Bertolt Brecht

Kurzbiografie

Bertolt Brecht

Der Schriftsteller und Regisseur Bertolt Brecht wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden, doch der einflussreiche Dramatiker des 20. Jahrhunderts, der am 10.02.1898 in Augsburg geboren wurde, starb am 14.08.1956 in Berlin.

Schon früh stellte sich B.B. gegen das Bestehende. Fast wäre er während des ersten Weltkriegs vom Gymnasium verwiesen worden, weil er die Aussage „Süß ist’s und ehrenvoll, für’s Vaterland zu sterben“ ablehnte. Er erklärte, dass der Abschied vom Leben immer schwerfällt. Als Medizinstudent tat er Kriegsdienst in einem Lazarett. Der Anblick der furchtbaren Verstümmelungen machte ihn zum unbedingten Kriegsgegner.

1922 wurde B.B. mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet..

In den zwanziger Jahren war Berlin die führende Theaterstadt der Welt. Der dortigen Offenheit (aber auch: Kritiklosigkeit) hat Brecht seinen Erfolg zu verdanken. Trotz dieser Toleranz münden Brecht und sein Werk nun in eine Strömung ein, die nicht tolerant ist und die den freien Menschen der Gruppe unterordnet: in die sozialistische Lehre von Karl Marx. Seine zweite Frau, die Schauspielen Helene Weigel, ist stark an Brechts Wendung zu Karl Marx beteiligt. B.B. schreibt mit diesem politischen Hintergrund zunächst „Lehrstücke“ und später auch Dichtung und versucht, diese in den Dienst der kommunistischen Bewegung zu stellen, ohne selbst der Partei beizutreten.

Zu seinen frühen bedeutenden Werken gehört die „Dreigroschenoper“ (1929).

1933 wandert B.B. aus und lebt 14 Jahre lang in verschiedenen Ländern. In dieser Zeit entstehen die Meisterdramen. So zum Beispiel „Leben des Gallilei“ (1938), „Mutter Courage und ihre Kinder“ (1939), „Der gute Mensch von Sezuan“ (1938-41) oder „Der kaukasische Kreidekreis“ (1944).

Fast gleichzeitig mit den Stücken entsteht Brechts Theorie vom „epischen Theater“, was soviel wie „erzählendes Theater“ bedeutet. Er will sich völlig vom alten, klassischen Theater (Goethe, Schiller, usw.) absetzen und verlangt ein wissenschaftliches Theater. Dieses soll die Aktivität des Zuschauers wecken und ihn zu Entscheidungen zwingen. In seiner Theorie studiert der Zuschauer nun eine Situation auf der Bühne, anstatt in die Handlung hineinversetzt zu werden. Der Mensch soll in den neuen Stücken untersucht werden. Die einzelnen Handlungsabschnitte (Szenen) stehen dann jeweils lose für sich, ohne wie im klassischen Theater geradlinig zwingend aufeinander zu folgen. Sprünge sind gewollt. Dabei ist wichtig zu sehen, dass Brecht seine eigenen Ideale in seinen Theaterstücken oft nicht erreicht und sich auch in der Beurteilung der Klassiker irrt.

Auch Goethe und Schiller haben sich nämlich mit gesellschaftlichen Fragen beschäftigt und aktuelle Probleme auf die Bühne gebracht. B.B. lehnt in seiner Theorie Gefühle ab, erkannte aber in seinen Theaterstücken, dass Gefühl nicht auszuschalten ist. Das Theater in eine Schule umzuwandeln, ist sicher unmöglich. Aber wo Brecht puren Genuss des Zuschauers in kritisches Beobachten verändern will, so trifft er hier Ansichten des klassischen deutschen Theaters, das er also missverstand.

1949 kehrt B.B. nach Berlin (Ost) zurück und gründet mit Helene Weigel das „Berliner Ensemble“, mit dem er weltberühmt wird. Seine kraftvolle Sprache, die er teilweise bewusst an die Umgangssprache anlehnt, kommt beim Publikum an.

Auf die Frage, welches Buch auf seine Sprache am meisten gewirkt habe, antwortet er „Sie werden lachen – die Bibel!“ Das feierliche Element, das er manchmal der Sprache seiner Figuren beimischt, stammt nämlich aus einer älteren Übersetzung des Alten Testamentes von Martin Luther. Die Inhalte der Religion lehnt der Schriftsteller jedoch ab.

Drei kurze Untersuchungen anhand des Stückes „Der gute Mensch von Sezuan“: Brechts Gottesbild, sein Weltbild und sein Menschenbild. In diesem Theaterstück nach einer chinesischen Erzählung suchen drei Götter den „guten Menschen“.

1. Gottesbild

B.B. lässt die Götter als gute Bürger auftreten, fast wie reiche Nichtstuer. Diese erklären ihr Ziel, gute Menschen zu suchen, von Anfang an für gescheitert. Sie haben wenig Selbstvertrauen, sind hilflos, schwach und ohnmächtig. Die Götter lehnen auch eine Verantwortung für das Wirtschaftliche ab.

Dies zeigt, dass Brecht den christlichen Glauben missversteht: Gebote und Anständigkeit (= „Moral“) sollen irgend etwas mit Gott zu tun haben, aber dieser hat ihm zufolge keine Macht in praktischen und wirtschaftlichen Fragen.

2. Weltbild

Die Bibel sieht die Welt als ursprünglich gute, vollkommene Schöpfung Gottes an, die aber durch menschliches Versagen („Sündenfall“) aus ihrer Unversehrtheit gerissen wurde. Die Menschen in diesem Stück nennen die Welt kalt und die Götter geben keine Antwort auf die Anklage gegen die schwierige Welt. Es gibt keine Benennung des „Bösen“ wie in der Bibel (Satan) sondern B.B. greift wie K. Marx das Geschäftliche, den Reichtum an.

3. Menschenbild

Die Hauptfigur ist hier gut und böse in einem. Dies soll verhindern, dass der Zuschauer sich mit ihr identifiziert – er soll die Figur beobachten, die aufgrund der Verhältnisse böse handelt. Viele Philosophen haben versucht, den Menschen so darzustellen, dass er aus eigener Kraft – ohne Gott – gut sein kann. Einflüsse von außen wie Erziehung sollen ihnen zufolge an seinem Fehlverhalten Schuld sein, dass nicht seinem Wesen entspricht. Brechts Marxismus schiebt die Schuld nun den wirtschaftlichen Verhältnissen zu: dem Reichtum anderer.

Daniel Ziegler