man versuchte durch Bleigießen [4] oder Kaffeesatz lesen die Zukunft vorherzusagen. Noch heute sind viele dieser Bräuche bekannt.
Für viele Menschen ist diese Zeit heute aber eine Zeit der Ruhe und Erholung. Sie müssen in dieser Zeit nicht arbeiten, sie besuchen Freunde oder gehen sogar in Urlaub.
Der Silvestertag
Am 31.12. ist der Silvestertag. Er ist nach dem 335 n. Chr. verstorbenen Papst Silvester I. benannt. Zu seiner Zeit wurde das Christentum zur römischen Staatsreligion. Heute haben an diesem Tag die Geschäfte nur bis Mittag auf. Am Nachmittag bereiten sich viele Menschen auf gemeinsame Feste und Feiern vor. Am letzten Tag des Jahres möchte man gerne mit anderen zusammen sein. Man feiert in fröhlicher Runde [5], und um 24 Uhr wünscht man sich ein frohes neues Jahr oder stößt bei einem Glas Sekt mit einem Prost [6] Neujahr an. Überall fängt es laut an zu knallen [7], und auch alle Kirchenglocken läuten. Man sieht oft ein buntes Feuerwerk. Rund 150 Mio. DM werden jedes Jahr dafür ausgegeben. Früher wollte man mit dem Lärmen und Knallen die bösen Wintergeister vertreiben.
Von einer Sekunde zur anderen beginnt ein neues Jahr. Der Name des Monats Januar erinnert an den römischen Gott des Anfangs: Janus, einen Gott mit zwei Gesichtern. Er schaut noch einmal zurück und zugleich nach vorne.
So denken auch viele Menschen in dieser Zeit noch einmal über das alte Jahr nach und fragen sich, was das neue für sie bringen wird. Viele Menschen möchten Dinge im neuen Jahr anders machen. Sie treffen [8] gute Vorsätze [91], die aber oft nicht lange halten. Andere hoffen auf alte Glückssymbole, wie das Hufeisen [10], das vierblättrige Kleeblatt [11], das Glücksschwein oder den Schornsteinfeger [12].
Der Neujahrstag
Der erste Tag des Jahres war schon immer ein Feiertag. Früher besuchte man die Familien und Freunde. Man tauschte Geschenke aus, z. B. Neujahrsgebäck [13], und wünschte sich Glück für das neue Jahr. Heute schickt man die Neujahrsgrüße oft mit den Weihnachtsgrüßen durch die Post oder man telefoniert miteinander.
Ansonsten schläft man länger, manche machen einen Neujahrspaziergang oder gehen zu einem Neujahrskonzert. Ein neuer Kalender wird aufgehängt. Das neue Jahr hat begonnen.
Wie gut, dass wir nicht wissen, was kommen wird. Aber wir dürfen Gott bitten, dass er im neuen Jahr mit uns ist. Er allein kennt die Zukunft und an seiner Hand dürfen wir sicher ins neue Jahr gehen.
[1] der Volksmund: die typische Sprache (der Sprachgebrauch) des Volkes
[2] vorverlegen: etwas auf einen früheren Zeitpunkt legen – vorziehen
[3] dürfen: (hier) die Erlaubnis haben, etwas zu tun
[4] das Bleigießen: ein Spiel am letzten Tag des Jahres, bei dem man flüssiges Blei in kaltes Wasser gießt und aus den entstandenen Figuren Prophezeiungen für die Zukunft macht
[5] die Runde: (hier) eine kleine Gruppe von Personen, die sich gut kennen und die sich oft treffen
[6] Prost: verwendet, bevor man in Gesellschaft besonders den ersten Schluck eines alkoholischen Getränks trinkt
[7] knallen: einen Knall [=in sehr lautes Geräusch, wie es z.B. von einem Schuss oder einer Explosion kommt] von sich geben
[8] treffen: (hier) etwas beschließen und durchführen
[9] der Vorsatz: ein Prinzip oder eine Idee, an die man sich in Zukunft halten will – Entschluss
[10] das Hufeisen: in gebogenes Stück Eisen, das man am Huf eines Pferdes mit Nägeln befestigt
[11] das Kleeblatt: ein Blatt des Klees [=eine niedrige (Futter)Pflanze mit drei (selten auch vier) runden Blättern]
[12] der Schornsteinfeger: jemand, der beruflich Schornsteine [ = der Teil am Dach eines Hauses, aus dem der Rauch der Heizung kommt – Kamin] reinigt
[13] das Gebäck: kleine gebackene (meist süße) Stücke aus Teig