Beethoven – ein Kämpfer mit Tönen

Ludwig van Beethoven ist wohl der bekannteste deutsche Komponist und einer der bekanntesten überhaupt. Seinen Namen kennen viele Menschen auf unserer Erde, auch wenn sie von Musik nicht viel verstehen. Schon zu seinen Lebzeiten war er sehr berühmt, was man nur von wenigen Musikern sagen kann.

Denn Beethovens Musik wirkt gewaltig und mitreißend. Für manchen ist sie deshalb auch zu laut. Sie ist oft leidenschaftlich und heftig, sie hat mitunter etwas Gewaltsames. Man merkt an Beethovens Musik, daß er ein Mensch war mit einem starken Willen.

Ein Klassiker

Das lag auch an Beethovens Zeit. Die Zeit um 1800 war die Zeit der Klassik. In Deutschland lebten die Dichter Goethe und Schiller. In dieser Zeit begeisterte man sich für die Tugenden des römischen und griechischen Altertums: für Vaterlandsliebe, Opferbereitschaft, Treue in der Ehe, Freiheitsliebe. Der Mensch sollte nach ethischer Vollkommenheit streben. Er sollte ein Kämpfer für das Gute sein. Ein solcher Kämpfer wollte auch Beethoven sein.

So verehrte diese Zeit den Menschen und seine Leistung. Sie verehrte besonders den großen Menschen, das Genie. Ein solches Genie war für viele z.B. auch der damals die Welt erobernde Napoleon.

Fleißig und begabt

Ludwig van Beethoven wurde 1770 in dem Städtchen Bonn am Rhein geboren, der späteren Hauptstadt der Bundesrepublik. Sein Vater war ein kleiner Musiker, der im Alter immer mehr dem Alkohol verfiel. Aber er erkannte die musikalische Begabung seines Sohnes und förderte sie durch strenges Üben. So gab Ludwig bereits mit 8 Jahren sein erstes öffentliches Konzert in Köln. Mit 13 Jahren wurde er Mitglied der Hofkapelle des Kurfürsten von Köln. Er lernte fleißig weiter.

Wien war damals die „Hauptstadt der Musik“. Mozart war hier kürzlich gestorben, Haydn lebte noch. So ging Beethoven mit 17 Jahren erstmals für 14 Tage nach Wien, wohin er 1792 gänzlich übersiedelte um seine Studien abzuschließen. Er hatte inzwischen seine Mutter verloren – den einzigen Menschen, der ihm Liebe und Zärtlichkeit geschenkt hatte.

Ein Genie mit Fehlern

In Wien wurde Beethoven bald bekannt und berühmt. Damals gab es nur manchmal öffentliche Konzerte. Aber in den Husern und Palästen der Adligen wurde viel musiziert. Dort hat Beethoven meist seine Werke gespielt. Einige musikliebende Adlige hatten seine Genialität erkannt, und sie unterstützten Beethoven sein Leben lang in großer Treue und echter Freundschaft. Zu ihnen gehörten der Fürst Lichnowski, Graf Waldstein und Erzherzog Rudolf, ein Bruder des Kaisers. Ihnen hat Beethoven manches seiner Werke gewidmet.

Dabei war Beethoven äußerlich nicht sehr anziehend. Er war klein, hatte Pockennarben im Gesicht und erschien oft etwas ungepflegt. Außerdem war er stolz. Er wußte, daß er ein musikalisches Genie war. Als einmal von dem König von Preußen gesprochen wurde, sagte er: „Auch ich bin ein König“.

Beethoven konnte schnell zornig und sogar grob werden und dabei selbst seine besten Freunde verletzen. Aber er war meist bald wieder versöhnt und hatte auch Humor. Und er war hilfsbereit. Er hat vielen seiner Freunde, aber auch Fremden, großzügig geholfen. Dadurch hatte Beethoven, so sehr er Menschen abstoßen konnte, doch sein Leben lang eine Reihe treuer Freunde.

Ein Komponist großer Werke

In Wien entstanden nun allmählich Beethovens große Werke: zahlreiche Klaviersonaten für einen Einzelspieler, z. B. die bekannte „Mondscheinsonate“; Konzerte für Klavier und Orchester, Streichquartette und die neun Sinfonien. Viele Melodien bei Beethoven sind energisch und kraftvoll – er war eben ein Willensmensch. Aber wir hören bei ihm auch immer wieder weiche, lyrische, wunderschöne Melodien, besonders in den 2. Sätzen seiner Werke.

Die 3. Sinfonie, die „Eroica“, das heißt die „Heroische“, „Heldenhafte“, wollte Beethoven ursprünglich Napoleon widmen. Aber als er erfuhr, daß dieser sich in Frankreich zum Alleinherrscher gemacht hatte, zerriß er die Widmung und rief: „Also ist Napoleon auch nur ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er nur für seinen Ehrgeiz leben und ein Tyrann werden“.

Die 6. Sinfonie, die „Pastorale“, also die „Ländliche“, ist auf dem Land entstanden. Man hört in ihr sogar die Nachtigall und den Kuckuck. Beethoven liebte die Natur sehr. Er zog fast jeden Sommer von der Stadt aufs Land in die schöne Umgebung Wiens mit ihren Wiesen und Feldern, Bächen und Wäldern. Dort in der Natur schöpfte er neue Kraft. Er sagte: „Ein Baum bedeutet mir mehr als ein Mensch“.

Nur eine Oper hat Beethoven geschrieben: „Fidelio“. Darin befreit eine Frau in vorbildlicher Gattentreue ihren zu Unrecht gefangenen Mann aus der Hand eines Bösewichts.

Verzweifelt und unglücklich

Beethoven hätte bei seiner Berühmtheit eigentlich ein glücklicher Mensch sein müssen. Doch er bekam von seinem 30. Lebensjahr an eine besonders für einen Musiker schreckliche Krankheit: Er verlor immer mehr sein Gehör. Er konnte seine Musik nicht mehr hören. Er konnte sie nur noch in sich selber wahrnehmen.

Beethoven war verzweifelt. Er dachte an Selbstmord. Aber mit seinem starken Willen bezwang er seine Verzweiflung. Er stürzte sich noch mehr in seine Arbeit. Er wollte jetzt nur noch für seine Musik, für die Kunst, leben. Durch seine Taubheit wurde er jedoch immer mißtrauischer und gereizter gegen andere Menschen. Er machte gern lange, einsame Spaziergänge. Dabei kamen ihm die Melodien zu seinen Werken in den Sinn. Er arbeitete sehr sorgfältig an jedem einzelnen seiner Werke.

Mit den Frauen hatte Beethoven kein Glück. Er verliebte sich zwar oft heftig in junge adlige Damen. Häufig waren sie seine Klavierschülerinnen. Er kämpfte um ein moralisch einwandfreies Verhalten den Frauen gegenüber. Mehrmals machte er einer Frau einen Heiratsantrag. Aber keine wollte sich an Beethoven binden. Damals heiratete eine Adlige für gewöhnlich keinen Nicht-Adligen. Auch war es nicht leicht, mit dem Komponisten und Musiker immer im Frieden zusammenzuleben.

Als Beethoven älter wurde, nahm er seinen Neffen Karl zu sich. Er wollte dadurch wenigstens ein Stück Familienleben haben. Aber dieser junge Mann machte ihm wenig Freude. Das lag allerdings auch an Beethovens unvernünftigen Erziehungsmethoden.

Ein Kämpfer der Freiheit

Beethoven war kein Freund der Fürsten. Er wünschte, daß alle Menschen frei und gleich seien. Das waren damals auch die Gedanken der Französischen Revolution. 1812 lernte Beethoven in einem Kurort den Dichterfürsten Goethe kennen, den er verehrte. Eines Tages kamen den beiden bei einem gemeinsamen Spaziergang die Kaiserin und sehr vornehme Leute entgegen. Während Goethe höflich zur Seite trat und grüßte, machte Beethoven ihnen nicht Platz, sondern ging mitten durch sie hindurch. Für Beethoven war man nicht durch seine Geburt adelig und vornehm, sondern man wurde vornehm durch Tugend und Leistung im Leben.

Gegen Ende seines Lebens komponierte Beethoven noch eine große katholische Messe, die „Missa solemnis“ – er war ja katholisch – sowie die 9. Sinfonie. Sie war seine letzte Sinfonie und ist wohl sein berühmtestes Werk. In ihrem 4. und letzten Satz wagte er es, neben der Instrumentalmusik einen Chor die Vertonung von Schillers Gedicht „Ode an die Freude“ singen zu lassen.

Persönlicher Gott oder Vorsehung?

1827 starb Beethoven in Wien während eines heftigen Gewitters. Als ein Blitz mit anschließendem Donner niederfuhr, hob er noch einmal drohend die Faust, als wollte er zum letzten Mal mit dem Schicksal kämpfen. Dann sank er tot zurück. Tausende von Menschen folgten seinem Sarg.

Beethoven sprach häufig von „Gott“. Er meinte, in dem wunderbaren Aufbau der Welt zeige sich ein gewaltiger Geist. Aber ebenso oft redete Beethoven von der „Gottheit“ oder der „Vorsehung“. Den lebendigen Gott, der die Menschen liebt, kannte er nicht. Den Gott, der sich von jedem finden läßt, der ihn mit ganzem Herzen sucht, und der ein jedes Leben neu machen kann.

Weil Beethoven den wahren Gott nicht kannte, wollte er sich selber aus eigener Kraft zu einem guten, vorbildlichen Menschen machen. Auch heute meinen viele, ihr Leben sei in Ordnung, sie seien anständige Menschen.

Verglichen mit anderen machen wir vielleicht einen guten Eindruck. Und doch wissen wir, wenn wir ehrlich sind, daß wir oft egoistisch, lieblos, unsauber und unehrlich sind.

Aber Jesus Christus, Gottes Sohn, hat durch sein Sterben am Kreuz das Böse besiegt, das uns beherrscht. Wenn wir zu ihm kommen, verwandelt er uns durch seinen Geist in neue Menschen.

Hans Misdorf

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