Deutsche Bundesländer

Sachsen-Anhalt **

Das Bundesland Sachsen-Anhalt liegt im Osten Deutschlands, umgeben von den Bundesländern Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Seinen Doppelnamen verdankt es der Tatsache, dass in ihm die ehemalige preußische Provinz Sachsen und verschiedene kleine Fürstentümer zusammengefasst sind. Eins von ihnen war das Fürstentum Anhalt.

Das Land ist relativ schwach besiedelt. Auf insgesamt 20.447 qkm Fläche leben ca. 2,65 Millionen Menschen. Der höchste Punkt ist der 1141 Meter hohe Gipfel des „Brocken“ im Harz-Gebirge. Die Landeshauptstadt ist Magdeburg. Dort kreuzt der Mittellandkanal in Ost-West-Richtung die Elbe. Der Hafen von Magdeburg hat sich zum wichtigsten mitteldeutschen Binnenhafen entwickelt. Mehrere Autobahnen durchziehen das Land und verbinden es mit den anderen deutschen Bundesländern.

Figur "Sachsen-Anhalt" (Bild: Der Weg)

Westlich der Elbe erstreckt sich die „Magdeburger Börde[1]“ mit sehr fruchtbaren Böden. Der größte Teil des ca. 930 qkm großen Gebietes wird für den Anbau von Weizen, Gerste und Zuckerrüben verwendet.

Im Harz fanden sich früher reiche Bodenschätze an Kupfer und Silber. Auch der Abbau von Braunkohle hat lange Zeit vielen Menschen Arbeit und Brot gegeben. Auf die großen Salzlager tief in der Erde weisen heute noch viele Ortsnamen hin.

Halle und Wittenberg

Die bekannteste ehemalige Salzstadt ist Halle. Die Stadt an der Saale wurde schon früh als Universitätsstadt (seit 1694) berühmt. Heute ist sie ein wichtiges Zentrum für Industrie und Kultur. Die bekanntesten Söhne dieser Stadt sind wohl der große Komponist und Musiker Georg Friedrich Händel (1685 – 1759), der nach seinem Wirken in Hamburg und in Italien später in London lebte, und der Theologe und Pädagoge August Hermann Francke (1663 – 1727). Er begründete eine Armenschule und ein Waisenhaus, deren Tradition in der nach ihm benannten „Franckeschen Stiftung“ heute noch besteht. Über dem Giebel des Hauptgebäudes prangt[2] weithin sichtbar ein Bibelwort aus dem Propheten Jesaja 40, 31: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie die Adler.“

Eine andere bekannte Universitätsstadt des Landes war Wittenberg. Die Universität besteht heute nicht mehr, aber 1512 wurde der Theologe Martin Luther (1483 – 1546) als Hochschullehrer nach Wittenberg berufen. Am 31. Oktober 1517 schlug er seine berühmten 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche. Damit gab er den Anstoß zur Reformation der katholischen Kirche. In der Folgezeit entstanden die evangelisch-lutherischen Kirchen. „Sola scriptura!“[3], „Sola fide!“[4] und „Sola gratia!“[5], auf diese wenigen Begriffe lässt sich Luthers geistliche Erkenntnis vereinfachen. Die Begriffe haben bis heute ihre wichtige Bedeutung nicht verloren.

Landeshauptstadt Magdeburg

Zurück in die Landeshauptstadt: Die bald zwölfhundert Jahre alte Stadt ist bekannt durch den berühmten „Magdeburger Reiter“, der das Wahrzeichen der ehemaligen Hansestadt ist. Der bekannte Magdeburger Dom (Bauzeit 1209 – 1520) war die erste gotische Kathedrale in Deutschland.

Otto von Guericke zeigte in Magdeburg 1657 sein bekanntes Experiment mit den so genannten „Magdeburger Halbkugeln“. Auch durch acht Pferde auf jeder Seite ließen sich die hohlen und luftleeren metallenen Halbkugeln nicht voneinander trennen. Er wollte dadurch die von der Atmosphäre[6] ausgeübten Kräfte demonstrieren.

Der äußerst fleißige Komponist und Musiker Georg Philipp Telemann (1681 – 1767) wurde hier geboren. Er hätte sicher eine besondere Trauermusik geschrieben, wenn er Zeuge der großen Zerstörung der Stadt durch den Zweiten Weltkrieg geworden wäre. 16.000 Tote hatte die Stadt nach den Bombenangriffen des 16. Januar 1945 zu beklagen. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) war sie schon einmal nahezu völlig zerstört worden. Danach wurde sie als barocke Stadt wieder aufgebaut.

Rund um Dessau

Auch die Stadt Dessau wurde im letzten Weltkrieg zu 85% zerstört. Sie ist vor allem durch das 1925/26 von dem Architekten Walter Gropius als Hochschule für Gestaltung entworfene „Bauhaus“ bekannt, dass seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Der Baustil des „Neuen Bauens“ versucht mit moderner, sachlicher Architektur eine Einheit von Kunst und Technik herzustellen.

Auch das zwischen Dessau und Wittenberg gelegene 150 km2 große „Gartenreich Dessau-Wörlitz“ gehört dazu. Dieses Landschaftskunstwerk mit englischen Parkanlagen, Schlössern, Weideflächen und von Kleinarchitekturen gesäumten Flüssen und Seen entstand im 18. Jahrhundert.

Zwei Menschen der Region seien noch genannt: Im schönen mittelalterlichen Quedlinburg am Harz wurde der Dichter Friedrich Gottlieb Kloppstock (1724 – 1803) geboren. Besonders bekannt wurde sein Epos „Messias“. Und: aus dem Fürstenhaus Anhalt stammt die spätere russische Zarin Katharina II., genannt die Große (1729 – 1796).

Lothar von Seltmann

Weitere Informationen über Sachsen-Anhalt


[1] die Börde: [niederdeutsch, ursprünglich »Gerichtsbezirk«], fruchtbare, überwiegend landwirtschaftlich genutzte Ebene
[2] prangen: etwas ist an einer Stelle so befestigt o.Ä., dass es jeder gut sieht
[3] (lat.) „Allein die Schrift [Bibel]!“
[4] (lat.) „Allein der Glaube!“
[5] (lat.) „Allein die Gnade!“
[6] die Atmosphäre: die Mischung aus Gasen, die einen Planeten umgibt: