Es begann alles an den Weltmeisterschaften in Belgien. Vor meinem Auftritt gab mir jemand einen Bibelvers, der mich sehr ansprach: „Aber die Gott vertrauen, gewinnen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler.“ Ich fühlte mich vorher verunsichert, müde und war sehr nervös. Doch als ich über diesen Vers nachdachte, wurde ich ruhiger und spürte neue Kraft in mir. Ich war wie um 180 Grad gewandelt. Ich wurde anschließend – zur Überraschung vieler – Weltmeisterin.
Ich nahm später eine Einladung an, an einem Höhentrainingslager in Pontresina teilzunehmen. Für mich sollte diese Zeit ein Wendepunkt in meinem Leben bedeuten. Ich kam ziemlich fertig im Engadin an; ich war mit meinem Leben überhaupt nicht zufrieden. Die Freude am Sport hatte ich trotz meinem eben errungenen Weltmeistertitel vollkommen verloren, und in meinem Innern herrschte eine große Unruhe und Unzufriedenheit. Die Ruhe der Lagerteilnehmer beeindruckte mich in dieser Situation. Sie waren stets für Gespräche bereit. Ich spürte eine große echte Freiheit dieser Christen.
Mir wurde von Tag zu Tag stärker bewußt, daß Erfolg nicht alles ist. Viele der anwesenden Sportler haben es ähnlich erfahren. Durch kleine Bibelarbeiten in der Gruppe wurde ich erstmals mit diesem Buch konfrontiert. Ich war gleichzeitig überrascht, welche echte Lebenshilfe die Bibel anbietet. Bald stellte ich leichte Veränderungen bei mir fest: Morgens stieg ich fröhlich aus dem Bett und freute mich auf den Tag. Ich schmiedete Pläne und sah wieder ein Ziel vor Augen.
Schließlich kam der Tag näher, an dem ich Gott mein Leben übergab. Ich machte mir diesen Schritt nicht einfach. Ich wollte keine Entscheidung aus der tollen Stimmung im Lager heraus treffen, aus Angst, zu Hause dann zu versagen. In kleinen und größeren Erlebnissen sah ich plötzlich Zeichen von Gott. Er hatte offensichtlich seine Hand im Spiel.
Heute bin ich froh, daß ich mich für ein Leben mit Jesus entschieden habe. Es hat sich so vieles positiv in meinem Leben verändert. Die Auswirkungen sind für mich deutlich im Sport zu erkennen: Ich habe wieder Freude und Spaß am Kunstfahren. Trotzdem ist es für mich nicht mehr das Wichtigste in meinem Leben. Ich habe gelernt, Niederlagen mit Gottes Hilfe zu verkraften. Ganz entscheidend veränderte sich mein Verhältnis zu Konkurrentinnen und Sportkameraden. Wir unternehmen jetzt Dinge gemeinsam und können auch gemeinsam Freude erleben. Früher war es für mich nicht möglich, mit Konkurrentinnen eine tiefe Beziehung aufzubauen. Das Hindernis lag im Egoismus und programmierten Erfolgsdenken. Heute sehe ich nicht mehr primär die Konkurrentin sondern den Menschen dahinter.
Heike Marklein; Weltmeisterin 1986 und 1989 im Kunstradfahren
Entnommen mit freundlicher Genehmigung aus „Erlebt und erzählt“, © Campus für Christus