Irina: Hoffnung trotz AIDS

Irina war erst 11 Jahre alt. Aber in vielem war sie ihren Altersgenossen voraus. Auf einem Urlaub am Meer passierte es: Sie nahm das erste Mal weiche Drogen[1]. Doch dabei blieb es nicht. Schon bald begann sie zu rauchen und Alkohol zu trinken. Und als sie 12 Jahre alt war, nahm sie zum ersten Mal harte Drogen [2]. Ihr Freund – er war bereits 20 Jahre alt – war von Drogen abhängig. Er dachte sich nichts dabei. Und Irina wusste nichts von den Gefahren.

Von Drogen abhängig

Eigentlich mochte sie die Drogen gar nicht. Aber auch ihr zweiter Freund war drogenabhängig. Und so versuchte sie es wieder, einfach so. Sie war noch nicht abhängig, aber sie spürte eine schmerzhafte Leere in sich. Und die Drogen halfen ihr, damit fertig zu werden.
Mit 13 Jahren wurde alles dann noch schlimmer. Sie begann zu lügen und zu stehlen. Sie lief von zu Hause fort. Zusammen mit ihrem neuen Freund, er war schon 25, nahm sie immer mehr Drogen. Er warnte sie vor der Sucht, aber sie wollte nicht hören. ,Ich kann doch immer wieder aufhören“, dachte Irina. Kurze Zeit danach landete ihr Freund im Gefängnis. Aber für sie war es schon zu spät. Sie nahm weiter Drogen und kam nicht mehr davon los.

Die schlimmste Nachricht

Aber das Schlimmste sollte noch kommen. Als sie 16 Jahre alt war, ließ sie einen Bluttest machen. Das Ergebnis war für sie ein großer Schock. Sie war HIV [3] positiv, sie hatte AIDS [4]! Durch dreckige Nadeln oder durch ungeschützten Sex war der AIDS-Virus in ihren Körper gekommen. ,Das hat mich total fertig gemacht“, sagt sie.
Durch die Drogen hatte sie ihr Leben zerstört. Konnte sie jemals wieder davon loskommen? ,Ich habe alles probiert. Mehr als zehnmal versuchte ich, aus eigener Kraft loszukommen. Ich war in verschiedenen Krankenhäusern, verließ die Stadt, ja sogar mein Land. Aber es nützte alles nichts. Wo immer ich hinging, folgte mir die Sucht. Alles schien so unzuverlässig. Verwandte, meine Familie, Freunde, mein Selbstwertgefühl – alles hatte ich verloren. Selbst konnte ich mich nicht mehr retten. Mit jedem Tag wurde das Leben schwerer. Und doch – ganz tief in mir war noch ein Funken Hoffnung. Und daran hielt ich fest.“

Gibt es noch eine Hoffnung?

Eines Tages fand Irina auf der Straße einen Zettel. ,Es gibt Hoffnung“, stand darauf. ,Ich konnte es erst gar nicht glauben, aber meine Hoffnung fing an zu wachsen“, sagt Irina. Auf dem Zettel wurde zu einer christlichen Veranstaltung in einem Kino eingeladen. Zuerst wollte sie nicht kommen. Aber immer, wenn es ihr schlecht ging, sah sie sich wieder den Zettel an und träumte davon, diesem Leben mit der Droge zu entfliehen. Auch Freunde, denen in diesem Drogen- und Rehabilitationszentrum [5] geholfen wurde, luden Sie immer wieder ein.

Erst nach drei Monaten gab sie ihren Widerstand auf. In einem Moment großer Hoffnungslosigkeit besuchte sie das christliche Zentrum. Sie hatte viele Fragen. Ob es auch für sie Hilfe gab? Es dauerte nicht lange, bis sie verstand: ,Ohne Jesus habe ich keine Hoffnung!“

Ein Leben wird neu

Noch am selben Abend lud sie Jesus in ihr Leben ein. ,Seit diesem Moment hat sich mein Leben verändert“, erzählt Irina. ,Ich habe noch nie eine solche Veränderung in meinem Leben erlebt. Jesus ist nun mein bester Freund, und er hilft mir in allem. Er ist das Beste und Wertvollste, das ich habe. Ich möchte ihn nie mehr verlieren. Ich liebe ihn!“
Irina wurde bald darauf in das Drogen- und Rehabilitationszentrum aufgenommen. Sie erlebte, wie Gott ihr täglich durchhalf und wie Er sie von der Drogensucht freimachte. Viele Dinge musste Gott in ihrem Leben heilen. Aber sie weiß, dass Gott ihr vergeben und sie als sein Kind angenommen hat. Und was auch immer passiert, vor dem Tod hat sie keine Angst mehr.

Irina ist jetzt 20 Jahre alt. Am 3. Juni 2000 wurde in Svetlagorsk/Belarus ein 1600 m² großes Drogen- und Rehabilitationszentrum offiziell eingeweiht. Seit zweieinhalb Jahren arbeitet ein achtköpfiges Team des deutschen Missionswerkes TOS Dienste International in Svetlagorsk. Innerhalb dieser Zeit hat sich die Stadt durch diesen Dienst dramatisch verändert. Noch vor vier Jahren wurde Svetlagorsk auf Grund der dritthöchsten Rate von Aidskranken und Drogenabhängigen in den gesamten GUS-Staaten als die „sterbende Stadt“ bezeichnet. Inzwischen konnten die Statistiken der Stadt korrigiert werden.
Drogenabhängige werden ohne Entzugserscheinungen durch Gebet von ihren Süchten befreit, Beziehungen und Arbeitsfähigkeit wird wiederhergestellt. Sie werden durch das Eingreifen Gottes geistlich, emotional und körperlich geheilt, da Gott ein Interesse an ihrer gesamten Persönlichkeit hat. Bei Interesse an dieser Arbeit oder wenn Sie eine persönliche Not oder ein Anliegen haben, wenden Sie sich bitte an folgende Adresse: TOS Dienste International e.V., Zentrum für Heilung und Rehabilitation Svetlagorsk, Eisenbahnstr. 124, 72072 Tübingen, Deutschland. www.tos.info

[1] weiche Drogen (Rauschgifte): z. B. Alkohol, Nikotin und Medikamente. Grundsätzlich ist diese Unterscheidung irreführend. Alle Drogen sind Stoffe, die unser Bewusstsein verändern. Sie tun dies unterschiedlich stark, aber alle sind schädlich und machen fast immer abhängig. Eine Unterscheidung in weiche und harte Drogen ist eher eine Frage der gesellschaftlichen Anerkennung und verharmlost die Gefahr, die Drogen für jeden Einzelnen bedeuten.
[2] harte Drogen: z.B. Heroin, Cannabis, Kokain und Morphium
[3] HIV: Abkürzung für engl. human immunodeficiency virus: menschlicher Immunschwächevirus
[4] AIDS: [eids] Abkürzung für acquired immune deficiency syndrome: tödliche Immunschwächekrankheit sehr groß
[5] die Rehabilitation: Rückführung von Kranken, Verletzten, Süchtigen mit Dauerschäden in die Gesellschaft zu größtmöglicher Leistungsfähigkeit

 

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